Wahlkampf der Republikaner Warum die Vorwahl in Kalifornien so wichtig ist

Los Angeles · Das frustriert viele Kalifornier: Wenn sie mit ihren Vorwahlen an der Reihe sind, ist das Rennen oft schon gelaufen. Diesmal könnte alles anders sein – dank des republikanischen Chaos um Donald Trump.

 Donald Trump und Ted Cruz bei einer TV-Debatte im März 2016.

Donald Trump und Ted Cruz bei einer TV-Debatte im März 2016.

Foto: ap

Das frustriert viele Kalifornier: Wenn sie mit ihren Vorwahlen an der Reihe sind, ist das Rennen oft schon gelaufen. Diesmal könnte alles anders sein — dank des republikanischen Chaos um Donald Trump.

Kalifornien ist der bevölkerungsreichste Staat der USA. Und doch war es bisher oft so, dass er bei den Vorwahlen zur Präsidentschaft keine Rolle spielte, weil die parteiinternen Rennen um die Spitzenkandidatur in der Regel schon gelaufen waren, wenn im Westküstenstaat Anfang Juni abgestimmt wurde. Diesmal könnte alles anders kommen: Der chaotische Wettbewerb bei den Republikanern mit dem unerwarteten Aufstieg von Bewerber Donald Trump hat Kalifornien die mögliche Rolle des Königmachers im Vorwahlrennen der Konservativen beschert.

In Kalifornien winken 172 Delegierte für den Nominierungsparteitag - die höchste Zahl unter allen US-Staaten. Bis jetzt hat kein Republikaner die Delegiertenstimmen zusammengesammelt, die für die offizielle Krönung als Spitzenkandidat nötig sind.

Kaliforniens Vorwahl am 7. Juni setzt sich aus 54 verschiedenen Rennen zusammen - einem in jedem Kongresswahlbezirk und einem staatsweiten. Der Gewinner in jedem Distrikt erhält drei Delegierte, und ein Bonus von 13 zusätzlichen winkt demjenigen Kandidaten, der im gesamten Staat die meisten Stimmen erhalten hat.

"... der lügt nur"

Das heißt, dass ein solide demokratischer Bezirk mit vielen Latino-Bewohnern östlich des Stadtzentrums von Los Angeles die gleiche Bedeutung hat wie einer im traditionellen republikanischen Kernland Orange County. "Jeder, der dir erzählt, dass er eine gute Vorstellung davon hat, wie die Sache ausgeht, der lügt nur", sagt Robert Molnar, ein Berater von Steve Poizner, der den Wahlkampf des republikanischen Bewerbers John Kasich in Kalifornien leitet.

Der Staat war einst bei Präsidentschaftswahlen zuverlässig republikanisch gepolt. Heute wird er von Demokraten dominiert. Sie besetzen alle politischen Ämter auf Staatsebene, beherrschen beide Kammern des staatlichen Parlaments und haben rund 2,7 Millionen eingetragene Wähler mehr aufzuweisen als die Konservativen. Aber es kann sein, dass ihre Rolle bei den Vorwahlen der Demokraten unbedeutend ist: Die derzeitige Spitzenreiterin im Vorwahlrennen der Demokraten, Hillary Clinton, könnte die Nominierung bereits vor dem 7. Juni in der Tasche haben.

Bei den Republikanern führt Trump zwar derzeit das Bewerberfeld klar an. Aber es ist fraglich, dass er vor dem 7. Juni - mit Vorwahlen auch in New Jersey, Montana, New Mexico und South Dakota - die nötige Mehrheit von 1237 Delegiertenstimmen zusammenbekommen hat. Noch höher sind die Hürden für den texanischen Senator Ted Cruz, und Ohios Gouverneur Kasich kann die magische Zahl rechnerisch überhaupt nicht mehr erreichen.

Wenn niemand auf die nötige Zahl kommt, fällt die Entscheidung auf dem republikanischen Nominierungsparteitag im Juli - möglicherweise mit mehreren Abstimmungsrunden seitens der Delegierten.

Über die Prozeduren im dem Fall, dass die erste Runde keinen Sieger produziert, gibt es widersprüchliche Angaben. Dem Cruz-Wahlkampflager zufolge wären die kalifornischen Delegierten ab dann frei, den zu wählen, den sie möchten. Das heißt, sie wären nicht mehr an die kalifornischen Vorwahl-Ergebnisse gebunden. Staatliche Gesetze besagen dagegen, dass diese Freiheit erst nach zwei Abstimmungsdurchgängen ohne Gewinner einsetzt.

So oder so sind die Wahlkampflager aller republikanischen Bewerber dabei, potenzielle Delegierte auszuloten und sie darauf einzuschwören, ihrem Bewerber die Treue zu halten.

An der republikanischen Vorwahl können sich nur eingetragene Parteimitglieder beteiligen, ungefähr 4,8 Millionen. Das ist weniger als ein Drittel der insgesamt mehr als 17 Millionen registrierten Wähler in dem Westküstenstaat.

Die Vorhersagen von Molnar

Molnar sagt voraus, dass Kasich in Küstenbezirken, die oft zu den Demokraten tendieren, stark abschneiden wird. Cruz hat bisher vor allem sehr konservative und tief religiöse Wähler an sich gezogen, Trump mit seiner populistischen Botschaft die weiße Arbeiterschicht und jene, die vom Washingtoner Establishment die Nase voll haben.

Der Immobilienmogul konnte sich bisher auf Zuspruch außerhalb der republikanischen Hauptströmung stützen, und fast jeder vierte Wähler in Kalifornien gehört keiner Partei an. Aber all jene Unabhängige sind wie alle eingetragenen Mitglieder anderer Parteien von der republikanischen Vorwahl ausgeschlossen - es sei denn, sie lassen sich vorher noch bei den Konservativen registrieren. Auch dieser Faktor macht es schwer berechenbar, wie Trump im "Goldenen Staat" abschneiden wird.

(spol/ap)
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