"Was geht Euch das an?" Türkischer Minister verbittet sich Kritik aus Deutschland

Istanbul · Nach der Festnahme von zwei Bundesbürgern in Antalya verwahrt sich der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu gegen Kritik aus Deutschland: "Was geht euch das an?"

 Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (Archiv).

Der türkische Außenminister Mevlüt Cavusoglu (Archiv).

Foto: dpa, joh abl htf

Deutschland rege sich auf, wenn die Türkei Putschisten festnehme, sagte Cavusoglu am Samstag laut der amtlichen Nachrichtenagentur Anadolu: "Aber was geht euch das an? Das ist auch ein türkischer Staatsbürger, aber Deutschland fragt, 'warum nehmt ihr meinen Staatsbürger fest?'" Die Bundesregierung setze sich für festgenommene Menschen ein, bei denen es sich um mutmaßliche Unterstützer des Putschversuchs handele. "Warum stört Ihr Euch so sehr daran?" Die Justiz werde über Schuld oder Unschuld entscheiden. Cavusoglu warf Deutschland zudem erneut vor, Terrororganisationen zu unterstützen.

Das Auswärtige Amt hatte am Freitag die Festnahme kritisiert und erklärt, nach den vorliegenden Informationen besäßen die beiden ausschließlich die deutsche Staatsbürgerschaft. Wahrscheinlich haben sie türkische Wurzeln. Die türkische Nachrichtenagentur Dogan schriebt, es handle sich um zwei Deutsche türkischer Herkunft. Sie seien wegen angeblicher Verbindungen zum gescheiterten Militärputsch in der Türkei vom Juli vergangenen Jahres am Flughafen von Antalya inhaftiert worden.

Insgesamt sind laut Auswärtigem Amt derzeit zwölf Deutsche in der Türkei aus politischen Gründen in Haft. Ihre Inhaftierung belastet die ohnehin angespannten Beziehungen zwischen Ankara und Berlin schwer. Die Bundesregierung hatte das Vorgehen der türkischen Führung nach dem fehlgeschlagenen Putschversuch vom vergangenen Jahr wiederholt scharf kritisiert. Die Türkei wiederum wirft der Bundesregierung vor, "Terroristen" zu unterstützen, indem Deutschland Kurdenpolitiker und angebliche Putschisten beherbergt.

Gabriel nennt EU-Verhandlungen mit Ankara Farce

Nach der Festnahme von zwei weiteren Deutschen in der Türkei will Außenminister Sigmar Gabriel auch andere EU-Staaten dazu bewegen, den Druck auf Ankara zu erhöhen. Deutschland habe Reisehinweise verschärft und Wirtschaftshilfen reduziert, sagte der SPD-Politiker am in Goslar. "Wir werden in Europa mit anderen reden, dass sie das Gleiche tun."

Die EU-Beitrittsverhandlungen mit der Türkei nannte Gabriel zwar "weitgehend eine Farce", schloss sich den Forderungen nach einem Abbruch aber nicht an. Stattdessen gab er Erdogan die Schuld an der Entfremdung zwischen beiden Seiten. "Er versucht ja, seinen Bürgerinnen und Bürgern den Eindruck zu vermitteln, wir als Deutsche und Europäer würden uns von der Türkei entfernen. In Wahrheit entfernt er die Türkei in rasender Geschwindigkeit von Europa", sagte der Vizekanzler. "Er will seine innenpolitischen Konflikte überdecken, indem er sich einen äußeren Feind sucht - und das sind wir: Europa, gerne die Deutschen."

(felt)
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