US-Wahlkampf Die fünf Stolperfallen der Hillary Clinton

Washington · Während der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump bei den US-Wählern weiter an Boden gewinnt, scheint es bei der demokratischen Top-Kandidatin Hillary Clinton im Wahlkampf nicht rund zu laufen.

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Die politische Karriere von Hillary Clinton

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Foto: afp, LARRY DOWNING

Hillary Clinton bemüht sich. Sie bemüht sich wirklich. Sie tingelt durch Iowa, sie tingelt durch New Hampshire. Mal versucht sie volkstümlich zu wirken. Mal versucht sie, mit ausgefeilten politischen Programmen zu punkten. Immer ist sie informiert, hat kluge Antworten parat. In Umfragen liegt sie weit vorn. Selbst Kritiker meinen, dass ihr die Kandidatur der Demokraten für die US-Präsidentenwahlen 2016 nicht mehr zu nehmen ist.Und dennoch: Irgendetwas stimmt nicht. Es läuft nicht rund. Die Zweifel nehmen zu. Selbst die wohlmeinende Zeitung "Washington Post" titelt jetzt: "Vielleicht ist Hillary Clinton einfach keine sehr gute Kandidatin?" Die Frage steht im Raum: Wiederholt sich die Geschichte? Könnte Clinton erneut scheitern?

Es ist so vieles, was nicht stimmt

Problem Nummer eins: Clinton wird die "E-Mail-Affäre" nicht los. In ihrer Amtszeit als Außenministerin hatte sie Mailverkehr über ihren privaten Server abgewickelt. Das ist zwar nicht verboten, aber eher ungeschickt. Fast noch schlimmer: Auch ihr Krisenmanagement ist ungeschickt. Nur zögerlich und scheibchenweise gibt sie die Mails jetzt heraus.

Kritiker monieren, niemand könne sicher sein, dass sie Missliebiges gelöscht hat. Jetzt hakt ein Gericht in Washington nach: Weitere 300 Mails müssen von Geheimdiensten gecheckt werden. Sollte sich herausstellen, dass Geheimnisse über ihren ungeschützten Server gingen, hat Clinton ein echtes Problem.

Problem Nummer zwei: Die Mail-Affäre bringt das alte Problem ans Tageslicht: Clintons "trust gap" - ihr Glaubwürdigkeitsproblem. Zweifel an ihrer Aufrichtigkeit hängen der früheren First Lady seit Jahren an. "Es ist keine Frage, dass Clinton und ihr Wahlkampfteam einen Vertrauensmangel bei den Wählern haben", meint Chris Cillizza von der "Washington Post". Schon heute steht fest: Die Republikaner werden ihr das im Wahlkampf unerbittlich um die Ohren schlagen - falls Clinton nominiert werden sollte.

Problem Nummer drei: Clinton wirkt im direkten Kontakt mit Wählern nach wie vor hölzern und spröde - so sehr sie sich auch um Volksnähe bemüht. "Clinton und ihr Team haben sich emsig bemüht, den öffentlichen Eindruck zu überwinden, dass sie abgehoben und unnahbar wirkt", meint die "New York Times". Bislang vergeblich. Am wohlsten scheint sich Clinton zu fühlen, wenn sie Programme erläutert.

Problem Nummer vier: das Alter. Auch, wenn das Thema derzeit öffentlich keine sehr große Rolle spielt - es wird unter Garantie wiederkommen. Wenn im November 2016 gewählt wird, ist Clinton 69 Jahre alt - so alt war Ronald Reagan, als er ins Weiße Haus einzog. "Oma Hillary" als Präsidentin? Nach zwei Amtszeiten wäre sie 77.

Problem Nummer fünf: Bernie Sanders. Der Senator aus Vermont, der sich selbst als Sozialist bezeichnet, ist zwar schon 73 - doch er strahlt Engagement, Begeisterung und juvenile Frische aus wie sonst kaum ein anderer. "Wir haben eine Botschaft an die Milliardärsklasse. Und die Botschaft heißt: Ihr könnt nicht alles kriegen", ruft Sanders seinen Anhängern zu. Das sind Sätze, mit denen in den USA niemand Präsident wird; aber Sätze, die linke Demokraten von den Stühlen reißen - Clinton ist viel zu clever, um so etwas zu wagen.

Zwar liegt Clinton in nationalen Umfragen weit vorn. Doch ihr Vorsprung schrumpft. Vor allem aber: In New Hampshire hat Sanders praktisch aufgeholt. New Hampshire ist nach Iowa der zweite Staat, in dem im Februar Vorwahlen stattfinden. Schon heute steht fest, dass Clinton mächtig zittern muss, zumal böse Erinnerungen wach werden.

2008 erlebte Clinton - damals haushohe Favoritin - bei der ersten Abstimmung in Iowa ihr Waterloo. Als Gewinner ging ein junger Afroamerikaner aus dem Rennen hervor, den zuvor kaum jemand auf dem Zettel gehabt hatte: Barack Obama.

Donald Trump gewinnt weiter an Boden

Und während Clinton mit ihren Problemen kämpfen muss, hat - trotz des Medienrummels um angeblich frauenfeindliche Aussagen - der republikanische Präsidentschaftsbewerber Donald Trump bei den US-Wählern an Boden gewonnen. Wie aus einer vom Nachrichtensender CNN und dem Institut ORC durchgeführten Meinungsumfrage hervorgeht, würden 24 Prozent der republikanischen Wähler eine Kür des Immobilientycoons zum Präsidentschaftskandidaten unterstützen. Der ehemalige Gouverneur von Florida, Jeb Bush, liegt mit 13 Prozent an zweiter Stelle. Seit der letzten Umfrage vor einem Monat legte Trump bei dieser Frage um sechs Prozentpunkte zu.

58 Prozent jener Wähler, die zu den Republikanern tendieren, haben eine positive Meinung von Trump. Vor allem bei Wirtschaftsfragen und dem Thema illegale Einwanderung genießt er das Vertrauen dieser Wählergruppe. Dennoch: 58 Prozent der befragten Republikaner sagten, die Partei hätte mit einem anderen Kandidaten eine bessere Chance, die Präsidentenwahl im November 2016 zu gewinnen.

Die am Dienstag veröffentlichte Umfrage ist die erste landesweite seit der im TV übertragenen Diskussionsrunde der republikanischen Präsidentschaftsbewerber vor knapp drei Wochen. Trump hatte anschließend mit bizarren Bemerkungen über die Moderatorin für Aufregung gesorgt.

(dpa)
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