Recep Tayyip Erdogan Türkei warnt EU vor "Religionskriegen"

Istanbul · Nach der Entscheidung des Europäischen Gerichtshofs, wonach Kopftücher am Arbeitsplatz verboten werden können, hat die Türkei die EU erneut scharf angegriffen. Präsident Recep Tayyip Erdogan warf Europa vor, "einen Kampf Kreuz gegen Halbmond" angefangen zu haben.

 Der türkische Präsident Erdogan spricht am 16. März vor Anhängern in Sakarya (Türkei).

Der türkische Präsident Erdogan spricht am 16. März vor Anhängern in Sakarya (Türkei).

Foto: dpa, BO kuv

Außenminister Mevlüt Cavusoglu sprach nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Donnerstag ebenfalls von "Religionskriegen" in Europa. "Ihr führt Europa einem Abgrund entgegen", sagte Cavusoglu im südtürkischen Antalya nach Angaben der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu. "Bald könnten in Europa auch Religionskriege beginnen, und sie werden beginnen".

Ein Jahr nach Abschluss des Flüchtlingspakts mit der EU drohte die Türkei zudem mit dessen Aufkündigung. Das Abkommen werde neu bewertet, sagte Cavusoglu laut Anadolu am Mittwochabend in einem Interview des Senders 24 TV. Wenn Bedingungen wie die Visa-Freiheit für türkische Staatsbürger in der EU nicht erfüllt würden, dann könne das Abkommen aufgekündigt werden.

Der am 18. März 2016 geschlossene Pakt zwischen Ankara und der EU sieht vor, dass die Türkei illegal nach Europa eingereiste Migranten nach deren jeweiligen Asylverfahren von den griechischen Inseln in der Ostägäis wieder zurücknimmt. Für jeden zurückgeschickten Schutzsuchenden aus Syrien nimmt die EU einen syrischen Flüchtling legal auf. Die EU stellte Visafreiheit für Türken in Aussicht, wenn bestimmte Kriterien erfüllt werden.

Zu den Parlamentswahlen in den Niederlanden sagte er: Zwischen den Sozialdemokraten und dem Faschisten Geert Wilders bestehe überhaupt kein Unterschied, alle dächten gleich. Cavusoglu kündigte zudem weitere Schritte gegen die Niederlande an und sagte: "Wir können uns mit denen nicht befassen, als wären wir Schmarotzer. Der Türke ist nirgendwo ein Schmarotzer."

Die Beziehungen zwischen der Türkei und der EU sind wegen der Absage von Wahlkampfauftritten türkischer Minister angespannt. Zum Eklat kam es vergangenes Wochenende, als die Niederlande dem türkischen Außenminister die Landeerlaubnis verwehrten und die türkische Familienministerin Fatma Betül Sayan Kaya des Landesverwiesen.

Europa werde schon lernen, wie man mit der Türkei umzugehen habe, sagte Cavusoglu weiter. Ansonsten werde die Türkei es Europa beibringen. "Ihr werdet von Eurem befehlenden Diskurs absehen. Die Türkei befiehlt", sagte er. Die Türkei sei die "Umma", die weltweite Gemeinschaft von "zwei Milliarden" Muslimen. "Deshalb könnt Ihr mit der Türkei nicht im Befehlston sprechen. Ihr müsst anständig reden, Ihr könnt um etwas bitten."

(isw/maxk/dpa)
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