E-Mail-Affäre Clinton attackiert FBI-Chef

Daytona Beach · US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton reagiert mit deutlichen Worten auf die Entscheidung des FBI, erneut in ihrer E-Mail-Affäre zu ermitteln. Ihr Konkurrent Trump nutzt die Entwicklung für neue Attacken auf Clinton.

 Hillary Clinton am Samstag bei ihrem Wahlkampfauftritt in Daytona Beach.

Hillary Clinton am Samstag bei ihrem Wahlkampfauftritt in Daytona Beach.

Foto: afp, jr/mb

"Es ist ziemlich seltsam, direkt vor einer Wahl so etwas mit so wenig Informationen öffentlich zu machen", sagte Clinton am Samstag bei einer Wahlkampfveranstaltung in Daytona Beach in dem hart umkämpften Bundesstaat Florida.

"Es ist nicht nur seltsam, es ist beispiellos", fügte die Ex-Außenministerin hinzu. "Und es ist zutiefst beunruhigend, weil die Wähler es verdienen, die umfänglichen und vollständigen Fakten zu bekommen." Clinton bekräftigte ihren Appell an FBI-Chef James Comey, seine Erkenntnisse zu den neu entdeckten Mails publik zu machen: "Also haben wir Direktor Comey aufgerufen, alles sofort zu erklären, alles auf den Tisch zu legen."

Trump griff Clinton am Samstag bei mehreren Wahlkampfauftritten scharf an. Sie stelle ihre eigenen Macht- und Geldinteressen über das Wohl der Nation und habe alles getan, um ihr kriminelles Verhalten zu vertuschen, sagte Trump.

Clintons Korruption zerstöre "die amerikanische Seele". Im Fall eines Wahlsieges würde sie im Gegenzug zu persönlichen Vorteilen "das Oval Office so rasch zum Verkauf anbieten, dass euch schwindelig würde".

Clinton hatte in ihrer vierjährigen Amtszeit als Außenministerin unter Verstoß gegen die geltenden Regeln private und damit nicht sonderlich geschützte Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt. Dafür erteilte ihr FBI-Chef Comey im Juli zum damaligen Abschluss der Untersuchungen eine scharfe Rüge, indem er ihr "extreme Nachlässigkeit" vorwarf. Das Justizministerium verzichtete aufgrund des FBI-Berichts aber auf ein Ermittlungsverfahren gegen Clinton. Die Affäre galt damit eigentlich als juristisch abgehakt.

Am Freitag kündigte das FBI aber überraschend an, sich nochmals mit der E-Mail-Affäre zu befassen. Es seien neue Mails aufgetaucht, die für die Clinton-Untersuchung anscheinend "relevant" seien, erklärte Comey in einem Brief an den Kongress. Die Ermittler wollen nun prüfen, ob diese Mails möglicherweise als vertraulich eingestufte Informationen enthielten. Die Bundespolizei machte keine Angaben dazu, wo genau die neuen Mails zu der Clinton-Affäre gefunden wurden.

Nach Informationen der "New York Times" stieß das FBI auf die Mails bei den Ermittlungen gegen den Ex-Abgeordneten Anthony Weiner. Dieser hatte wegen Sex-Nachrichten an diverse Frauen seinen Sitz im Repräsentantenhaus abgeben und später auch aus dem Rennen um den Bürgermeisterposten in New York aussteigen müssen.

Der Demokrat ist mit der engen Clinton-Vertrauten Huma Abedin verheiratet. Abedin ist Vizechefin von Clintons Wahlkampfteam und war früher ihre Spitzenberaterin im Außenamt. Sie trennte sich im August von Weiner.

Clintons Rivale Donald Trump versucht, die Ermittlungen gegen Clinton in den letzten Tagen vor der Präsidentschaftswahl für sich zu nutzen. Die Mail-Affäre sei "der größte politische Skandal seit Watergate", sagte der Kandidat der Republikaner bei einer Wahlkampfveranstaltung.

(jco/AFP/dpa)
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