Soldaten verfolgen PKK-Rebellen Türkische Regierung will Irak von Terroristen "säubern"

Istanbul · Auf Luftschläge folgen nun Bodentruppen: Die Türkei stößt gegen PKK-Stellungen im Irak vor. Ankara will die Region von Terroristen "säubern." Die Armee reagiert auf Anschläge auf Sicherheitskräfte - was wiederum neue PKK-Angriffe nach sich zieht.

Die türkische Regierung um Ministerpräsident Ahmet Davutoglu will die Region von der PKK "säubern", wie es offziell heißt.

Die türkische Regierung um Ministerpräsident Ahmet Davutoglu will die Region von der PKK "säubern", wie es offziell heißt.

Foto: afp, ADM/QL

Der Konflikt der Türkei mit der kurdischen Untergrundorganisation PKK droht weiter zu eskalieren. Türkische Bodentruppen drangen am Dienstag nach einem Bericht des Senders CNN Türk über die Grenze in den Nordirak ein. Augenzeugen berichteten, dass die Soldaten ihren Einsatz im Nachbarland schon nach kurzer Zeit abbrachen in die Türkei zurückkehrten. Nach einem Bericht der Agentur Dogan verfolgten türkische Soldaten bei ihrem Vorstoß Kämpfer der PKK, die am Wochenende in der Türkei bei Anschlägen 16 Soldaten getötet hatten.

In den Kandil-Bergen im Nordirak hat die verbotene Kurdenorganisation PKK verschiedene Stützpunkte und auch ihr Hauptquartier. Türkische Kampfflugzeuge hatten dort in der Nacht 20 Ziele angegriffen.

Bei mehreren Anschlägen starben am Dienstag mindestens 15 Sicherheitsbeamte. Allein bei einem Bombenanschlag in Igdir nahe der Grenze zu Armenien kamen mindestens 14 Polizisten ums Leben. Ein weiterer Polizeibeamter wurde in der Provinz Tunceli getötet. Berichte über drei weitere Tote bei einem Anschlag in Sirnak wurden von der Provinzverwaltung dementiert.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan forderte die PKK auf, ihre Waffen bedingungslos niederzulegen. "In diesem Moment ist die einzige Lösung für die terroristische PKK, ihre Waffen zu strecken, es kann über nichts anderes geredet werden", sagte der türkische Staatschef unmittelbar nach dem Anschlag am Dienstag.

Nach Erdogans Worten sind die Strukturen der PKK bereits schwer angeschlagen, die Bemühungen zur vollständigen Zerschlagung der Organisation würden fortgesetzt. "Keine Kräfte, Banden, Organisation oder Täuschungsmanöver können die Macht des Staates aufhalten, sobald sie in Bewegung ist", sagte Erdogan.

Mehr als 50 türkische Kampfflugzeuge bombardierten am Montagabend und in der Nacht zum Dienstag Stellungen der PKK im Nordirak. Nach den vorangegangenen PKK-Anschlägen in der Provinz Hakkari am Wochenende hatte der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoglu versprochen, er wolle die Region "von Terroristen säubern".

Nach Angaben der Agentur Anadolu sollen bei den Luftangriffen mindestens 35 Mitglieder der PKK ums Leben gekommen sein. Die Angaben ließen sich aber nicht unabhängig verifizieren. Die kurdische Nachrichtenagentur Firat bestätigte die Luftangriffe, nannte aber keine Opferzahlen.

Die PKK setzte unterdessen 20 Zollbeamte auf freien Fuß, die im August entführt worden waren, berichteten die Agentur Firat und das Nachrichtenportal Bianet. Es lagen keine Angaben dazu vor, ob es für die Freilassung der Beamten eine Gegenleistung gab.

Mit den jüngsten Kämpfen steigt auch die Sorge um die Sicherheit bei den Wahlen am 1. November. Erdogan hatte die Wahlen angesetzt, nachdem eine Regierungsbildung gescheitert war. Seine islamisch-konservative AKP-Partei hatte beim Urnengang im Juni die Mehrheit verloren. Die Spannungen mit der Kurdenpartei HDP, die erstmals die Zehn-Prozent-Hürde überwunden hatte, nehmen zu.

Die Türkei ist seit 1984 in einen bewaffneten Konflikt mit der PKK verwickelt. Ein zwei Jahre andauernder Waffenstillstand war im Juli aufgekündigt worden. Seitdem wurden mehr als 150 Menschen in der Türkei sowie eine unbekannte Zahl im nördlichen Irak getötet.

Die EU kritisierte die Eskalation der Gewalt und rief zu einer Wiederaufnahme der Verhandlungen auf: "Wir verurteilen die Terroranschläge der PKK und fordern einen dringenden und vorbehaltlosen Waffenstillstand auf allen Seiten", sagte die Sprecherin der EU-Außenbeauftragten Federica Mogherini, Maja Kocijancic, in Brüssel.

(dpa)
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