Musikfestival "We are Sthlm" Polizei vertuscht sexuelle Massenübergriffe in Schweden

Stockholm · Laut internen Dokumenten, die der Zeitung "Dagens Nyheter" vorliegen, hat die schwedische Polizei zahlreiche systematische Übergriffe auf Frauen bei dem Stockholmer Musikfestival "We are Sthlm" im August 2015 aus politischer Korrektheit verschwiegen. Das fünftägige Festival ist mit insgesamt 850.000 Besuchern laut Veranstaltern das "größte Jugendfestival Europas" .

 Der schwedische Polizeichef Dan Elisasson.

Der schwedische Polizeichef Dan Elisasson.

Foto: dpa, kat hlt pro

Die 15-jährige Anna erinnert sich an den Festivalbesuch: "Vor allem bei den Konzerten war es schrecklich. Wenn man in die Menschenmenge gegangen ist, begannen sie einen sofort anzugrapschen. Die haben uns umringt, eine meiner Freundinnen fiel zu Boden und da haben die sich direkt auf sie geworfen", sagte sie der Zeitung. Einige der Jugendlichen, der Polizei Zufolge meist unbegleitete minderjährige Flüchtlinge aus Afghanistan, steckten ihre Hände in die Hosen der Mädchen.

In polizeiinternen Berichten heißt es, sowohl die Landespolizeiführung als auch die Polizeipressestelle wurden über die ungewöhnlich vielen sexuellen Übergriffe informiert. Doch in der abschließenden Polizeipressemitteilung zum Ablauf des Festivals stand nur: "Es waren relativ wenige Verbrechen und wenige Verhaftungen im Verhältnis zur Teilnehmeranzahl."

Besonders scharf ist die Kritik an der Polizei nun, weil es anscheinend schon beim Festival 2014 zu zahlreichen sexuellen Übergriffen und Diebstählen gekommen war. 2015 soll es noch deutlich schlimmer gewesen sein. "Rekordverdächtig viele" Mädchen hatten das Zelt der Polizei aufgesucht. Die jüngsten waren zwölf Jahre alt. Nichts davon wurde in der Pressemitteilung erwähnt. Dies sei aus Angst geschehen, rassistische Stimmungen anzufeuern, sagen Beamte offen. "Wir wagen es manchmal nicht zu sagen, wie es ist. Wir glauben, dass es den Schwedendemokraten in die Hände spielt", gibt der Festivaleinsatzleiter Peter Ågren zu. Die einwanderungsfeindlichen Schwedendemokraten fordern die Schließung der Grenzen. In Umfragen kommen sie auf 20 Prozent. Bei der Wahl 2014 waren es noch 12,9 Prozent.

Stockholms Polizeichef Varg Gyllander verteidigt die Beamten: "Das Problem ist nicht die Polizeiarbeit, sondern dass es missglückt ist, darüber zu sprechen, was passiert ist", sagte er gegenüber "Sveriges Radio". "Es ist natürlich unakzeptabel, wenn die Polizei Informationen verschweigt. Wir werden das gründlich untersuchen", versprach Innenminister Anders Ygeman.

(RP)
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