Paul Manafort Trumps Weichmacher

Washington · Lobbyist Paul Manafort ist Donald Trumps neuer Chefberater. Er will dem Populisten ein seriöses, netteres Image verpassen.

Paul Manafort, hier an der Seite von Ben Carson.

Paul Manafort, hier an der Seite von Ben Carson.

Foto: afp, jr

Paul Manafort ist Experte für Imagepflege. Er versucht Politiker von Rang in ein günstiges Licht zu rücken, auch wenn es sich im Laufe seiner Karriere bisweilen um solche handelte, an deren Image sich kaum noch etwas polieren ließ: etwa um Mobutu Sese Seko oder Ferdinand Marcos, die Autokraten Zaires beziehungsweise der Philippinen. Vor ein paar Wochen hat er bei Donald Trump angeheuert und führt inzwischen die Regie im Kampagnenstab des Milliardärs.

Trump 2.0, wenn man so will

Manaforts Job ist es, seinen Klienten weichzuzeichnen, ihn so zu vermarkten, dass er daherkommt wie ein Mann mit Gravitas, nicht wie das vulgäre Großmaul, als das er bisher im Wahlkampf zu erleben war. Trump 2.0, wenn man so will.

Vor der Parteiführung der Republikaner hat es der PR-Profi neulich so skizziert: Wenn Trump auf der Bühne stehe, "wenn er draußen über die Dinge redet, über die er nun mal redet, dann projiziert er ein Image, das einzig und allein diesem Zweck dient". Nämlich dem, die Wut seiner Anhänger zu schüren, sagte Manafort zwischen den Zeilen. Bald aber werde man einen anderen Trump erleben, einen facettenreicheren, seriöseren, "die reale Person". Sobald der Unternehmer die Kandidatur fürs Weiße Haus in der Tasche habe und sich dem voraussichtlichen Duell gegen Hillary Clinton zuwenden könne, werde er die politische Mitte ansteuern.

Als hätte "The Donald" nur eine Rolle gespielt

Das klang so zynisch, so abgeklärt, als wäre alles vorher nur billige Show gewesen. Als hätte "The Donald" nur eine Rolle gespielt, als er forderte, elf Millionen illegale Immigranten zu deportieren und Muslime vorläufig nicht mehr einreisen zu lassen. Als er Frauen verhöhnte und auf einer Kundgebung rief, er würde einem Demonstranten am liebsten ins Gesicht schlagen.

Manafort jedenfalls will den Parteigranden das Gefühl vermitteln, als ließe sich bis zum November wieder vergessen, was anständigere Konservative über Trump sagen: Dass sie ihn nie und nimmer wählen, dass sie der Wahl lieber fernbleiben als für ihn zu stimmen. Schon der Habitus des 67-Jährigen soll dabei wie eine Beruhigungspille wirken. Nadelstreifen, druckreife Wortwahl: Manafort wirkt wie der Inbegriff jenes politischen Establishments, gegen das sein neuer Auftraggeber so vom Leder zieht. Er ist der Kontrast zu Trumps bisherigem Manager: Corey Lewandowski, einem rüden Tea-Party-Aktivisten aus New Hampshire, der einmal in Florida eine Reporterin am Arm packte, weil sie dem Kandidaten ein paar Fragen zu stellen versuchte.

Manafort gehörte zu Fords Mannschaft

Manafort hat sein gesamtes Berufsleben in der Politik verbracht. Auf dem republikanischen Wahlparteitag des Sommers 1976, da war er 27, gehörte er zur Mannschaft des damaligen US-Präsidenten Gerald Ford, deren Aufgabe es war, hinter den Kulissen um die Gunst schwankender Delegierter zu buhlen. Fords Herausforderer hieß Ronald Reagan, beide lagen praktisch gleichauf, so dass der Konvent zu einem Nervenspiel wurde, anders als die "Krönungszeremonien", wie sie in aller Regel zelebriert werden, perfekt inszenierte Medienspektakel zur Kür eines Bewerbers, der sich im Vorwahlmarathon durchgesetzt hat. Das seltene Drama einer "Contested Convention", 2016 könnte es sich wiederholen. Auch deshalb wurde Manafort von Trump geholt.

Um Trumps Nominierung doch noch zu verhindern, haben sich nun die beiden republikanischen Bewerber Ted Cruz und John Kasich zusammengeschlossen. Die Vereinbarung sieht vor, dass sich Kasich am 3. Mai bei der Vorwahl in Indiana zurückhält und sich auf die Abstimmungen in Oregon am 17. Mai und New Mexico am 7. Juni konzentriert, wo wiederum Cruz ihm den Weg freimachen will. In anderen Staaten wollen sie weiter gegeneinander antreten.

(RP)
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