Wahlen in Südafrika Regierungspartei ANC verliert Hauptstadt Pretoria

Pretoria · Südafrikas regierender Afrikanischer Nationalkongress (ANC) hat bei den Kommunalwahlen drei der acht wichtigsten Großstädte an die Opposition verloren. Für die Partei des 2013 verstorbenen Nelson Mandela eine bittere Schmach.

 Jakob Zuma und der ANC müssen eine bittere Niederlage verkraften.

Jakob Zuma und der ANC müssen eine bittere Niederlage verkraften.

Foto: dpa, kl lb

Lange galt der ANC als nahezu unantastbare Partei und lebte vom Heldenmythos der Geschichte. Es ist das erste Mal, dass der ANC in Pretoria und Port Elizabeth die Führung verlor. Friedensnobelpreisträger Nelson Mandela hatte einst an der Spitze des ANC das Land nach 46 Jahren aus dem Apartheidregime herausgeführt.

Das schlechteste Ergebnis aller Zeiten

Mit landesweit rund 54 Prozent der Stimmen fuhr der ANC unter Präsident Jacob Zuma das schlechteste Ergebnis in seiner Geschichte ein. Bei den letzten Kommunalwahlen 2011 konnte der ANC 62 Prozent der Stimmen sichern. Eine symbolträchtige Niederlage erlitt der ANC in Zumas Heimatkommune Nkandla, wo die Partei auf dem zweiten Platz landete.

Korruption und politische Misswirtschaft haben dem Ansehen des ANC geschadet. Die Arbeitslosenquote in Südafrika liegt bei knapp 27 Prozent und die Wirtschaft stagniert. Selbst ausländische Investoren wurden angesichts der politischen Misswirtschaft vorsichtiger.

Der Mythos ist gebrochen

In der Wirtschaftsmetropole Johannesburg lieferten sich ANC und die Partei DA bis zum Ende ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen, das der ANC schließlich gewann. Es waren die am härtesten umkämpften Wahlen seit 1994, sagte der Vorsitzende der Wahlbehörde, Mosotho Moepya.

Die DA erhielt landesweit rund 27 Prozent, die linkspopulistischen Ökonomischen Freiheitskämpfer (EFF) etwa acht Prozent der Stimmen.
Die von dem ehemaligen Anführer der ANC-Jugendliga 2013 gegründete EFF bewarben sich zum ersten Mal bei den Kommunalwahlen, die alle fünf Jahre stattfinden.

"Diese Wahlen haben den Mythos gebrochen, dass die DA eine Partei für eine Rasse ist", sagte DA-Chef Mmusi Maimane bei einer Pressekonferenz am Samstag. Die DA galt lange als eine weiße Partei.

"Unsere Demokratie reift"

Doch auch die wachsende schwarze Mittelschicht tendiert immer mehr dazu, die Partei zu wählen - mit Maimane als erstem Schwarzen an der Spitze der DA. "Unsere Demokratie reift und wir gratulieren den Menschen für ihre Beteiligung und die Festigung der Demokratie" sagte Zuma am Abend.

Rund 26 Millionen Wahlberechtigte waren am Mittwoch zur Stimmabgabe in den 259 Kommunen aufgerufen. Die Wahl verlief von kleinen Unregelmäßigkeiten abgesehen ruhig.

(dpa)
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