Präsidentschaftswahlen in den USA Jetzt gehen auch Clinton und Sanders in den Nahkampf

Washington · Während sich die Republikaner seit Monaten ankeifen, blieb es bei den Demokraten eher ruhig. Bis jetzt. Die Wahlkampfteams von Hillary Clinton und Bernie Sanders überschütten sich plötzlich gegenseitig mit Vorwürfen.

 Sanders und Clinton bei einer TV-Debatte Mitte Oktober.

Sanders und Clinton bei einer TV-Debatte Mitte Oktober.

Foto: ap

Hillary Clintons Wahlkampfteam warf dem Rivalen Bernie Sanders vor, Informationen über potenzielle Wähler im Wert von Millionen Dollar gestohlen zu haben. Sanders' Seite beschuldigte die Führung der Demokraten, dem Team die Informationen aus einer Datenbank vorübergehend vorzuenthalten - und so Partei für Clinton zu ergreifen.

Das Sanders-Team reichte vor einem Bundesgericht Klage ein, um die Daten zurückzubekommen. Politische Beobachter werteten den Schritt als ein Manöver, um die Anschuldigungen gegen das Team in einen politischen Vorteil zu verwandeln.

"Diese Informationen sind wirklich entscheidend für unsere Kampagne und unsere Strategie", sagte Clintons Wahlkampfmanager Robby Mook.
"Wir sind im Augenblick insbesondere beunruhigt, dass sie den Fakt, dass sie Daten gestohlen haben, als Anlass nehmen, um Geld für ihre Kampagne zu sammeln."

Sanders' Wahlkampfmanager Jeff Weaver schoss in Richtung des Demokratischen Nationalkomitees: "In diesem Fall versuchen sie eindeutig, dem Wahlkampf von Clinton zu helfen." In einem CNN-Interview sagte er am Freitagabend (Ortszeit): "Wir haben keine Clinton-Daten."

Bislang hatte das gesittete demokratische Präsidentschaftsrennen deutlich im Schatten der hitzigen Debatten der Republikaner gestanden. Die Reaktionen auf die Daten-Kontroverse zeigen nun, dass es offenbar eine Verwerfung zwischen den beiden Lagern gibt - und das rechtzeitig zur nächsten TV-Debatte der Demokraten an diesem Samstag.

Der Streit dreht sich um einen umfangreichen Informationsschatz über Wähler, der vom Demokratischen Nationalkomitee, kurz DNC, geführt wird. Die Wahlkampfteams können ihre eigenen Informationen in die Datenbank einspeisen. Anhand dieser Daten nehmen sie die Stimmberechtigten näher unter die Lupe und schätzen so, mit welchen Themen sie sie zum Wählen motivieren können.

Die DNC-Vorsitzende Debbie Wasserman Schultz sagte, dass Sanders' Team am Mittwoch "unangemessen und systematisch" auf die Clinton-Daten zugegriffen habe. Sie wies Weavers Aussagen zurück, wonach eine Softwarepanne dafür ebenso verantwortlich gewesen sei wie eine kleine Gruppe Stabsmitarbeiter, von denen bereits einer gefeuert worden sei.

Als Reaktion darauf hatte das DNC Sanders' Helfern den Zugang zu der Datenbank abgedreht. Eine Entscheidung darüber, ob das Team wieder Zugriff auf die Informationen erhalte, werde erst nach einer Erklärung darüber gefällt, wie die Daten gebraucht worden seien, sagte Schultz. Das wiederum brachte Weaver auf die Palme, der der Partei vorwarf, Sanders vom "Lebenselixier jeglichen Wahlkampfes" abzuschneiden. In der Klage hieß es später, durch die Sperre verliere Sanders täglich schätzungsweise 600 000 Dollar (550.000 Euro) an Spendengeldern.

"Es ist unerhört, zu behaupten, unser Wahlkampfteam habe Daten "gestohlen"", sagte Sanders-Sprecher Michael Briggs. "Was wahr ist, ist, dass die Daten, die wir gesammelt haben und die wir brauchen, um eine siegreiche Kampagne am Laufen zu halten, nun durch einen DNC, der dominiert wird von Clinton-Leuten, von uns gestohlen worden ist."

(ap)
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