TV-Debatte der Demokraten Keiner kann Hillary das Wasser reichen

Meinung | Las Vegas · Die demokratischen US-Präsidentschaftsbewerber haben sich am Dienstagabend in Las Vegas eine erste TV-Debatte geliefert. Hillary Clinton zeigte sich spontan, locker, humorvoll und bewies ihre Überlegenheit - doch bis zu den Vorwahlen kann noch viel passieren.

Hillary Clinton greift Bernie Sanders bei TV-Debatte zur US-Wahl an
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TV-Debatte: Hillary Clinton greift Bernie Sanders an

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Foto: afp, em/lwc

Gewiss, eine Fernsehdiskussion allein besagt noch nicht viel. Meist sind solche Runden ja schneller vergessen, als es die Sender, die sie ausrichten, wahrhaben mögen. Aber einen Schluss darf man nach der Debattenpremiere der demokratischen Kandidaten für die Wahl 2016 wohl ziehen: Im Augenblick gibt es keinen, der Hillary Clinton in diesem Format das Wasser reichen könnte.

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Foto: dpa/Matt Rourke

Sie nach einer einzigen Vorstellung bereits zur Siegerin des Vorwahlmarathons auszurufen, wäre sicher töricht. Nicht zu vergessen: Auch Barack Obama, der vor acht Jahren in den Streitgesprächen vor laufender Kamera nicht gerade glänzte, anders als mit brillanten Reden, hatte in einer vergleichbaren Phase des Ausscheids das Nachsehen gegenüber der Favoritin Clinton, bevor er die Auftaktvorwahl in Iowa gewann und das Blatt wenden konnte. Nur ist diesmal bei den Demokraten weit und breit kein zweiter Obama in Sicht, auch das hat der Wortstreit in Las Vegas erhärtet.

Bernie Sanders, der kantige Sprecher der Linken, wärmt zwar die Herzen einer Partei, die nach dem Schock der Finanzkrise die Exzesse des Kapitalismus so prägnant thematisiert wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Dass er mit seiner Agenda, dem Streben nach einem Wohlfahrtsstaat skandinavischer Prägung, eine amerikanische Wahl gewinnt, kann man sich allerdings nur schwer vorstellen. Und in den eigenen Reihen fehlt ihm die Koalition aus Studenten, Afroamerikanern und Hispanics, auf die sich Obama einst stützen konnte. Nur die Studenten scheinen Sanders mehrheitlich den Vorzug gegenüber Clinton zu geben.

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Foto: afp, LARRY DOWNING

Immerhin, wie souverän der Senator darauf verzichtete, die Affäre um den laxen Umgang der Außenministerin Clinton mit dienstlichen E-Mails zum eigenen Vorteil auszuschlachten, nötigt Hochachtung ab. Was für ein Kontrast zu den Rhetorikkeulen eines Donald Trump, die die Debatten der Republikaner zu verbalen Raufereien ausarten lassen. Die Wähler mit ihren Alltagssorgen hätten es satt, noch länger über "diese verdammten E—Mails" zu reden: Dieser Sanders-Satz wird wohl von diesem Abend am ehesten in Erinnerung bleiben.

Die drei übrigen Rivalen, Lincoln Chafee, Martin O'Malley und Jim Webb, dürften mit dem Ausgang des Rennens nichts zu tun haben. In der Casinostadt ist keinem von ihnen der große rhetorische Wurf gelungen, der sie mit einem Mal aus dem Schatten heraustreten ließe.

Vielleicht wirft Joe Biden, der seit Wochen öffentlich mit sich ringende Vizepräsident, seinen Hut noch in den Ring. Wenn ja, wäre er der Kandidat, der Hillary Clinton am ehesten gefährlich werden könnte. Die wiederum hat in Las Vegas bewiesen, dass sie durchaus spontan, locker und humorvoll sein kann, nicht so hölzern, fast unnahbar mit genauestens abgezirkelten Sätzen, wie es manche ihrer Wahlfilmchen vermitteln. Beim Debattieren ist sie der Konkurrenz überlegen, jedenfalls für den Moment.

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