US-Gesundheitsreform Obama greift in die Trick-Kiste

Washington (RPO). Das US-Repräsentantenhaus hat im Ringen um die Gesundheitsreform am Montag ein kompliziertes parlamentarisches Verfahren namens "Reconciliation" eingeleitet. Es sieht vor, dass Haushaltsgesetze im Senat ohne die sonst erforderliche Mehrheit von 60 der 100 Stimmen verabschiedet werden können.

Die Kernpunkte von Obamas Gesundheitsreform
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Es genügt eine Mehrheit von 51 Stimmen. Obamas Demokraten verfügen nach dem Verlust eines Sitzes im Januar nur über 59 Senatoren. "Reconciliation" würde den gegnerischen Republikanern die Möglichkeit nehmen, die Reform im Senat zu blockieren.

Das "Reconciliation"-Verfahren wurde 1974 für jene Vorlagen im Senat eingeführt, bei denen es lediglich um die Auswirkungen auf den Staatshaushalt geht. Ein später hinzugefügter Zusatz schreibt vor, dass das Verfahren nur dann angewendet werden darf, wenn die betroffene Gesetzgebung das Staatsdefizit verringert. Zweck des Schnellverfahrens ist es, wichtige Haushaltsfragen nicht zum Objekt von Blockaden durch die Minderheitsfraktion im Senat ("Filibuster") werden zu lassen.

Die Republikaner werfen den Demokraten nun vor, die Regelung für ihre Gesundheitsreform zu missbrauchen. Einer Aufstellung der "New York Times" zufolge waren freilich die Republikaner selbst in 16 der 22 Fälle die treibende Kraft, in denen "Reconciliation" bislang angewandt wurde - darunter waren auch Großvorhaben wie eine Steuerreform und eine Reform der Sozialleistungen.

Zur Gesundheitsreform wollen die Demokraten im Repräsentantenhaus nun bis Ende der Woche den Entwurf verabschieden, den der Senat im Dezember beschlossen hatte. Dieser Entwurf ist aber selbst nach Auffassung vieler Demokraten verbesserungsbedürftig. Im "Reconciliation"-Verfahren würden dann ergänzend die nötigen Änderungen verabschiedet.

Der Name "Reconciliation" ("Versöhnung") ist eigentlich irreführend, weil das Verfahren eben nicht auf einen Konsens zwischen den Parteien abzielt. Die Namensgeber meinten damit ursprünglich, dass das Verfahren die Ausgaben und Einnahmen im Budget "versöhnen" soll - und nicht etwa die gegnerischen Parteien.

(AFP/csr)
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