US-Wahlkampf Trump ruft Russland zu Hackerangriff auf Clinton auf

Philadelphia · Im Kampf um Wählerstimmen überschreitet Donald Trump erneut eine rote Linie. Der republikanische Präsidentschaftsbewerber hat Russland aufgefordert, die E-Mails seiner Kontrahentin Clinton auszuforschen. Die US-Demokraten reagieren erbost.

Trump sorgt mal wieder mit einer Äußerung für Wirbel

Trump sorgt mal wieder mit einer Äußerung für Wirbel

Foto: afp, jm

Mit seinem Aufruf an die russischen Geheimdienste, verschwundene Mails seiner Rivalin Hillary Clinton aufzuspüren, sorgt US-Präsidentschaftskandidat Trump für großen Wirbel. "Russland, wenn Du zuhörst, ich hoffe, dass Du es schaffst, die 30.000 fehlenden E-Mails zu finden", sagte der Republikaner.

Die Mail-Affäre der Ex-Außenministerin ist eines der Hauptthemen von Trumps Wahlkampf. Clinton hatte als Chefdiplomatin von 2009 bis 2013 private Server für ihre dienstliche Kommunikation genutzt und damit gegen die Sicherheitsregeln verstoßen. Nachträglich übergab sie zwar einen Großteil der Mails an das Außenministerium, löschte aber mehr als 30.000 E-Mails, die ihren Angaben zufolge persönlichen Inhalts waren.

Trump sagte bei einem Wahlkampfauftritt in Florida, sollten die russischen Geheimdienste die Mails finden, würden sie dafür "von unserer Presse mächtig belohnt" werden. Bei Twitter legte er wenig später nach: Wenn Russland oder ein anderes Land die Clinton-Mails habe, sollte es diese der US-Bundespolizei FBI übermitteln.

Clintons Top-Berater Jake Sullivan erklärte, dies sei wohl das erste Mal, dass ein wichtiger Präsidentschaftskandidat eine ausländische Macht "aktiv ermutigt", seinen politischen Gegner auszuspionieren. Trumps Äußerungen berührten die "nationale Sicherheit". Ex-Pentagonchef Leon Panetta sprach Trump gar die Eignung als Oberkommandierender der USA ab. Der republikanische Kandidat habe sich auf die Seite Moskaus geschlagen, sagte Panetta auf dem Parteitag der Demokraten. Zudem habe Trump einen der Gegner der USA zu einem Hackerangriff mit dem Ziel ermuntert, die US-Wahl zu beeinflussen. Es sei ihm unbegreiflich, wie ein Präsidentschaftskandidat so "unverantwortlich" sein könne.

Justizministerin Loretta Lynch hatte Anfang Juli erklärt, dass sie auf ein offizielles Ermittlungsverfahren gegen Clinton wegen der Mail-Affäre verzichte. Sie folgte damit einer Empfehlung des FBI. Die Bundespolizei war zu dem Schluss gelangt, es gebe keine Beweise für einen vorsätzlichen Gesetzesvorstoß.

Der derzeitige Parteitag der Demokraten in Philadelphia wird von einem anderen E-Mail-Skandal überschattet. Die Enthüllungsplattform Wikileaks hatte Mails veröffentlicht, in denen Parteifunktionäre abschätzige Kommentare über Clintons früheren innerparteilichen Konkurrenten Bernie Sanders machten. Das Clinton-Team äußerte den Verdacht, dass Russland hinter diesem Hackerangriff stecken könnte, um so Trump zu helfen. Laut "New York Times" gehen inzwischen auch die US-Geheimdienste davon aus, dass die Hacker mit "hoher Wahrscheinlichkeit" von Moskau beauftragt wurden. Es sei aber unklar, ob es sich um eine gezielte Aktion zur Beeinflussung der US-Präsidentschaftswahl gehandelt habe. Präsident Barack Obama schloss nicht aus, dass Russland hinter dem Hackerangriff stehen könnte. "Alles ist möglich", sagte er dem Fernsehsender NBC News. Ein Kreml-Sprecher wies die Vorwürfe strikt zurück.

Trump vertrat derweil die Ansicht, dass Russland mit der Cyberattacke "wahrscheinlich" nichts zu tun habe. Zugleich betonte er, keinerlei Verbindungen zu Putin zu haben. Mit dem russischen Präsidenten habe er "nicht zu tun". In der Vergangenheit hatte sich der rechtspopulistische Immobilienmogul lobend über Putins Führungsstärke geäußert.

(crwo/afp/ap)
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