70 Tote bei Anschlag auf Familienpark Attentäter in Pakistan zündete 20 Kilogramm Sprengstoff

Islamabad · Nach dem blutigen Anschlag auf einen Familienpark in Pakistan ist die Zahl der Toten gestiegen. Der Attentäter hatte etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation gebracht. Die pakistanischen Taliban bekannten sich zu der Tat.

Anschlag auf Familienpark in Pakistan
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Foto: dpa, os jak fdt

Die Zahl der Toten nach dem Anschlag in Lahore ist auf 70 gestiegen, mehr als 340 Menschen seien verletzt worden. Das sagte eine Sprecherin der Rettungsbehörde der Provinz Punjab, Deeba Shahnaz Akhtar, am Montagmorgen laut Nachrichtenagentur dpa. Die Nachrichtenagentur AFP berichtet von 72 Toten. Polizeichef Haider Ashraf sagte, viele Verwundete seien so schwer verletzt, dass die Zahl der Toten noch steigen könne.

Die meisten Opfer waren Frauen und Kinder, weil sich der Attentäter in der Nähe eines Spielplatzes in die Luft gesprengt hatte. Lokale Medien sprachen von bis zu 29 toten Kindern. Polizeichef Ashraf sagte, die Explosion habe sich in der Nähe mehrerer Kinderkarussells ereignet.

Der Täter brachte nach offiziellen Angaben etwa 20 Kilogramm Sprengstoff zur Detonation. Seine Sprengstoffweste sowie ein Rucksack hätten auch Schrauben enthalten, die den verheerenden Effekt der Explosion noch vergrößerten.

Der Park war an einem der ersten warmen Abende des Jahres besonders gut besucht. Auch viele christliche Familien waren dort, um Ostern zu feiern. Viele Familien seien bereits auf dem Rückweg gewesen, als es zur Detonation gekommen sei. Wie viele Mitglieder der christlichen Gemeinde unter den Opfern waren, blieb zunächst unklar.

Polizisten und private Sicherheitsdienste seien im Park postiert worden. "Wir sind in einer kriegsähnlichen Situation. Es gibt immer eine allgemeine Bedrohung, aber für diesen Ort hatten wir keine besondere Warnung", sagte Ashraf.

Zu der Tat hatte sich die pakistanische Talibangruppe Jamaat ul-Ahrar bekannt. "Wir haben das Attentat von Lahore begangen, weil Christen unser Ziel sind", sagte der Sprecher Ehsanullah Ehsan der radikalen Taliban-Gruppierung Jamaat-ul-Ahrar am Montag per Telefon etwa der Nachrichtenagentur AFP. Seine Gruppe plane weitere Anschläge, auch gegen Schulen und Universitäten.

Dringlichkeitssitzung der Geheimdienste

Aufnahmen lokaler Fernsehstationen zeigten, wie Menschen mit Kindern in den Armen aus dem Park rannten. Andere trugen Verletzte. Eine schluchzende Frau suchte verzweifelt nach ihrem fünfjährigen Sohn. Ein Mann berichtete, er sei mit seiner Frau und zwei Kindern auf dem Weg zu dem Spielplatz gewesen, als er eine gewaltige Explosion gehört habe, die alle vier zu Boden geschleudert habe. Ein Augenzeuge berichtete AP, er habe 20 Kinder ins Krankenhaus gebracht und drei Leichen in ein Polizeiauto getragen.

Die Verwundeten wurden in sechs Krankenhäuser gebracht. Die Provinzregierung rief zu Blutspenden auf. Viele der Verletzten seien in kritischem Zustand. Die Regierung des Punjab ordnete eine dreitägige Trauer an und versprach, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.

Pakistans Armeechef Raheel Sharif berief eine Dringlichkeitssitzung der Geheimdienste ein. Dabei wurden Wege erörtert, wie die Urheber der Bluttat aufgespürt werden könnten, sagte Sprecher Asim Saleem Bajwa.

Das Bundesaußenministerium verurteilte den Anschlag. Der Terrorismus richte sich in seinem mörderischen Wahn gegen alle Menschen, gleich welchen Glaubens und welcher Hautfarbe, erklärte eine Sprecherin. Die Bundesregierung trauere mit Pakistan um die Opfer und sei in Gedanken bei den Angehörigen und Verletzten.

Der Sprecher des Nationalen Sicherheitsrats der USA, Ned Price, sprach von einem feigen Akt. Die USA würden mit Pakistan und ihren Partnern an der Ausrottung des Terrorismus arbeiten.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon forderte laut einer Mitteilung der Vereinten Nationen in der Nacht zum Montag, die Verantwortlichen hinter dem Terrorakt müssten rasch zur Rechenschaft gezogen werden. Er rief die pakistanische Regierung auf, alles ihr Mögliche zu tun, um religiöse Minderheiten und alle anderen Menschen in dem Land zu schützen.

Der Vatikan verurteilte den Anschlag gegen Christen als feigen Akt "fanatischer Gewalt" verurteilt. Das schreckliche Massaker mit Dutzenden von Toten werfe einen Schatten der Trauer auf das Osterfest, sagte Vatikansprecher Federico Lombardi am Sonntagabend.

(das/dpa/AFP/AP)
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