Proteste im Iran Konfrontationen nach Freitagsgebet befürchtet

Islamabad · Der Konflikt im Iran könnte wieder an Schärfe zunehmen. Die iranische Führung plant nach dem Freitagsgebet Demonstrationen gegen die Regimekritiker. Diese wiederum wollen offenbar das Gebet stören. Der UN-Sicherheitsrat will sich am Freitag mit der Krise beschäftigen.

 Das Foto eines Fotografen soll Proteste von Studenten vor einigen Tagen in Teheran zeigen (Archiv).

Das Foto eines Fotografen soll Proteste von Studenten vor einigen Tagen in Teheran zeigen (Archiv).

Foto: dpa, afn tba

Gut eine Woche nach Beginn der Proteste plant die iranische Führung am Freitag in Teheran mehrere Demonstrationen gegen die Regimekritiker. Die Kundgebungen sollen nach dem Freitagsgebet in der Imam Chomeini Mosalla Moschee in 40 verschiedenen Bezirken der Hauptstadt stattfinden, teilte die Nachrichtenagentur Tasnim mit. Gebetsführer ist der Hardliner Ahmad Chatami, ein Mitglied des iranischen Expertenrats - das führende Gremium der Kleriker.

Chatami gilt als Erzfeind der Reformer um Präsident Hassan Ruhani. Erwartet wird am Freitag eine provokante Rede gegen die Demonstranten. Gleichzeitig gibt es Berichte in den sozialen Medien, dass Demonstranten das Gebet mit regimekritischen Slogans stören wollen. Die Berichte konnten aber nicht verifiziert werden. Befürchtet werden Konfrontationen zwischen Anhängern und Gegnern des Regimes. Beobachter rechnen mit einem großen Polizeieinsatz. Bereits am Donnerstag hatte der iranische Armeechef General Abdulrahim Mussawi den regimekritischen Demonstranten mit einem Eingreifen des Militärs gedroht.

Ebenfalls am Freitag will sich der UN-Sicherheitsrat in einer Dringlichkeitssitzung mit der angespannten Lage im Iran beschäftigen. Die USA hatten eine solche Sitzung gefordert.

Wieder mehr Proteste

Auch in der Nacht auf Freitag protestierten Regimekritiker. Berichten und Videos in sozialen Medien zufolge gab es offenbar Kundgebungen unter anderem in den Städten Isfahan, Sarrin Schahr, Desful und Aligudars. Manche wirkten wie kleine Sit-Ins mit Gesang, andere wie Märsche mit Hunderten Teilnehmern. Unabhängig ließen sich Berichte und Datierung nicht überprüfen. Die staatlichen Medien berichten nicht über die regimekritischen Proteste. Informationen aus Kreisen der Demonstranten werden oft unterdrückt. Möglicherweise gab es auch in der Hauptstadt Teheran Kundgebungen. Bisher war es dort wie in anderen urbanen Zentren eher ruhig geblieben. Die Proteste hatten sich vor allem in ländlichen Gebieten abgespielt. Die weitgehend führerlosen und spontanen Proteste waren in den vergangenen Tagen abgeebbt.

In dem Land protestieren seit gut einer Woche Gegner der politischen und religiösen Führung. Hunderte Demonstranten wurden festgenommen, mindestens 19 Menschen sollen bei Zusammenstößen getötet worden sein. Die Proteste hatten sich zunächst gegen die Wirtschafts- und Außenpolitik der Regierung gerichtet, wurden aber zunehmend systemkritisch. Anders als das politische und religiöse Oberhaupt, Ajatollah Ali Chamenei, hatte Präsident Ruhani am Montag bei einer Krisensitzung im Parlament gesagt, es wäre ein Fehler, die Proteste nur als ausländische Verschwörung einzustufen.

Die Regierung von US-Präsident Donald Trump verhängte derweil neue Sanktionen gegen fünf iranische Organisationen, denen sie eine Beteiligung am Raketenprogramm des Landes vorwirft. Das teilte das Finanzministerium am Donnerstag in Washington mit. "Diese Sanktionen zielen auf wichtige Akteure des iranischen Raketenprogrammes ab, das dem Regime des Irans wichtiger ist als das wirtschaftliche Wohlergehen des iranischen Volkes", erklärte Finanzminister Steven Mnuchin. Durch die Maßnahme werden mögliche Vermögen der Betroffenen in den USA eingefroren. Amerikanischen Bürgern und Unternehmen ist es künftig verboten, mit ihnen Geschäfte zu machen.

(wer)
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