Twitter-Streit Trump ruft falsche Theresa May zur Ordnung

Washington · Die britische Premierministerin Theresa May hat US-Präsident Donald Trump dafür kritisiert, dass er Videos einer britischen Islamfeindin verbreitet hat. Trumps Antwort kam promt und per Twitter - erreichte jedoch zunächst die falsche Person.

 US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern im Weißen Haus in Washington (Archivbild).

US-Präsident Donald Trump spricht mit Reportern im Weißen Haus in Washington (Archivbild).

Foto: rtr, JE/KTS

US-Präsident Donald Trump hat die britische Premierministerin Theresa May wegen Kommentaren über zuvor von Trump verbreitete islamfeindliche Videos kritisiert. May solle sich lieber auf Terrorismus in Großbritannien konzentrieren und nicht auf ihn, twitterte Trump am Mittwoch: "Uns geht es gut!"

Der US-Präsident setzte seinen Tweet jedoch erst an das falsche Konto gerichtet ab. Statt @theresa_may schrieb Trump an @theresamay; der Account gehört einer anderen Nutzerin als der britischen Premierministerin. Nachdem der Fehler aufgefallen war, wiederholte Trump die Nachricht mit dem richtigen Account-Namen.

Trump hatte zuvor auf seinem Twitter-Konto Aufnahmen verbreitet, die von der rechtsgerichteten britischen Politikerin Jayda Fransen gepostet worden waren. Kommentare gab er dazu nicht. Ein Sprecher von Premierministerin Theresa May nannte Trumps Aktion einen Fehler.

Fransen ist stellvertretende Vorsitzende der Organisation Britain First, die nach eigenen Angaben eine Islamisierung Großbritanniens ausgemacht hat und christliche Werte verteidigen will. Die Gruppe agitiert unter anderem mit Aktionen gegen Moscheen und Videos angeblicher Gewalt von Muslimen, die aber nicht belegt werden.

Die drei Videos tragen die Titel "Islamistischer Mob stößt Jugendlichen vom Dach und erschlägt ihn", "Muslim zerstört Statue der Jungfrau Maria" und "Muslimischer Migrant schlägt niederländischen Jungen mit Krücken". Recherchen ergaben, dass das erste Video 2013 in Ägypten bei den gewaltsamen Auseinandersetzungen rund um die Absetzung des islamistischen Präsidenten Mohammed Mursi aufgenommen wurde. Die Täter wurden zum Tode verurteilt.

Die zweite Aufnahme stammt nach Angaben des Memri-Instituts in den USA ebenfalls von 2013, wurde in Syrien gemacht und vom Al-Qaida-Ableger Nusra-Front verbreitet.

Die Niederlande reagierten auf das dritte Video, in dem der Junge auf Krücken verprügelt wird. "Die Fakten zählen. Der Täter in diesem Video ist in den Niederlanden geboren und aufgewachsen. Er ist nach niederländischem Recht bestraft worden", erklärte die niederländische Botschaft in den USA bei Twitter.

Das Video kursierte bereits im Mai dieses Jahres in den Niederlanden, wie die Zeitung "De Telegraaf" berichtete.

"Egal, ob es ein echtes Video ist, die Bedrohung ist echt"

Mays Sprecher James Slack sagte, Britain First verbreite hasserfüllte Erzählungen, hausiere mit Lügen und schüre Spannungen. Es sei falsch, so etwas weiter zu verbreiten. Trumps Staatsbesuch werde jedoch nicht abgesagt. Großbritannien gilt als ein enger Verbündeter der USA. May und Trump verstanden sich bisher relativ gut.

Trumps Sprecherin Sarah Huckabee Sanders sagte, der Präsident habe mit den Retweets sagen wollen, dass er für starke Grenzen und eine starke Nationale Sicherheit sei. Auf die Frage, ob Trump den Inhalt von Videos nicht besser prüfen sollte, bevor er sie weiter verbreite, sagte Huckabee Sanders: "Egal, ob es ein echtes Video ist, die Bedrohung ist echt". May und andere Politiker wüssten das. Trump wolle über die Bedrohung sprechen.

(jco/ap)
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