Streit um Nachtzuschläge Slowakischer Regierungschef schiebt Nachtschicht in Fabrik

Bratislava · Der slowakische Regierungschef Robert Fico hat in der Nacht auf Sonntag als Fließbandarbeiter in einer Fabrik nördlich von Bratislava gearbeitet. Hintergrund ist ein Streit um Nachtzuschläge.

Seine achtstündige Schicht in einem Automobil-Zulieferbetrieb bezeichnete Fico am Sonntag als Solidaritätsgeste an Fabrikarbeiter, denen die Regierung gegen den Widerstand deutscher und inländischer Unternehmer per Gesetz höhere Nachtzuschläge garantieren will.

Die Deutsch-Slowakische Industrie- und Handelskammer DSIHK als Vertretung deutscher Investoren hatte wenige Tage zuvor gegen die geplante Gesetzesnovelle protestiert: "Einer der stärksten Wettbewerbsvorteile der Slowakei, die flexible und relativ kostengünstige Einrichtung von Nacht- und Wochenendschichten, droht mit einem Schlag verloren zu gehen." Diesem Protest hatte sich kurz danach auch der inländische Unternehmerverband PAS angeschlossen.

Die Slowakei gilt in der Europäischen Union als Billiglohnland, in das Firmen aus westlichen EU-Ländern Teile ihrer Produktion auslagerten. Die von Ficos Sozialdemokraten ins Parlament eingebrachte, aber noch nicht beschlossene Gesetzesnovelle sieht einen Zuschlag von 1,4 Euro für jede Stunde Nachtarbeit vor. Bisher erhalten Nachtarbeiter lediglich 50 Cent pro Stunde Zuschlag zum normalen Lohn, das entspricht 20 Prozent des gesetzlichen Mindestlohnes. Deutlicher erhöht werden soll die Bezahlung für Sonntagsarbeit, nämlich um einen Zuschlag von 100 statt bisher 50 Prozent zum Tariflohn pro Stunde.

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort