Twitter-Verbot in der Türkei So können User die Twitter-Sperre in der Türkei umgehen

Düsseldorf · Seit Freitag funktioniert Twitter in der Türkei nicht mehr. Grund ist die Sperre, die Ministerpräsident Erdogan verhängt hat. Nur kurze Zeit später kursierten Anleitungen im Netz, wie das Verbot umgangen werden kann - diese Anleitungen funktionieren inzwischen nur noch bedingt. Welche Wege es jetzt gibt, lesen Sie hier.

 Die Grafik zeigt den Anstieg der direkten Twitter-Zugriffe aus der Türkei seit der Sperrung.

Die Grafik zeigt den Anstieg der direkten Twitter-Zugriffe aus der Türkei seit der Sperrung.

Foto: torproject.org

Die Twitter-Sperre hat einen Entrüstungssturm in der Türkei losgelöst: Beim Versuch, Twitter zu öffnen, stoßen die Nutzer seit Freitag auf eine Mitteilung, die offenbar von den türkischen Regulierungsbehörden stammt. Darin hieß es, dass die Seite auf gerichtliche Verfügung hin blockiert worden sei.

Wege, die Sperre zu umgehen

Das US-amerikanische Unternehmen Twitter, mit Sitz in San Francisco, reagierte umgehend und setzte einen Tweet ab, in dem Nutzern in der Türkei erklärt wurde, wie sie per SMS weiter Mitteilungen absetzen können. Zudem wurden weitere Anleitungen veröffentlicht, wie die User die Sperre umgehen können. Doch auch diese Tricks funktionieren inzwischen, wenn überhaupt, nur noch eingeschränkt. Ein Versuch ist es dennoch wert. Daher hier noch einmal die Anleitungen:

1. Eine Möglichkeit, die Sperre zu umgehen ist, den DNS-Server zu ändern. Wie das geht, lesen Sie hier.

2. Zudem gibt es zwei weitere Möglichkeiten für Nutzer, auch weiterhin aus der Türkei zu twittern: per SMS oder über das Einrichten eines VPN-Zugangs. Infos gibt es hier.

Neu: Wenn diese beiden Umgehungsmöglichkeiten nicht mehr greifen, kann der Anonymisierungsdienst Tor helfen. Eine Anleitung auf Türkisch gibt es hier.

Das bietet der Anonymisierungsdienst Tor

Tor ist eine Software, um sich im Internet unerkannt zu bewegen. In dieser Anleitung erfahren Sie, wie Sie Tor verwenden können und worauf Sie dabei achten sollten.

Wie funktioniert Tor? Tor verbirgt die eigene IP-Adresse gegenüber den Webservern. Dazu wird die Kommunikation über verschiedene Server des Tor-Netzwerks geleitet. Webserver können so die Kommunikationsverbindung nicht mehr zum Nutzer zurückverfolgen.

Tor installieren: Wer das Tor-Netzwerk nutzen möchte, muss eine spezielle Software auf seinem Computer installieren. Auf der Website des Tor-Projekts stehen verschiedene Installationspakete zur Verfügung. Am einfachsten ist die Installation von Tor mit Hilfe des Pakets "Tor Browser Bundle", das für Windows, Mac OS X und Linux zur Verfügung steht. Das Paket muss nur heruntergeladen und entpackt werden. Es beinhaltet neben der Tor-Software einen eigenen Browser, der für eine sichere Kommunikation bereits eingerichtet wurde.

Tor verwenden und einrichten: Nach Entpacken des Pakets kann die Software einfach durch Öffnen der Datei "Start Tor Browser" starten. Unter Mac OS X öffnen Sie einfach das heruntergeladene Programm "TorBrowser". Daraufhin öffnet sich ein Browserfenster, in dem Sie dann — durch Tor geschützt — im Internet surfen können. Zusätzlich wird in einem neuen Fenster ein Kontrollprogramm geöffnet, mit dem verschiedene Einstellungen in Tor angepasst werden können. Über https://check.torproject.org/ kann zudem jederzeit überprüft werden, ob tatsächlich gerade über das sichere Tor-Netzwerk im Internet gesurft wird.

Den Überblick bewahren: Nicht nur das Aufrufen von Internetseiten, sondern auch andere Dienste wie Instant Messaging können über das Tor-Netzwerk geleitet und so anonymisiert werden. Doch Vorsicht: Das geschieht nur bei den Programmen, die für die Verwendung von Tor konfiguriert wurden. Nicht sämtlicher aus- und eingehender Datenverkehr wird automatisch über das Tor-Netzwerk geleitet, nur weil Sie Tor auf dem Computer installiert haben.

Keine Schlupflöcher öffnen: Die Standardeinstellungen in der Tor-Software schränken die Verwendung von Erweiterungen, Cookies und aktiven Inhalten stark ein. Beispielsweise sind Browser-Erweiterungen für Java oder Flash in den Voreinstellungen gesperrt, da sie persönliche Informationen wie die IP-Adresse weitergeben und so die Anonymisierung durch Tor unterlaufen können. Auch startet der im "Tor Browser Bundle" voreingestellte Webbrowser automatisch im privaten Modus und sammelt keine Informationen über den Surfverlauf. Diese Einstellungen können jedoch von Hand verändert werden - was den Nutzer jedoch wieder leichter identifizierbar macht.

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