Netz spottet über das TV-Duell "Dirty Dancing" statt Dirty Talking zwischen Clinton und Trump

Düsseldorf · In den sozialen Medien geht ein Video vom TV-Duell zwischen den US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump viral. Es zeigt nicht etwa die giftigen Attacken der Bewerber, sondern ein harmonisches Paar mit einem bekannten Duett.

Das sagten Trump und Clinton bei der TV-Debatte
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Foto: rtr, HB

Lächelnd kommt sie die Treppe hinunter. Er tut es ihr ein paar Meter weiter gleich, wirft einen verlegenen Blick zu ihr hinüber. An der großen Bühne angekommen strahlt das Paar um die Wette, die Musik beginnt mit seichten Klängen einer den meisten wohl gut bekannten Melodie aus dem Filmklassiker "Dirty Dancing" aus dem Jahr 1987. Das Publikum schaut erwartungsfroh, als er sich das Mikrofon nimmt und die ersten Zeilen von "(I've had) The time of my life" anstimmt.

Sie lehnt entspannt an ihrem Stuhl, scheint ihren Verehrer bewundernd anzuschmachten. Neckisch, etwas provokant, wirbt der Sänger um die Gunst der Angebeten. Dann greift auch sie zum Mikrofon. Wippt zum Takt der Musik und singt von der Zeit ihres Lebens, die sie mit ihm hatte.

Das glaubt man ihr sofort. Nur dass die beiden Protagonisten alles andere als eine Liebesbeziehung verbindet. Sie in keinster Weise an seiner Seite steht, wie es das Lied besagt. Denn sie, das ist Hillary Clinton, US-Präsidentschaftskandidatin der Demokraten — nicht etwa Jennifer Warnes, die das Lied im Original gesungen hat. Und er ist Donald Trump, Präsidentschaftskandidat der Republikaner, nicht der Sänger Bill Medley. Das Video ist eine Montage aus Szenen aus dem zweiten TV-Duell und dem Filmsong. Fast 50 Millionen Mal wurde es bis Dienstagmittag aufgerufen.

Er ist bekannt als polemischer Unternehmer und zuletzt nicht nur durch rassistische Äußerungen aufgefallen, sondern auch durch sexistische gegenüber Frauen. Sie macht sich für die Frauenbewegung und Gleichberechtigung stark. Und was diese beiden Politiker sich an diesem Abend liefern, kann man zwar durchaus als Dirty Talking bezeichnen, aber sicher nicht als romantisches Liebes-Duett. Vielmehr kam vor Millionen Fernsehzuschauern ordentlich dreckige Wäsche auf die Bühne.

Das TV-Duell am Sonntag machte seinem Namen alle Ehre. Die verbalen Giftpfeile flogen zwischen den Präsidentschaftskandidaten nur so hin und her. Sachliche Argumente gab es nur selten. Und so war von einer magischen Melodie während der Debatte aber auch so gar nichts zu spüren. Clinton und Trump bevorzugten dann doch eher die lauten, derben Töne.

Wenn Blicke töten könnten, bräuchten die USA wohl zwei neue Präsidentschaftskandidaten. Die Leidenschaft sprang den beiden zwar nur so aus den Augen. Was zu der Melodie des Dirty-Dancing-Hits aber wie Geturtel zwischen zwei frisch Verliebten wirkt, das waren in der Realität des US-Wahlkampfes abschätzige und eisige Blicke, süffisantes Grinsen, ironisches Lachen. Und statt Hand in Hand die Bühne zu verlassen, ringen sich Clinton und Trump gerade so und fast angewidert zu einem Händedruck zum Abschied durch. Vergessen werden die beiden Präsidentschaftskandidaten diese Zeit ihre Lebens aber dennoch sicher nicht.

(rent)
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