Republikaner nominieren Trump Sie haben es getan

Cleveland · Vor einem Jahr war der Unternehmer Donald Trump noch in erster Linie ein exzentrischer TV-Star. Jetzt haben ihn die US-Republikaner offiziell zum Kandidaten für Präsidentschaftswahl nominiert. Alle Augen richten sich jetzt auf das Duell mit Hillary Clinton.

Großer Jubel und große Show für Donald Trump
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Der größte politische Außenseiter soll also tatsächlich ins Zentrum der Macht. Donald Trump - anfangs belächelt, dann von vielen umgarnt und zugleich nicht unumstritten - soll für die Republikaner das Weiße Haus zurückerobern. Am Dienstag kürte ihn der Nominierungsparteikonvent offiziell zum Kandidaten. 1237 Delegiertenstimmen wären mindestens dafür nötig gewesen, am Ende waren es 1725. Ein Durchmarsch. Die Wahlkampfschlacht gegen seine absehbare demokratische Kandidatin Hillary Clinton ist eröffnet.

Bei der Abstimmung wurden nacheinander die Delegiertenstimmen jedes einzelnen Bundesstaats abgerufen. Der Schlüsselmoment kam, als Trump bei der Auszählung die Schwelle zur absoluten Mehrheit überschritt. Sein ältester Sohn war es, der in diesem Moment im Namen des Bundesstaates New York ans Mikrofon trat und die Nominierung seines Vaters verkündete. "Glückwunsch, Dad. Wir lieben dich!" rief Donald Trump junior dann aus. Er war in diesem Moment von den anderen drei erwachsenen Kindern des New Yorker Immobilienmoguls, Eric, Ivanka und Tiffany, umgeben.

Eine Instrumentalversion des Frank-Sinatra-Evergreens "New York, New York" erklang dann in der Halle, und Delegierte tanzten und schwenkten Hände und Hüte. Danach ging die Auszählung der restlichen Bundesstaaten weiter.

Der rasante Aufstieg Trumps zum US-Präsidentschaftskandidaten
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Foto: afp, cf/lwc

"Es ist unglaublich. Es ist surreal. Ich bin so stolz auf meinen Vater", sagte Trumps älteste Tochter Ivanka dem TV-Sender CNN. Der Immobilienmilliardär war zu diesem Zeitpunkt nicht anwesend. Er soll zum Abschluss des Parteitags am Donnerstagabend seine Kandidatenrede halten, in der er die Nominierung formell akzeptiert. Trump sandte aber eine kurze Videobotschaft an die Delegierten, in der er sich siegesgewiss zeigte: "Natürlich werden wir die Präsidentschaft gewinnen und wirklichen Wandel und Führungskraft zurück nach Washington bringen."

Per Akklamation nominierte der Konvent auch Mike Pence, Gouverneur von Indiana, als Kandidat für das Amt des Vizepräsidenten. Sein formales Ja wird in seiner Rede am Mittwochabend (Ortszeit) erwartet.

Der Auftakt des Parteitags war für Trump alles andere als reibungslos verlaufen. Sein Wahlkampfteam musste seine Ehefrau Melania gegen Plagiatsvorwürfe verteidigen. Das aus Slowenien stammende Ex-Model sah sich Spott und Kritik vor allem aus den sozialen Netzwerken ausgesetzt, weil ihre Parteitagsrede am Montag in Teilen ausgerechnet von der Präsidentengattin Michelle Obama abgekupfert gewesen sein soll.

Außerdem war der Parteitagsbeginn durch Tumulte unter den Delegierten gestört worden, die offenbarten, wie stark der Quereinsteiger die Republikaner nach wie vor spaltet. Trump-Gegner hatten vergeblich versucht, eine Änderung der Regularien für die Kandidatennominierung zu erreichen. Als ihr Vorstoß abgewiesen wurde, brachen sie in der Halle in lautstarke Proteste aus.

Nach Trumps Nominierung stimmte sich der Parteitag weiter auf den Kampf gegen Hillary Clinton ein. Die Ex-Außenministerin soll in der kommenden Wochen von einem Parteitag der Demokraten in Philadelphia nominiert werden. Der Gouverneur von New Jersey und Trump-Vertraute Chris Christie trug im Stil eines Staatsanwalts Anklagepunkte gegen Clinton vor, die sich auf ihre angeblichen Verfehlungen als Ministerin - von China über Libyen und Syrien bis Russland - bezogen. "Schuldig oder nicht schuldig?" rief Christie aus - und die Delegierten riefen "Schuldig!" zurück. Ein anderer Sprechchor lautete: "Sperrt sie ein!"

In der Innenstadt von Cleveland kam es weiter zu Demonstrationen. Besonders auf dem Public Square, einem speziell als Protest-Ort ausgewiesenen Platz nahe der Parteitagsarena, gerieten mehrere Gruppen mit einigen Dutzend Anhängern aneinander. Nach Polizeiangaben gab es bei den Protesten aber zunächst keine Festnahmen oder Verletzten. Als sich die Stimmung allmählich aufheizte, verhinderte die Polizei eine Eskalation.

(crwo/jco/AFP/dpa/ap)
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