TV-Duell der US-Präsidentschaftskandidaten Reaktionsschnell und vorbereitet – Clinton schlägt Trump

Washington · Die US-Präsidentschaftskandidaten Hillary Clinton und Donald Trump sind erstmals in einem TV-Duell aufeinandergetroffen. Während Trump zu Anfang die Debatte dominierte, konnte Clinton diese letztlich für sich entscheiden - auch weil ihr Konkurrent immer wieder aus der Rolle fiel.

Hillary Clinton und Donald Trump im ersten TV-Duell
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So verlief das TV-Duell von Clinton und Trump

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Anfangs sah es tatsächlich so aus, als stünde ein Donald Trump auf der Bühne, der vergessen lassen wollte, wie rüpelhaft er sich über weite Strecken des Wahlkampfs benahm. Ein Kandidat, der versuchte, den Staatsmann zu geben. Für seine Verhältnisse relativ sachlich sprach er über das Thema, mit dem er es geschafft hat, die weiße Arbeiterschaft in strukturkrisengeplagten Industrieregionen für sich zu gewinnen.

Es war das erste mal, dass die demokratische Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton in einem Fernsehduell auf ihren konservativen Herausforderer Donald Trump traf. Eineinhalb Stunden stellten sich die Anwärter für das höchste Amt Amerikas am Montagabend (Ortszeit) in der Hofstra University bei New York den Fragen des Moderators.

Trump dominierte in der ersten halben Stunde

Die Weltpresse über das Duell zwischen Clinton und Trump
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Trump sprach über Fabriken, die schließen mussten – weil sich in China, Mexiko oder Vietnam billiger herstellten lässt, was die US-Firmen einst produzierten. Über Verlierer der Globalisierung, die den Glauben an die Fähigkeiten des politischen Establishments verloren haben. Eine halbe Stunde lang dominierte Trump das Wortduell mit Clinton. Dann aber zog er ein ums andere Mal den Kürzeren gegen eine Kandidatin, die zwar keine Glanzvorstellung ablieferte, aber eindeutig wacher, reaktionsschneller und faktensicherer wirkte.

Eines hat die Diskussion in aller Deutlichkeit gezeigt: Die Aufregung um Clintons Lungenentzündung, um ihren Schwächeanfall am 11. September, das Spekulieren um eventuelle Ersatzleute – das alles war grotesk übertrieben. Während ihr Kontrahent irgendwann müde und mit der Zeit immer fahriger wurde, meisterte sie den Kraftakt des 90-Minuten-Duells souverän.

Die zweite wichtige Erkenntnis: Trump kann einfach nicht aus seiner Haut. Die staatsmännische Rolle vermochte er nicht lange durchzuhalten, bevor wieder der großmäulige Egomane zum Vorschein kam. Etwa als er damit konfrontiert wurde, dass er seine Steuererklärung unter Verschluss hält, obwohl ein ungeschriebenes Gesetz besagt, dass ein Präsidentschaftsbewerber sie besser offenlegen sollte. Diesen Fakt begründete er mit fadenscheinigen Argumenten. Nicht nur seine Rivalin musste darüber lachen: Vielleicht liege es ja daran, dass er unter Nutzung sämtlicher Schlupflöcher überhaupt keine Einkommensteuer zahle, mutmaßte Clinton. "Das ist doch schlau", sagte der Milliardär. Steuergelder würden sowie nur verschwendet, so Trump. Es klang, als rede der Börsenbroker Gordon Gekko aus dem Achtziger-Jahre-Hollywoodstreifen "Wall Street".

Erneut Debatte um Obamas Herkunft

Clinton wirft ihm in der Debatte vor, mit einer rassistischen Lüge Politik gemacht zu haben. Er habe eine Bewegung angeführt, die behauptet habe, der amtierende US-Präsident Barack Obama sei gar nicht auf amerikanischem Boden geboren. Deshalb hätte er gar nicht im Weißen Haus sitzen dürfen.

Trump poltert wie ein unbelehrbarer Macho zurück: Die frühere Außenministerin habe weder das Aussehen noch die Ausdauer, um Präsidentin sein zu können.

Fazit: Clinton hat die erste von drei Debatten nach einem verhaltenem Start eindeutig gewonnen. Von einem Trump, der im Finale alles daransetzt, die noch schwankenden Wählerinnern und Wähler auf seine Seite zu ziehen, war am Montagabend nicht viel zu sehen. Falls er einen konkreten Plan für seine Amtszeit verfügt, so behält er ihn offenbar vorerst für sich.

Allerdings: Eine Debatte entscheidet noch keine Wahl. Dass Trump mit seinem zerfahrenen Auftritt seine Chancen aufs Oval Office verspielt hat – es wäre eine sehr gewagte Prognose.

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