Nach der US-Wahl Berlin sucht den Kontakt zu Donald Trump

Washington/New York · In vielen US-Städten protestieren Menschen gegen den künftigen Präsidenten. Die Bundesregierung hat bislang keinen Kontakt zum Trump-Lager. Sie schickt jetzt ihre Außenpolitiker nach Übersee.

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US-Präsident Barack Obama hat seinen gewählten Nachfolger Donald Trump am Donnerstag zu einem ersten Gespräch im Weißen Haus empfangen. Beide beredeten im Oval Office Themen rund um die Übergabe der Amtsgeschäfte im Januar. Obama beschrieb die knapp 90-minütige Unterredung anschließend als exzellent und weitreichend. Das Treffen gilt als Beginn der Übergangsphase, die mit der Vereidigung Trumps am 20. Januar endet. Obama sagte, sein Team werde alles tun, um Trump zum Erfolg zu verhelfen. "Wenn Sie Erfolg haben, hat das Land Erfolg", sagte er zu Trump. Dieser sprach von einer "großen Ehre" und kündigte an, Obama noch häufig zu treffen, um von dessen Rat zu profitieren.

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Zahlreiche Demonstranten hatten sich dagegen noch nicht mit dem überraschenden Sieg Trumps bei der Wahl am Dienstag abgefunden. Tausende gingen in mindestens zehn Städten von der West- bis zur Ostküste der USA auf die Straße. Die über das Wahlergebnis Enttäuschten schwenkten US-Fahnen und skandierten: "Nicht mein Präsident", "Respektiere alle Frauen" und "Keine rassistischen USA".

Die Bundesregierung will unterdessen mit der neuen Trump-Administration in Kontakt treten. Bislang hatte sich nur der deutsche Botschafter in den USA, Peter Wittig, mit dem Schwiegersohn Trumps, Jared Kushner, getroffen. Nächste Woche fliegt der Amerika-Beauftragte der Bundesregierung, der CDU-Abgeordnete Jürgen Hardt, nach Nordamerika, um sich zunächst in New York, dann bei einer Sicherheitskonferenz in Halifax mit Außenpolitikern der Republikaner zu treffen. Berlin setzt darauf, dass Trump zu der Erkenntnis gelangt, eine umso erfolgreichere Präsidentschaft zu bekommen, je intensiver er die Granden seiner Partei im Kongress einbindet.

Hardt hat gute Verbindungen zu Paul Ryan, dem Vorsitzenden des Repräsentantenhauses, und zum früheren New Yorker Bürgermeister Rudy Giuliani. Beide werden als Minister gehandelt. Im Gespräch als mögliche Kabinettsmitglieder sind der auch in Deutschland gut vernetzte Newt Gingrich und Senator Bob Corker, der regelmäßiger Gast der Münchner Sicherheitskonferenz war.

Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin warnte europäische Politiker davor, auf eine Läuterung des neuen US-Präsidenten Trump nach dessen Wahlsieg zu setzen: "Es ist naiv zu glauben, dass er jetzt milder werden wird."

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Die Börsen setzen auf einen Konjunkturschub durch das Wirtschaftsprogramm des Republikaners. Die Aussicht auf umfangreiche Investitionen in Bauvorhaben und Rüstung trieb die Kursentwicklung der entsprechenden Werte in den USA und Europa, darunter auch die Aktien des deutschen Baustoff-Herstellers HeidelbergCement. Der wichtige Dow-Jones-Index der Standardwerte in den USA legte gestern erneut zu.

Rückenwind erhielt auch der Dax. Der deutsche Leitindex lief zeitweise wieder bis an die Marke von 10 800 Punkten heran, die sich im August und Oktober als hartnäckiger Widerstand erwiesen hatte. Zum Schluss lag der Index mit minus 0,2 Prozent und 10.630 Punkten leicht im Minus. Die Rating-Agentur Standard & Poor's bestätigte die Bonität der Vereinigten Staaten bei "AA+", der zweitbesten Note der Bewertungsfirma. Der mexikanische Peso fiel hingegen am Donnerstag erneut, nachdem er am Mittwoch mit 13,5 Prozent abgestürzt war. Trump hatte den Mexikanern im Wahlkampf mit Strafzöllen gedroht.

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(RP)
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