Konflikt zwischen Saudi-Arabien und Iran Bin Salman bezeichnet Chamenei als "neuen Hitler"

Riad · Saudi-Arabiens einflussreicher Kronprinz Mohammed bin Salman hat Irans geistliches Oberhaupt Ajatollah Ali Chamenei mit Adolf Hitler verglichen. Er warnte zudem vor einer Politik des "Appeasement" gegenüber der schiitischen Regionalmacht.

 Irans oberster Geistlicher Ajatollah Ali Chamenei (l.) und der saudische Kronzprinz Mohammed bin Salman al-Saud.

Irans oberster Geistlicher Ajatollah Ali Chamenei (l.) und der saudische Kronzprinz Mohammed bin Salman al-Saud.

Foto: dpa, tba

Bin Salman sagte in einem Interview mit der "New York Times" vom Donnerstag, Ayatollah Ali Chamenei sei "der neue Hitler des Mittleren Ostens". Aus Europa habe er gelernt, "dass Appeasement nicht funktioniert".

Der Iran und Saudi-Arabien ringen seit langem um Einfluss in der Region. Das wahhabitische Königreich beschuldigt seinen Rivalen regelmäßig der Einmischung in die arabischen Nachbarländer, griff aber selber im Jemen und Bahrain militärisch ein. "Wir wollen nicht, dass der neue Hitler des Iran im Mittleren Osten wiederholen kann, was in Europa geschehen ist", sagte bin Salman nun.

Der junge Thronfolger hatte zuletzt die Rhetorik gegenüber dem Iran verschärft. Grund war der Abschuss einer Rakete durch die jemenitischen Huthi-Rebellen auf die saudiarabische Hauptstadt Riad. Saudi-Arabien beschuldigte den Iran, den Huthis die Rakete geliefert zu haben. Teheran bestreitet dies, und Präsident Hassan Ruhani warnte Riad vor der "Macht" des Iran.

100 Milliarden Dollar unterschlagen?

Der Abschuss der Rakete Anfang November fiel mit der Festnahme hunderter Mitglieder der Elite Saudi-Arabiens zusammen. Die Prinzen, Politiker und Geschäftsleute werden der Korruption beschuldigt. Der Kronprinz bezeichnete nun Vorwürfe als "absurd", das Vorgehen sei ein Versuch von ihm zur Ausweitung seiner Macht auf Kosten anderer Prinzen.

Eine "Mehrheit der Königsfamilie" unterstütze sein Vorgehen, versicherte bin Salman in der "New York Times". 95 Prozent der Festgenommenen hätten sich zudem auf eine "Einigung" eingelassen, illegal erlangtes Vermögen an den Staat zu übergeben. Der Generalstaatsanwalt schätzt, dass über die Jahre mindestens 100 Milliarden Dollar unterschlagen wurden.

Bin Salman sagte, ein Prozent der Festgenommenen habe bewiesen, dass sie sauber seien. Ihre Verfahren würden eingestellt. Rund vier Prozent bestritten, korrupt zu sein, und wollten die Frage vor Gericht ausfechten, sagte der Kronprinz, der ein ambitioniertes, aber auch umstrittenes Programm zur Modernisierung des ultrakonservativen Königreichs gestartet hat.

(ate/afp/reu)
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