Philadelphia Alle gegen Trump

Philadelphia · Die US-Demokraten vereinten sich auf ihrem Parteitag gegen den gemeinsamen Gegner.

Donald Trump: Das ist der Unternehmer und Ex-Präsident
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Das ist Donald Trump

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Foto: AP/Andrew Harnik

Es war ein bisschen wie eine Schlacht, die geschlagen wurde. 19-mal drückte Donald Trump am Mittwoch auf den Sendeknopf in seinem Twitter-Account. Der republikanische Präsidentschaftskandidat feuerte aus allen Social-Media-Rohren. Es war eine Abwehrschlacht: Auf ihrem Konvent in Philadelphia hatte sich die Partei von Hillary Clinton so richtig auf Trump eingeschossen. Die Tirade gegen den republikanischen Kandidaten, vorgetragen vom Besten, was die Demokraten aufzubieten hatten, gipfelte in der Nacht in der Ansage von Präsident Barack Obama: "Er bietet keine Lösungen an. Alles, was er anbietet, sind Slogans. Und Angst!" Seine Rede wurde von tosendem Jubel der Delegierten begleitet.

Obamas Vize Joe Biden warf Trump vor, keinen Plan zu haben. "Kein Kandidat einer großen Partei in der Geschichte dieses Landes wusste weniger und war jemals schlechter vorbereitet." Sein möglicher Nachfolger im Amt, Vizepräsidentschaftskandidat Tim Kaine, äffte Trumps auffällige Sprachgewohnheiten nach und fragte: "Glaubt ihm eigentlich irgendjemand?" Und der frühere CIA-Chef Leon Panetta stellte Trumps Fähigkeit in Militärangelegenheiten infrage: "Er darf nicht Oberkommandierender der Streitkräfte werden."

Michael Bloomberg, der Ex-Republikaner und frühere Bürgermeister von New York, heizte die Stimmung im Parteitagssaal ebenfalls an: "Ich bin ein New Yorker, und wir New Yorker erkennen einen Betrüger, wenn wir ihn sehen." Und weiter: "Das Reichste an Trump ist seine Scheinheiligkeit." Der Mann habe einen Bankrott nach dem anderen fabriziert, Aktienbesitzer und Auftragnehmer über den Tisch gezogen und reihenweise Kunden abgezockt. "Trump sagt, er wolle das Land so managen, wie er seine Geschäfte managt. Gnade uns Gott."

In Philadelphia hielt Bloomberg beiden US-Parteien dann allerdings vor, sich allzu billig in gegenseitigen Schuldzuweisungen zu üben. Die Republikaner schienen Immigranten für jedes Problem verantwortlich zu machen. In der Polemik der Demokraten wiederum sei es der Privatsektor, dem man gern alle Schuld in die Schuhe schiebe.

Seine Wahlempfehlung allerdings fiel eindeutig aus. Es gebe gewiss Themen, bei denen er anderer Meinung sei als Hillary Clinton. Doch um solche Differenzen gehe es im Moment eher nicht, betonte Bloomberg. "Wir müssen die Reihen schließen um eine Kandidatin, die einen gefährlichen Demagogen besiegen kann." Obama wiederholte dies fast wortgleich, nachdem er seine frühere Außenministerin über den grünen Klee gelobt hatte.

Die Rede des Präsidenten, deren Vorbereitung Wochen dauerte und für die sechs Entwürfe angefertigt wurden, war auch eine Art Stabübergabe. In siebeneinhalb Jahren sei Amerika stärker geworden, habe sich aus der Finanzkrise gewühlt, Millionen Arbeitsplätze geschaffen, sagte Obama. Das Problem mit dem Iran sei diplomatisch gelöst, die Beziehungen zu Kuba seien normalisiert. "Aber es gibt noch eine Menge Arbeit zu tun", sagte er. Es sei Hillary Clinton, die das Erbe übernehmen und weiterentwickeln könne. Seine Politik sei bei ihr in den besten Händen. "Sie wird den Job zu Ende bringen", sagte er. Und da war sie auch schon. Überraschend sprang Clinton im blauen Hosenanzug auf die Bühne, unmittelbar nachdem der Präsident seine Rede beendet hatte - Bildsprache geht kaum besser. Kurze Umarmung, tosender Beifall. Und Schluss.

(FH/dpa)
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