Trumps Attacken Zwei Frauen - ein Feindbild

Washington · US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump attackiert Angela Merkel und meint damit auch seine Rivalin Hillary Clinton.

Donald Trump attackiert Angela Merkel und meint damit auch Hillary Clinton
Foto: dpa, kno jsc tba

Wenn Donald Trump seine Rivalin Hillary Clinton im US-Wahlkampf mal so richtig herunterputzen will, dann muss die deutsche Kanzlerin dafür herhalten. "Hillary Clinton will Amerikas Angela Merkel werden, und ihr wisst, was für eine Katastrophe diese massive Einwanderung für Deutschland und die Menschen Deutschlands ist", sagte der republikanische US-Präsidentschaftskandidat gestern bei einer Rede im Staat Ohio.

Merkel steht aus Trumps Sicht für eine völlig verfehlte Flüchtlingspolitik. Das ist aber nicht der einzige Grund, warum das Feindbild Merkel für Trump wichtig ist. Der reiche Unternehmer, der im Rennen gegen Clinton rund sieben Prozentpunkte zurückliegt, will die Botschaft senden, dass Frauen in der Politik nichts zustande bringen. In seiner Rede in Ohio zeigte sich dieses Thema auch an anderer Stelle: Hillary Clinton sei "psychisch und physisch" den Anforderungen des Präsidentenamts nicht gewachsen.

Auch andere Politikerinnen bekommen ihr Fett weg, vor allem, wenn sie Trump kritisieren. Die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, eine der schärfsten Kritikerinnen des republikanischen Kandidaten, habe "ein großes Mundwerk" und sonst nichts, sagte Trump im Frühjahr. Kein Wunder, dass der Kandidat verärgert ist: Nachdem er vergangene Woche in einer Rede Andeutungen über Gewaltaktionen gegen Clinton gemacht hatte, antwortete Warren angesichts von Trumps Rückstand in Wahl-Umfragen mit der Bemerkung: "Er ist ein elender Feigling, der nicht damit umgehen kann, dass er gegen ein Mädchen verliert."

Probleme mit selbstbewussten Frauen hat Trump auch außerhalb der Politik. Nachdem er bei einer Fernsehdiskussion im vergangenen Jahr von der Journalistin Megy Kelly auf seine frauenfeindlichen Aussagen - "fettes Schwein" und anderes - angesprochen wurde, erklärte er die unbequeme Frage damit, dass Kelly wohl gerade ihre Periode gehabt habe.

Nun sucht er sich die Flüchtlingspolitik als Vorwand, um die deutsche Kanzlerin zu attackieren. Sie steht aus seiner Sicht für die angebliche Tendenz europäischer Länder, sich ihre Sicherheit von den USA bezahlen zu lassen. So kritisierte er im vergangenen Jahr US-Finanzhilfen für die Ukraine. Während Washington das Scheckbuch öffne, "lehnt sich Deutschland zurück und verdient eine Menge Geld", sagte er.

Doch es gibt noch etwas, das Trump wurmt. Es war die deutsche Kanzlerin, die das US-Magazin "Time" zur Person des Jahres 2015 ausrief - statt ihn selbst. "Time" habe sich für die Person entschieden, "die Deutschland ruiniert", lautete sein abfälliger Kommentar.

Wie in Deutschland und anderen europäischen Staaten ist die Flüchtlingspolitik in den USA ein hochemotionales Thema, bei dem Trump die Überfremdungsängste in der Wählerschaft für sich instrumentalisiert. Mehrmals zog er die Silversternacht-Ereignisse in Köln als Beispiel dafür heran, wozu eine seiner Meinung nach unverantwortliche Nachsicht bei der Zuwanderung führen kann. "Deutschland erleidet massive Angriffe von aufgenommenen Flüchtlingen auf die Bevölkerung", schrieb er Anfang Januar auf Twitter. "DENKT NACH", forderte er die Amerikaner in gesperrten Lettern auf.

Auch in seiner Rede gestern in Ohio kam Köln wieder vor. Die Kriminalität in Deutschland habe wegen der Flüchtlinge nie gekannte Rekordhöhen erreicht, sagte Trump. "Wir haben schon genug Probleme in unserem Land, wir brauchen nicht noch mehr", sagte er. Wie schon so oft, ignoriert er dabei die Faktenlage: Laut Bundeskriminalamt werden Zuwanderer insgesamt nicht häufiger straffällig als Deutsche. Dass die Flüchtlingsfrage in den USA überdies gar keine große Bedeutung hat, kümmert ihn ebensowenig: Lediglich bis zu 65.000 syrische Flüchtlinge will Clinton in die USA holen.

Wegen seines antiquierten Frauenbildes und seiner Kritik an Merkels Politik stellt sich inzwischen jedoch die Frage, wie Trump im Falle eines Wahlsieges mit der Kanzlerin und der Bundesregierung umgehen würde. Schon jetzt hat er so viel Porzellan zerschlagen, dass Außenminister Frank-Walter Steinmeier über eine Sprecherin zu Protokoll gab, ihm sei "echt bange" beim Gedanken an einen Präsidenten Trump.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort