TV-Duell in den USA Clinton und Trump attackieren sich - und werden persönlich

St. Louis · Der US-Präsidentschaftskandidat Trump – durch die Veröffentlichung eines Videos mit frauenfeindlichen Äußerungen in die Ecke gedrängt – hat beim TV-Duell gegen Kontrahentin Clinton auf Angriff geschaltet. Beide lieferten sich persönliche Angriffe – klar punkten konnte Clinton nicht.

Trump gegen Clinton: Das TV-Duell
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Trump gegen Clinton: Das zweite TV-Duell

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Der US-Präsidentschaftskandidat Trump — durch die Veröffentlichung eines Videos mit frauenfeindlichen Äußerungen in die Ecke gedrängt — hat beim TV-Duell gegen Kontrahentin Clinton auf Angriff geschaltet. Beide lieferten sich persönliche Angriffe — klar punkten konnte Clinton nicht.

"Wir sehen uns bei der TV-Debatte am Sonntagabend wieder", hatte Donald Trump gedroht. In einer Video-Botschaft hatte sich der konservative Präsidentschaftskandidat für seine frauenfeindlichen Äußerungen entschuldigt, die in einem Gespräch mit einem Moderator aufgezeichnet und am Freitag veröffentlicht worden waren. Zahlreiche Republikaner distanzierten sich von ihm. Doch es blieb nicht bei einem einfachen "Es tut mir Leid". Trump kündigte an, am Sonntag im Gespräch mit der demokratischen Kontrahentin Hillary Clinton zurückzuschlagen.

Das tat er dann bereits vor dem Schlagabtausch: Trump hatte mit vier Frauen eine Pressekonferenz abgehalten, die Bill Clinton vorwarfen, sie missbraucht zu haben. Durch den Auftritt mit den vier Frauen, die ihm ihre Unterstützung aussprachen, suchte er wieder aus der Defensive zu kommen.

Und das setzte er in dem TV-Duell fort. Das besondere an dem Format: Bei diesem zweiten Duell durfte auch eine ausgewählte Gruppe unter den Zuschauern — noch unentschlossene Wähler — das Wort haben. Die Moderatoren waren Anderson Cooper und Martha Raddatz.

"Niemand respektiert Frauen mehr als ich"

Das sagten Trump und Clinton bei der TV-Debatte
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Das sagten Trump und Clinton bei der TV-Debatte

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Und natürlich setzte die TV-Debatte genau bei den Aufnahmen an, in denen Trump sich auf verächtliche Weise über Frauen äußert. Der Präsidentschaftskandidat der Republikaner wiederholte, dass er sich bei seiner Familie entschuldigt habe. Er sagte, dass es sich bei den Äußerungen um Geschwätz handele, wie es zwischen Männern in einer Umkleidekabine falle. Er erklärte: "Niemand respektiert Frauen mehr als ich." Dann redete er über die Terroristen des Islamischen Staates.

Clinton musste einfach nur dastehen. Trumps Antworten sprachen für sich. Doch das zweite TV-Duell der beiden Präsidentschaftskandidaten geriet nicht zur erwarteten Blamage des Republikaners. In Umfragen lag er zuletzt hinter der Demokratin, nachdem diese in der ersten TV-Debatte überzeugt hatte. Clinton konnte sich nicht deutlich absetzen. Auch Trump konnte nicht entscheidend punkten, aber grobe Patzer leistete er sich kaum.

Clinton wiederholte ihre Anschuldigungen, Trump sei ein Verbündeter von Amerikas Gegnern, hege eine Verehrung für Russlands Präsidenten Wladimir Putin, habe keine Ahnung von den großen außenpolitischen Fragen. Sie war erneut sehr gut vorbereitet, wartete mit Details und Fakten auf, sprach ausführlich über ihre Pläne für den syrischen Bürgerkrieg.

Doch Trump schoss gegen Clinton: Er erklärte, Clinton würde längst im Gefängnis sitzen, wenn er für die Gesetze zuständig wäre. Er brachte mehrmals Clintons E-Mail-Affäre ins Spiel. Sie räumte anfangs ein, dass es ein Fehler gewesen sei, als Außenministerin dienstliche E-Mails über einen privaten, nicht gesicherten Server versandt zu haben.

Der Verweis auf die Affären von Clintons Ehemann Bill war Trumps Gegenangriff nach dem Video-Skandal. In der Debatte wiederholte er ihn. Bill Clinton habe sich viel schlimmer verhalten als er selbst, sagte er zu Beginn. Bei ihm selbst gehe es nur um Worte, bei Clinton um Taten. Der Wahlkampf, der an Skandalen ohnehin nicht arm war, ist an einem neuen Tiefpunkt angekommen.

In ersten Umfragen nach dem TV-Duell zeichnete sich ein klarer Sieg für Clinton ab. In einer Blitzumfrage des Senders CNN kam Clinton auf 57 Prozent, der Republikaner Trump auf 34 Prozent. Auch eine YouGov-Befragung von 812 wahrscheinlichen Wählern sah Clinton vorn. Allerdings unterschieden sich die Antworten von Frauen und Männern: Frauen sahen Clinton mit 50 zu 38 Prozent vorn, Männer dagegen Trump mit 46 zu 43 Prozent.

(vek)
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