Führender Republikaner Ryan kündigt Rückzug aus US-Kongress an

Washington · Paul Ryan, der bisher wohl mächtigste Vertreter der Republikaner im Parlament, zieht sich aus der großen Politik zurück, um mehr Zeit für die Familie zu haben. Er will zwar noch bis nach der Parlamentswahl weitermachen. Doch das Gerangel um sein Erbe hat schon begonnen.

 Paul Ryan.

Paul Ryan.

Foto: ap, JSA

Der Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses und führende Republikaner in der Parlamentskammer, Paul Ryan, wird bei den Kongresswahlen im Herbst nicht mehr zur Wiederwahl antreten. Das gab Ryan am Mittwoch in Washington bekannt. Er werde die bis Januar 2019 dauernde Wahlperiode voll erfüllen, sagte er. Danach wolle er sich intensiver als bisher um seine Familie kümmern und mehr Zeit als Ehemann und Vater haben. "Wenn ich weitermachen würde, würden mich meine Kinder nur als Wochenend-Vater kennen", sagte er.

In Washington schießen bereits seit Tagen Spekulationen ins Kraut, wer Ryan als Vorsitzender des Repräsentantenhauses beerben könnte. Bei den Republikanern hatten sich Fraktionschef Kevin McCarthy und Steve Scalise ins Gespräch gebracht. McCarthy soll erst vor wenigen Tagen mit Präsident Donald Trump zu Abend gegessen haben, berichteten US-Medien.

Wird Ryan vorzeitig zum Rücktritt gedrängt

Allerdings ist nicht sicher, dass die Republikaner bei den Parlamentswahlen im November erneut eine Mehrheit gewinnen und damit das Recht haben, erneut den Parlamentsvorsitzenden zu stellen. Umfragen sehen die oppositionellen Demokraten vorn. Allerdings gehen viele Kommentatoren davon aus, dass Ryan nun vorzeitig zum Rücktritt gedrängt werden könnte.

Ryan hatte erst im Oktober 2015 das Amt des Parlamentsvorsitzenden übernommen, nachdem sein Vorgänger John Boehner im parteiinternen Streit zurückgetreten war. Ryan hatte bereits damals aus familiären Überlegungen gezögert. Ryan sei "ein guter Mann", schrieb Präsident Trump am Mittwoch auf Twitter.

Die Personalie Ryan löste erhebliche Reaktionen in Washington aus. Ryan, einst ein Kritiker von Präsident Donald Trump, wurde von vielen in der eigenen Partei vorgeworfen, sich nicht eindeutig genug gegen den Präsidenten gestellt zu haben. Sein Rücktritt könnte bei Parteispendern auch als Signal aufgenommen werden, sich im bevorstehenden Wahlkampf zurückhaltender zu verhalten.

(wer)
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