USA bleiben Spitzenreiter Rüstungsausgaben steigen weltweit wieder an

Stockholm · Nach vier Jahren des Rückgangs sind die weltweiten Ausgaben für Rüstungsgüter 2015 wieder gestiegen. Deutschland liegt mit seinem Militärbudget auf Platz neun.

 Saudi-Arabien steigerte seine Militärausgaben um fast sechs Prozent

Saudi-Arabien steigerte seine Militärausgaben um fast sechs Prozent

Foto: dpa, moa tba

Insgesamt gaben die Staaten der Erde im vergangenen Jahr 1,676 Billionen Dollar (1,471 Billionen Euro) für militärische Zwecke aus, heißt es im Jahresgutachten des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri. Damit lagen die Ausgaben ein Prozent über jenen des Vorjahrs. In den vorangegangenen Jahren hatte das Institut jeweils einen leichten Rückgang registriert.

Die Stockholmer Wissenschaftler registrierten große regionale Unterschiede. Besonders deutlich stiegen die Militärbudgets in Ländern Osteuropas und des Nahen Ostens. Dort schlugen sich bewaffnete Konflikte - etwa in Syrien, im Jemen oder in der Ukraine - in wachsenden Ausgaben nieder.

Die Ausgaben gingen hingegen in Nordamerika und Westeuropa im Jahr 2015 weiter zurück, auch wenn die USA immer noch das mit Abstand größte Militärbudget aller Länder haben. Die Vereinigten Staaten gaben laut Sipri rund 596 Milliarden Dollar (523 Milliarden Euro) für das Militär aus. Das waren 2,4 Prozent weniger als im Vorjahr - aber immer noch 36 Prozent aller weltweiten Militärausgaben im Jahr 2015.

Auf Platz zwei folgte China mit umgerechnet 189 Milliarden Euro (plus 7,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr). Dem schlossen sich Saudi-Arabien mit 76,5 Milliarden Euro (plus 5,7 Prozent) und Russland mit 58,3 Milliarden Euro (plus 7,5 Prozent) an. Deutschland, dessen Militärausgaben das Institut mit 34,6 Milliarden Euro angab, fiel von Platz acht auf Platz neun zurück. Überholt wurde es von Japan.

Die Auswertung des Stockholmer Instituts macht deutlich, wie bewaffnete Konflikte auch auf die Militärausgaben der Nachbarländer ausstrahlen. Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine ließ nicht nur die Militärausgaben dieser beiden Länder ansteigen. Kräftige Zuwächse registrierte Sipri auch in Anrainerstaaten wie Polen und den drei baltischen Ländern, die eine stärkere militärische Bedrohung durch Russland fürchten. Insgesamt legten die Militärbudgets in Ostmitteleuropa um 13 Prozent zu.

Eine dämpfende Wirkung auf die Militärbudgets hatten hingegen die fallenden Ölpreise. Das weltweit größte Minus in den Militärbudgets hatten 2015 die Ölländer Venezuela (minus 64 Prozent) und Angola (minus 42 Prozent) zu verzeichnen. Russland, das ebenfalls durch die sinkenden Öleinnahmen belastet ist, verzeichnete zwar ein Plus von 7,5 Prozent bei den Militärausgaben. Dies war allerdings weniger, als Moskau zunächst geplant hatte.

Eine mögliche Trendwende sehen die Stockholmer Experten bei den Militärausgaben in Nordamerika und Westeuropa, die nach 2009 immer weiter gefallen waren. Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben bereits eine Erhöhung ihrer Etats angekündigt. Sie reagieren damit auch auf die gestiegenen Anforderungen an ihre Truppen etwa durch islamistische Gewalt.

 Russland konnte nicht so viel ausgeben wie geplant

Russland konnte nicht so viel ausgeben wie geplant

Foto: dpa

"Die unberechenbaren politischen und wirtschaftlichen Umstände lassen die Entwicklung der kommenden Jahre ungewiss erscheinen", resümierte der Chef des Sipri-Militärausgabenprojekts, Sam Perlo-Freeman. "Einerseits spiegelt die Ausgabenentwicklung die zunehmenden Konflikte in vielen Teilen der Welt wider. Andererseits zeigen sie einen klaren Bruch mit dem Ausgaben-Boom der vergangenen Jahre, der vor allem durch Öleinnahmen genährt worden war."

(crwo/AFP)
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