Kritik an Ausrichter USA Russland will Atomgipfel 2016 boykottieren
Wien · Schlechte Nachrichten für die internationale Sicherung von Nuklearmaterial: Russland zieht sich aus den für 2016 geplanten Gesprächen über Atomsicherheit zurück.
Nachdem das Land bereits ein Vorbereitungstreffen boykottiert hatte, habe Moskau den USA und anderen Teilnehmerstaaten angekündigt, auch den nächsten Gipfelverhandlungen fernzubleiben, teilten Diplomaten der Nachrichtenagentur AP am Dienstag mit. US-Präsident Barack Obama hatte den Gipfel mit dem Ziel ins Leben gerufen, Terroristen den Zugriff auf waffenfähiges Nuklearmaterial zu verwehren.
Ein Diplomat sagte der AP, Russland habe kritisiert, dass das Treffen politischer Natur sei. Gespräche über die Atomsicherheit sollten auf technischer Ebene stattfinden und nicht von einem Land, sondern der Internationalen Atomenergiebehörde IAEA einberufen werden. Beamte des Außenministeriums in Moskau gaben auf Nachfragen zunächst keine Stellungnahme ab.
USA bedauern Entscheidung
Die US-Regierung bedauerte die Abwesenheit Russlands bei dem Vorbereitungstreffen. "Was uns betrifft, bleibt die Tür offen, damit Russland an künftigen Treffen teilnimmt", sagte Patrick Ventrell, ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates im Weißen Haus der AP. Seit 2010 findet das internationale Treffen alle zwei Jahre statt, der nächste Atomgipfel soll im Frühjahr 2016 in den USA tagen.
Die Abwesenheit Russlands beim nächsten Atomgipfel könnte nach Ansicht von Experten die Bemühungen Washingtons unterhöhlen. Russland sei nach den USA die größte Atommacht der Welt, und die russische Abwesenheit sende "ein schreckliches Signal der Prioritäten aus", sagte Atomexperte Kenneth Luongo. Es gebe Länder, die atomwaffenfähiges Material besäßen und die US-Initiative kritisch sähen. Diese könnten sich nun ermutigt fühlen, den Treffen ebenfalls fernzubleiben.
Russland verfüge nicht nur über große Vorräte an atomwaffenfähigem Material - südlich seiner Grenze operierten zudem islamische Radikale, gab Luongo zu bedenken. "Deshalb ist dies keine Angelegenheit für kleinliche Politik", sagte er.
Die USA und andere westliche Staaten hatten wegen Russlands Rolle in der Ukraine-Krise Wirtschaftssanktionen verhängt. Seitdem gibt es zwischen den USA und Russland immer wieder Reibereien.