Obama warnt vor Trump "Das Schicksal der Republik liegt in Euren Händen"

Chapel Hill · Donald Trump schließt in den Umfragen zu Hillary Clinton auf: Die Aussicht auf einen Wahlsieg des Republikaners hat US-Präsident Barack Obama zu einer ernsten Mahnung an die Wähler veranlasst.

 Deutlicher als zuvor wendet sich Barack Obama an die Wähler — mit dem Apell, sich nicht für Trump zu entscheiden.

Deutlicher als zuvor wendet sich Barack Obama an die Wähler — mit dem Apell, sich nicht für Trump zu entscheiden.

Foto: afp

"Das Schicksal der Republik liegt in Euren Händen", sagte Obama am Mittwoch bei einem Wahlkampfauftritt für Clinton in Chapel Hill. "Das Schicksal der Welt steht am Abgrund." Trump sei "beispiellos unqualifiziert" für das Präsidentenamt.

Obama redete den Bürgern ins Gewissen: Es liege nun an den Wählern in den USA, die Entwicklung "in die richtige Richtung zu treiben". Bei der Wahl stehe "unsere Demokratie zur Abstimmung". Ebenfalls zur Abstimmung stünden der Anstand, die Gerechtigkeit und der Fortschritt in den USA. Obama rief seine Anhänger eindringlich zur Stimmabgabe auf, weil es in einer knappen Wahl auf jede Stimme ankomme.

In Obamas Worten spiegelte sich die zunehmende Nervosität der US-Demokraten angesichts der jüngsten Umfragewerte wider. Clinton hatte lange als klare Favoritin für die Wahl am kommenden Dienstag gegolten. Inzwischen liegt sie in Umfragen aber Kopf an Kopf mit Trump.

In dem von der Website "realclearpolitics" errechneten Durchschnitt der jüngsten Befragungen liegt die Demokratin zwar landesweit weiter vorn, ihr Vorsprung ist aber auf nur 1,7 Punkte geschmolzen. Sollten sich die Werte auf dem derzeitigen Stand stabilisieren, halten Demoskopen zwar immer noch einen Clinton-Sieg für die wahrscheinlichere Variante. Er könnte aber knapp ausfallen.

In einer Umfrage der Zeitung "New York Times" und des Senders CBS war der Vorsprung Clintons (45 Prozent) auf drei Prozentpunkte geschmolzen und entsprach damit dem Wert der Fehlertoleranz.

Clintons Einbußen hängen auch mit Entscheidungen der Bundespolizei FBI zu Untersuchungen in der Email-Affäre zusammen. Obama, der den Republikaner James Comey vor drei Jahren an die Spitze des FBI berufen hatte, ließ eine kritische Haltung zu dessen Vorgehen durchblicken. Es gebe eine "Norm", wonach Untersuchungen nicht auf der Basis von "Andeutungen" und "unvollständiger Information" geführt werden sollten, sagte er der Website "NowThisNews". Demokraten unterstellen dem FBI die Beeinflussung der Wahl zu Lasten Clintons.

Trump kostete seinen Umfrage-Aufschwung in einer Rede vor begeisterten Anhängern in Pensacola im Bundesstaat Florida aus und zeigte sich siegesgewiss. "Wir werden gewinnen!", rief er. "Wir haben nur noch mit einer Person zu tun — der Betrügerin Hillary Clinton." Der Republikaner versprach "einen Plan, um die Korruption der Regierung zu beenden".

Wie in den Tagen zuvor hielt sich Trump in seiner Rede weitgehend an den Text seiner Standard-Wahlkampfansprache. In den vorangegangenen Monaten war er immer wieder in Schwierigkeiten geraten, wenn er in freie Rede verfiel und sich zu Äußerungen hinreißen ließ, die dann viel Empörung auslösten.

Beide Kandidaten umwarben zuletzt vor allem Wähler in den besonders umkämpften Bundesstaaten Florida, Ohio und North Carolina. Trump machte am Mittwoch vor allem Wahlkampf in Florida, beackerte aber auch weiter demokratische Hochburgen wie Wisconsin und Michigan.

Clinton reiste nach Arizona, wo ihre Partei seit dem Sieg ihres Ehemanns Bill Clinton 1996 nicht mehr gewinnen konnte. In Tempe warnte sie davor, dass ein leicht aufbrausender Trump als Präsident "einen echten Krieg statt eines Twitter-Kriegs starten" könnte.

Die Möglichkeit eines Trump-Siegs verunsicherte derweil auch die Märkte. Der Dow-Jones-Aktienindex schloss am Mittwoch mit einem Minus von 0,4 Prozent, der S&P500 gab um 0,7 Prozent nach. Zuvor hatten schon Märkte in Europa und Asien um rund ein Prozent nachgegeben.

Der US-Dollar verlor gegenüber dem Euro an Wert. "Kurz vor der Wahl kommen die Märkte zu dem Schluss, dass ein Sieg Trumps zu viel Ungewissheit schaffen würde", resümierte der Analyst Kit Juckes von der Bank Société Générale.

(AFP)
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