Ted Cruz verweigert Donald Trump Unterstützung Eklat beim Parteitag der Republikaner

Cleveland · Nur einen Tag nach der Nominierung Donald Trumps zum Präsidentschaftskandidaten ist die Einigkeit unter den US-Republikanern schon wieder dahin. Trumps einstiger Rivale Ted Cruz verweigert demonstrativ die Unterstützung. Die Reaktion: wütende Proteste.

 Unter den Delegierten herrschte nach der Rede von Cruz Fassungslosigkeit

Unter den Delegierten herrschte nach der Rede von Cruz Fassungslosigkeit

Foto: afp, aa

Ted Cruz hat dem als Präsidentschaftskandidat nominierten Donald Trump auf offener Bühne die Unterstützung versagt und damit den Zorn vieler Delegierter auf sich gezogen. "Wir haben Führer verdient, die für Prinzipien stehen, die uns alle hinter gemeinsam geteilten Werten vereinen. Das ist der Standard, den wir von jedem erwarten können", sagte Cruz. Das kann kaum anders denn als Ohrfeige für Trump gewertet werden, dessen oft wechselnde Positionen und mangelnde Prinzipeintreue der erzkonservative Cruz oft kritisiert hat. "Steht für Euer Gewissen ein und wählt Kandidaten, die die Verfassung verteidigen", sagte Cruz.Lautstarke Forderungen der Parteifunktionäre, seine Unterstützung für Trump zu bekunden, ignorierte Cruz. Als er seine Rede beendete, hagelte es lautstarke Buhrufe und wütenden Protest.

Cruz hatte sich selbst um die Präsidentschaftsnominierung bemüht, doch mangels Erfolg Anfang Mai das Handtuch geworfen. Seiner Rede in Cleveland galt daher besondere Aufmerksamkeit, zumal er sich im Vorwahlkampf als hartnäckigster innerparteilicher Gegner Trumps entpuppt hatte. Vom Immobilienmogul wurde er immer wieder mit dem Spottnamen "Lügen-Ted" bedacht.

In seiner Parteitagsrede stellte sich Cruz zwar hinter einige von Trumps Wahlkampfansagen, etwa den Bau eines Grenzwalls an der Grenze zu Mexiko zur Eindämmung der illegalen Einwanderung. Den Namen des Präsidentschaftskandidaten erwähnte der Senator allerdings nur ein einziges Mal. "Wählt die Kandidaten, denen ihr zutraut, dass sie unsere Freiheit verteidigen und der Verfassung treu sind", empfahl Cruz seinen Zuhörern. Trump-Verbündete reagierten mit Entrüstung. Cruz Entscheidung sei "total selbstsüchtig" gewesen, kritisierte New Jerseys Gouverneur Chris Christie.

Dass Cruz zwar als Redner beim Parteitag auftrat, jedoch auf eine ausdrückliche Parteinahme für Trump verzichtete, zeigte einmal mehr die tiefen Risse bei den Republikanern auf. Zwar hat Trump viele Wähler der republikanischen Basis mobilisiert, doch etliche beäugen ihn wegen seiner unorthodoxen Kandidatur und seinen umstrittenen politischen Forderungen mit Argwohn.

 Ted Cruz sorgte mit seiner Rede für Ärger

Ted Cruz sorgte mit seiner Rede für Ärger

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Ein Berater von Cruz', Jason Johnson, sagte, sein Chef habe Trump schon vor zwei Tagen telefonisch mitgeteilt, dass er ihn in seiner Rede nicht empfehlen werde. Dennoch hatte Trumps Kampagnenteam den Senator aus Texas an prominenter Stelle auf die Rednerliste gesetzt. Diese Entscheidung dürfte nun für neue Diskussionen über das Management von Trumps Wahlkampf sorgen.

Der Kandidat selbst reagierte demonstrativ gelassen. Das sei kein großes Ding, erklärte Trump über Twitter. Allerdings kreidete er Cruz an, dass dieser ein Versprechen gebrochen habe: Alle Kandidaten hätten während der Vorwahlen zugesagt, den letztlich gekürten Kandidaten mitzutragen. Trump erklärte, er habe Cruz' Manuskript zwei Stunden vor dem Auftritt gesehen, "ihn aber trotzdem reden lassen".

Am dritten Abend des Parteitags hatte auch Mike Pence seinen Auftritt, der an der Seite Trumps als Vizepräsidentschaftskandidat in den Kampf ums Weiße Haus zieht. In seiner Rede bewarb er den Geschäftsmann als charismatisch und unbeugsam. Mit Trump hätten die Republikaner einen Präsidentschaftskandidaten nominiert, der weder aufgebe noch zurückweiche, sagte Pence. Der Immobilienmogul sei ein unabhängiger Geist. In der Geschäftswelt habe es Trump soweit gebracht wie möglich, habe dabei aber niemals amerikanische Arbeiter im Stich gelassen. Am Ende von Pences Ansprache trat Trump zu ihm auf die Bühne und applaudierte seinem neuen politischen Partner.

Der republikanische Konvent endet am Donnerstag mit einer großen Rede Trumps, der seine Nominierung offiziell annehmen dürfte. Die Demokraten halten ihren Parteitag kommende Woche in Philadelphia ab. Dabei dürfte Ex-Außenministerin Hillary Clinton als Kandidatin nominiert und damit Trumps Gegnerin im November werden. Der Sieger löst Amtsinhaber Barack Obama im Januar im Weißen Haus ab.

(crwo/ap/dpa)
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