Spekulationen um Zustand des Anführers Taliban verbreiten angebliche Audiobotschaft von Mansur

Kabul · Die afghanischen Taliban haben eine angebliche Audiobotschaft ihres Anführers Mullah Achtar Mansur veröffentlicht, um Spekulationen entgegenzutreten, er sei tot.

 Über den Gesundheitszustand Mansurs wird seit Tagen spekuliert.

Über den Gesundheitszustand Mansurs wird seit Tagen spekuliert.

Foto: dpa, os jak jai

"Gerüchte, wonach ich in Kutschlak verletzt oder getötet wurde, entsprechen nicht der Wahrheit", sagte der mutmaßliche Taliban-Chef in der am Samstag an verschiedene Medien verschickten Botschaft. Die afghanische Regierung hatte zuvor den Tod Mansurs vermeldet.

"Ich habe diese Botschaft aufgenommen, um alle wissen zu lassen, dass ich lebe", sagte der Mann, der sich als Mansur ausgab, in der etwa 16-minütigen Aufnahme. Die Berichte über das Taliban-Treffen in Pakistan, bei der es zu einer Schießerei gekommen sein soll, bezeichnete er als "Propaganda des Feines".

Ob in der Audiobotschaft tatsächlich die Stimme Mansurs zu hören ist, konnte von unabhängiger Seite nicht bestätigt werden. Der afghanische Regierungssprecher Sultan Faisi wollte zunächst keine Einschätzung zur Authentizität der Aufnahme abgeben. Kabul werde die Botschaft analysieren, sagte er.

Über den Gesundheitszustand Mansurs wird seit Tagen spekuliert. Von Geheimdienstbeamten und aus Kreisen der Aufständischen hieß es Mitte der Woche, Mansur sei bei einer Schießerei während eines Treffens mit mehreren Kommandeuren nahe der pakistanischen Stadt Quetta schwer verletzt worden. Die Taliban-Fführung wies diese Angaben entschieden zurück. Die in der Audiobotschaft genannte Ortschaft Kutschlak liegt in der Nähe von Quetta.

Am Freitag schrieb Regierungssprecher Faisi dann im Kurzbotschaftendienst Twitter, Mansur sei seinen Verletzungen erlegen. Beweise lieferte er allerdings nicht, auch auf Nachfrage gab es zunächst keine weiteren Informationen. Taliban-Sprecher Sabihullah Mudschahid bezeichnete die Mitteilung als "gegenstandslos". Mansur lebe und sei wohlauf. Die Aufständischen hatten allerdings den Tod des langjährigen Taliban-Chefs Mullah Omar zwei Jahre lang geheim gehalten und erst im Juli bekanntgegeben.

Die Kontroverse um Mansur wirft ein Schlaglicht auf die tiefen Gräben zwischen den rivalisierenden Fraktionen der Islamistenbewegung. Mansur war Ende Juli zum Nachfolger des verstorbenen Taliban-Anführers Mullah Omar ernannt worden. Bedeutende Teile der Taliban erkannten den Wechsel an der Spitze aber nicht an. Im November ernannte eine Splittergruppe Mullah Mohammed Rasul zu ihrem Anführer.

Der Machtkampf behindert auch die Friedensgespräche der Aufständischen mit den Regierungen in Pakistan und Afghanistan. Kabul beschuldigt Pakistan seit langem, die Taliban als Mittel im Kampf um Einfluss in Afghanistan zu nutzen. Die afghanische Regierung wirft Islamabad insbesondere vor, den Aufständischen Ende September bei der Eroberung der nordafghanischen Stadt Kundus geholfen zu haben.

(AFP)
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