Nach Schwächeanfall Clinton kehrt Donnerstag in den Wahlkampf zurück

Philadelphia · Hillary Clinton geht es wieder besser. Eine längere Wahlkampf-Pause kommt für die erkrankte US-Präsidentschaftskandidatin nicht in Frage. Barack Obama war kurzzeitig für sie eingesprungen.

 Präsidentschaftskandidatin Clinton (Archiv)

Präsidentschaftskandidatin Clinton (Archiv)

Foto: dpa, chu jma iku

Nach ihrer krankheitsbedingten Pause will US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton am Donnerstag den Wahlkampf wiederaufnehmen. Dies teilte ihr Sprecher Nick Merrill am Dienstagabend (Ortszeit) in Washington mit. Die Kandidatin habe den Tag mit der Lektüre von Akten und mit Telefonanrufen verbracht, sagte er. Zudem habe sie den Wahlkampfauftritt verfolgt, den Präsident Barack Obama für sie in Philadelphia absolviert hatte.

Nach einem Schwächeanfall am Sonntag hatte Clinton ihre Termine bis Mittwoch abgesagt. Der Vorfall rückte die Gesundheit der demokratischen Präsidentschaftsbewerberin in den Fokus. Erst nach dem Schwächeanfall hatte Clintons Kampagne mitgeteilt, dass bereits am Freitag eine Lungenentzündung diagnostiziert worden sei. Sie musste in den USA viel Kritik dafür einstecken, dass sie dies der Öffentlichkeit nicht gleich mitgeteilt hatte.

Kritik an Clintons Umgang mit der Erkrankung kam auch aus Deutschland. "Ich bin erstaunt, wie unglücklich der Krankheitsfall von Clintons Mannschaft kommuniziert wurde", sagte der Koordinator der Bundesregierung für deutsch-amerikanische Beziehungen, Jürgen Hardt (CDU), den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Es sei eine goldene Regel der Kommunikation, in solchen Fällen von Anfang an reinen Wein einzuschenken. "Diese Regel zu missachten war ein schwerwiegender Fehler", kritisierte Hardt. "Die Glaubwürdigkeit leidet."

Clinton: "Habe Erkrankung nicht ernst genommen"

Clinton hatte am Montag in einem TV-Interview eingestanden, die Öffentlichkeit erst spät über die Lungenentzündung informiert zu haben. Sie habe ihre Erkrankung selbst nicht ernst genommen. Ihr gehe es aber wieder gut, betonte die 68-Jährige. Bei den abgesagten Terminen wurde sie von ihrem Mann, Ex-Präsident Bill Clinton, vertreten.

US-Präsident Barack Obama verteidigte derweil seine Parteifreundin und Wunschnachfolgerin gegen "unfaire" Kritik. Hillary Clinton habe "mehr unfaire Kritik aushalten müssen als irgendjemand", sagte Obama bei einem Wahlkampfauftritt für Clinton in Philadelphia. Es war der erste Solo-Auftritt des Amtsinhabers im diesjährigen Präsidentschaftswahlkampf.

Obama bemühte sich in seiner Rede, die Aufmerksamkeit wieder auf die Schwächen des republikanischen Präsidentschaftskandidaten Donald Trump zu lenken: "Donald Trump erzählt jeden Tag irgendwelches Zeug, das ihn für das Amt des Präsidenten disqualifiziert." Inzwischen trete ein Gewöhnungseffekt ein, bedauerte Obama. Und nur, weil er es immer und immer und immer wieder macht, haben die Medien aufgegeben."

Obama froh, wieder Wahlkampf machen zu dürfen

In der Rede vor rund 6000 jubelnden Anhängern zeigte sich Obama kampflustig. "Es ist gut, wieder auf Wahlkampftour zu sein", rief er. "Ich werde in diesem Herbst so hart arbeiten wie ich kann, damit Hillary Clinton gewählt wird."

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Foto: AP/Andrew Harnik

Die Republikaner konzentrierten sich im Wahlkampf derweil weiter auf umstrittene Aussagen Clintons von vergangener Woche, die von Kritikern als Beleidigung der Trump-Wähler verstanden wurden. "Während meine Gegnerin Euch als bedauernswert und hoffnungslos schmäht, bezeichne ich Euch als hart arbeitende Patrioten", sagte Trump in Iowa. Sein Vizekandidat Mike Pence kritisierte Clintons Äußerungen in Washington als "katastrophale Beleidigung des amerikanischen Volks".

Clinton hatte vergangene Woche die Hälfte der Anhänger von Trump als "bedauernswert" bezeichnet. Vor Verfechtern von Schwulenrechten sprach sie von "Rassisten, Sexisten, Homophoben, Ausländerfeinden, Islamfeinden" und nannte diese Leute "hoffnungslos, aber zum Glück sind sie nicht Amerika".

Erneuter Hacker-Angriff auf Demokratische Partei

Wie die Demokratische Partei von Hillary Clinton unterdessen bekannt gab, sei sie erneut Opfer eines Angriffs russischer Hacker geworden. Weitere Dokumente seien gestohlen worden und würden voraussichtlich veröffentlicht, erklärte die Interimschefin der Partei, Donna Brazile. "Es gibt eine Person, die von diese kriminellen Handlungen profitiert, und das ist Donald Trump."

Clintons republikanischer Rivale im Wahlkampf hatte sich in der Vergangenheit positiv über den russischen Präsidenten Wladimir Putin geäußert. Außerdem hatte er im Juli Russland dazu eingeladen, E-Mails von Clinton aus deren Zeit als US-Außenministerin auszugraben. Später hatte Trump gesagt, diese Bemerkung sei sarkastisch gemeint gewesen.

Bereits Ende Juli hatte Clinton Russland Cyber-Spionage gegen ihre Demokratische Partei vorgeworfen und angedeutet, die Regierung in Moskau könnte sich so in den US-Wahlkampf einmischen. Zuvor hatte die Enthüllungsplattform WikiLeaks Tausende E-Mails veröffentlicht, die Clinton parteiintern in die Bredouille brachten und zum Rücktritt von Parteichefin Debbie Wasserman Schultz führten. Die Dokumente zeigten, dass die eigentlich zu Neutralität verpflichtete Parteispitze im Vorwahlkampf Clinton den Vorzug vor dem linken Senator Bernie Sanders gab. Das sorgte für Unmut im linken Flügel der Demokraten.

(sb/afp/reu)
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