US-Vorwahlkampf Trump und Sanders liefern sich Fernduell

Columbus · Auf Donald Trumps Kundgebungen kam es zuletzt zu heftigen Protesten, in Chicago flogen sogar die Fäuste. Für seine Gegner ist dies die logische Folge seiner scharfen Rhetorik, doch Trump wiegelt ab – und macht in Bernie Sanders einen Schuldigen aus.

 Ein Sanders-Anhänger sorgte als Überraschungsgast für Unmut bei den Trump-Fans.

Ein Sanders-Anhänger sorgte als Überraschungsgast für Unmut bei den Trump-Fans.

Foto: afp, jps

Auf Donald Trumps Kundgebungen kam es zuletzt zu heftigen Protesten, in Chicago flogen sogar die Fäuste. Für seine Gegner ist dies die logische Folge seiner scharfen Rhetorik, doch Trump wiegelt ab — und macht in Bernie Sanders einen Schuldigen aus.

US-Präsidentschaftsbewerber Donald Trump bekommt wegen der teils hitzigen Atmosphäre auf seinen Kundgebungen immer mehr Gegenwind, will seine Rhetorik jedoch nicht mäßigen. Am Wochenende wies der Milliardär jegliche Verantwortung für die jüngste Gewalt auf seinen Veranstaltungen zurück und verteidigte Anhänger, die wegen Übergriffen auf Protestler mit Strafverfolgung rechnen müssen.

Dem demokratischen Bewerber Bernie Sanders hielt Trump zudem vor, gezielt "Störer" auf seine Events zu schicken. Sanders wies den Vorwurf zurück und rief den Milliardär auf, mäßigend auf seine Unterstützer einzuwirken.

Am Freitagabend hatte Trump seine Wahlkampfveranstaltung in Chicago nach Auseinandersetzungen zwischen Fans und Gegnern absagen müssen. Tags darauf wurde er in Cleveland und Kansas City bei Reden mehrfach unterbrochen. In Dayton in Ohio sprang ein Mann sogar auf die Bühne, auf der Trump sprach. Polizisten führten die Demonstranten aus der Halle ab.

"Wir wollen nicht provozieren. Wir wollen Frieden (...) Wir wollen keinen Ärger", erklärte Trump am Samstag bei einem Auftritt in Bloomington im US-Staat Illinois. Bei weiteren Auftritten in Florida und Ohio sagte er seinen Unterstützern, dass deren Frust lediglich gerechter Zorn über das korrupte politische und wirtschaftliche System sei. Seine Gegner seien hingegen "böse Menschen", die "dem Land schaden", erklärte Trump.

Später drohte der Immobilienmogul Sanders mit Revanche, weil dieser angeblich Protestler zu seinen Kundgebungen schicke. "Sei vorsichtig Bernie, oder meine Anhänger gehen zu deinen (Events)", twitterte Trump am Sonntag.

Sanders zeigte sich kampfeslustig. "Schicke sie ruhig", antwortete sein Team per Twitter. "Sie verdienen es zu sehen, wie ein echter ehrlicher Politiker sich anhört."

Bei einem von CNN übertragenen Bürgertreffen bezeichnete Sanders den Milliardär zudem als einen "pathologischen Lügner". Nie habe seine Kampagne jemanden dazu ermuntert, den Wahlkampf von anderen zu stören, sagte Sanders. Trump sei "ein Mann, der stillschweigend Gewalt duldet und das Ergebnis kann man dann sehen". Er hoffe, dass Trump sich deutlich mäßige.

Abstimmungen in Ohio und Florida wegweisend

Am Dienstag stehen im Wahlkampf wichtige Vorwahlen an. Als besonders wegweisend gelten die Abstimmungen in Ohio und Florida, da dem Sieger in diesen Staaten alle zu vergebenden Delegiertenstimmen zufallen, selbst wenn er nur eine knappen Vorsprung vor seinen Rivalen haben sollte.

In Ohio sind 66 republikanische Delegiertenstimmen zu vergeben, in Florida 99. Sollte Trump beide Staaten gewinnen, hätte er etwa die Hälfte der 1237 Delegierten, die für die republikanische Parteinominierung nötig sind. Gewählt wird auch in Illinois, Missouri und North Carolina.

Eine Siegeschance rechnet sich der bisher glücklose Gouverneur John Kasich in seinem Heimatstaat Ohio aus. Nach langer Zurückhaltung verschärfte auch er seine Attacken auf Trump. Der "giftige" Ton, den Trump geschaffen habe, mache es noch viel wichtiger, dass er in Ohio gewinne, sagte Kasich der Nachrichtenagentur AP. Zudem listete der Gouverneur einige der umstrittenen Äußerungen des Spitzenreiters im Feld der republikanischen Bewerber auf. Dazu gehörte ein Aufruf Trumps an Kundgebungsteilnehmer, etwas mehr "zurückzuschlagen" oder dessen Einlassung, dass er einem Protestler gerne ins Gesicht schlagen würde. Dies sei nicht, was Ohio wolle, sagte Kasich.

(gol/ap)
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