Donald Trump bei Barack Obama Recht freundlich, bitte!

Washington · Ab 20. Januar regiert der Wahlsieger Donald Trump die größte Militär- und Wirtschaftsmacht der Welt. Jetzt traf er zum ersten Mal den noch amtierenden Präsidenten Obama im Weißen Haus. Beide bemühten sich um extreme Freundlichkeit.

Barack Obama empfängt Donald Trump im Weißen Haus
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Barack Obama empfängt Donald Trump im Weißen Haus

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Foto: rtr, KL/gk

Der scheidende US-Präsident will nach eigenen Worten alles für eine friedliche Übergabe der Macht an seinen Nachfolger Donald Trump tun. Obama sprach am Donnerstag mit Wahlsieger Trump überhaupt zum allerersten Mal persönlich - in seinem Amtszimmer, dem Oval Office, im Weißen Haus.

An Trump gewandt sagte er: "Wenn sie erfolgreich sind, ist das Land erfolgreich". Zuvor hatte Obama dem politischen Seiteneinsteiger Trump während des Wahlkampfes bescheinigt, er sei nicht fit zum Regieren.

"Es war mir eine Ehre"

Aus ursprünglich geplanten 10 bis 15 Minuten seien anderthalb Stunden geworden und es hätte nach seinem Geschmack noch länger dauern können, sagte Trump, der sich sichtlich bemühte, respektvoll und charmant aufzutreten. "Es war mir eine große Ehre", sagte er mit Blick auf Obama.

Keine 80 Tage mehr bis zum "Inauguration Day", der Übergabe der Macht von Präsident 44 zu 45. Dass viel zu tun wäre, wäre untertrieben.
"Washington steht vor einem Erdbeben", schreibt die "Washington Post". Eine Supermacht muss sich umkrempeln, auch innerlich und schlicht organisatorisch.

Das Weiße Haus betont, der neue Commander in Chief solle von Tag eins an in der Lage sein, auf alle Krisen ausreichend vorbereitet reagieren zu können. Noch im Wahlkampf hatten die Kandidaten erste Überblicke zur Sicherheitslage erhalten. Nun wird Trump nicht nur täglich von Geheimdiensten gebrieft. Er erhält auch Stück für Stück die so genannten Kronjuwelen: Wo stehen CIA und Pentagon, wie beurteilen die Dienste welche Lage?

Während des Wahlkampfs war wiederholt berichtet worden, Trump könne mit dicken Akten, akribischer Vorbereitung und Ordnern voller Szenarien herzlich wenig anfangen. Das könnte er als Präsident ändern müssen.

122.000 Gigabyte Daten

Schon seit Jahresbeginn hat Obama begonnen, die Übergabe vorzubereiten, so früh wie kaum eine Regierung zuvor. Dabei geht es auch um Hinterlassenschaften: 122 000 Gigabyte werden an eine spezielle Regierungsbehörde überspielt. Dazu kommen alle Text-, Ton- und elektronischen Aufnahmen Obamas, sie wandern nach Chicago und sollen dort in die (noch zu bauende) Barack-Obama-Bibliothek gehen.
Ebenso zehntausende Geschenke aus acht Jahren Präsidentschaft.

Trumps Regierung ist für rund 4000 Ernennungen zuständig, von denen 1000 der Senat bewilligen muss. Da die Welle dieser Wahl den Republikanern eine Mehrheit in beide Kammern des Kongresses gespült hat, dürfte das wenig Probleme geben. Das Trump-Team schaltete für die Übergangszeit eine Webseite, da kann man sich bewerben. An der Spitze von Trumps Übergangsteam steht Chris Christie, der allerdings wegen eines Skandals politisch schwer angeschlagen ist.

Insgesamt stehen bei der US-Bundesregierung allein 2,8 Millionen zivile Beschäftigte in Lohn und Brot. Zumindest noch. Newt Gingrich, früherer Sprecher des Abgeordnetenhauses und besonders nah an Trumps rechter Seite, sagte: "Will Trump Leute rekrutieren, die regieren, oder Leute, die die Regierung ändern? Das sind sehr verschiedene Jobbeschreibungen."

Im Anschluss an das Treffen im Weißen Haus nahm Trump am Donnerstag Kurs auf den "Hill", den sanften Hügel, der vom Kapitol gekrönt wird.
Dort wollte er mit mächtigen Republikanern zu Mittag essen. Im gegenseitigen Verhältnis gibt es sehr viel zu klären.

Ordentlich regieren

Auch hier gilt: ein brüllender Wahlkampf ist das eine, ordentlich regieren etwas anderes. Aus Trumps eigenem Team zitierte die "Washington Post" Patrick Caddell: "Trump muss jetzt überlegen, wie er so etwas wie einen Volksaufstand und eine Bewegung in Regierungshandeln übersetzt." Auch für die vielen Tausend Lobbyisten in der US-Hauptstadt brechen nun ganz neue Zeiten an.

Die Begeisterung für Trumps Äußerungen zum Handel ist im Kongress zum Beispiel eher verhalten, für Trumps Mauer zu Mexiko ebenso. Der Präsident kennt sich als Immobilienmilliardär zwar mit Bauwerken aus, braucht für dieses milliardenschwere spezielle Projekt aber den Kongress. Eine Steuerreform, die Trump dem Vernehmen nach mit als erstes Projekt auf den Weg bringen möchte, läge da sehr viel mehr auf der Linie der Partei.

Kenneth Duberstein, unter Ronald Reagan Stabschef im Weißen Haus, sagte der "Washington Post": Die Republikaner hätten nun die Chance zu zeigen, dass sie nicht nur gerne regieren würden, sondern es auch können.

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(dpa)
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