Militärische Provokation Nordkorea testet Reichweite seiner Raketen

Seoul · Nordkorea gibt seinen Konfrontationskurs nicht auf: Am Mittwochmorgen feuerte das Land gleich zwei Mittelstreckenraketen ab. Mindestens einer der Versuche schlug fehl. Die USA, Südkorea und Japan sind dennoch erbost.

Nordkorea testet Reichweite seiner Mittelstrecken-Raketen
Foto: dpa

Nordkorea hat nach Angaben des südkoreanischen Militärs binnen weniger Stunden zwei Mittelstreckenraketen abgefeuert. Beim ersten Versuch am Mittwoch ging Südkoreas Militär von einem Fehlschlag aus, die Rakete soll nach 150 Kilometern in der Luft explodiert sein. Anschließend sei die weitere Rakete zwar 400 Kilometer weit geflogen, damit aber deutlich hinter ihrer potenziellen Reichweite von 3500 Kilometern zurückgeblieben. Die USA, Südkorea und Japan kritisierten die Aktionen scharf.

Trotz der jüngsten Fehlschläge sorgt Nordkoreas Entschlossenheit bei der Nutzung der Musudan-Raketen bei Washington und seinen Verbündeten Tokio und Seoul für Unruhe. Denn bei voller Reichweite könnten sie weite Teile Asiens und auch im Pazifik ansässige US-Stützpunkte treffen.

Nordkorea arbeitet an der Entwicklung von Mittelstrecken- und Langstreckenraketen, die einen atomaren Sprengkopf tragen können. Mit einer geschätzten Reichweite von 3000 bis 4000 Kilometern könnte eine Musudan theoretisch Japan und die US-Pazifikinsel Guam treffen.

Bei den jüngsten Tests seien die Raketen "über dem Japanischen Meer verfolgt worden, in das sie nach ersten Anzeichen auch abgestürzt sind", teilte das Strategische Kommando der USA mit. Eine Gefahr für Nordamerika habe nicht bestanden.

Nach Angaben von südkoreanischen Militärs waren schon im April drei mutmaßliche Tests mit Musudan-Raketen fehlgeschlagen: Die Geschosse explodierten in der Luft oder stürzten ab. Erst Anfang Juni misslang Pjöngjang dann ein weiterer Raketenstart.

Vor diesen Versuchen hatte Nordkorea noch nie eine Musudan-Rakete getestet. Allerdings präsentierte die Führung eines der Geschosse bei einer Militärparade 2010 in Pjöngjang. Die jüngsten Raketenstarts gehen aus Sicht von Beobachtern auf Anweisungen von Machthaber Kim Jong Un im März zurück. Die Order war offenbar eine Reaktion auf groß angelegte südkoreanisch-amerikanische Frühjahrsmanöver, die Pjöngjang als Vorbereitung einer Invasion betrachtet.

Die Serie der Raketenstarts demonstriert den Willen Pjöngjangs, seine ballistischen Fähigkeiten trotz internationalen Drucks auszubauen. Zu Jahresbeginn war Nordkorea wegen eines Nuklearversuchs und des Tests einer Langstreckenrakete mit den schärfsten UN-Sanktionen seit 20 Jahren belegt worden.

Die Spannungen in der Region haben sich seit einem nordkoreanischen Atomtest im Januar — dem insgesamt vierten des Landes — und dem umstrittenen Start einer Weltraumrakete deutlich erhöht. Der UN-Sicherheitsrat hatte die Sanktionen gegen Pjöngjang im März verschärft. Japans Vereinigungsministerium bezeichnete die jüngsten Raketentests als "klaren Akt der Provokation".

Mit seinen Raketentests verstoße Nordkorea gegen Resolutionen des UN-Sicherheitsrats, sagte der Sprecher des US-Außenministeriums, John Kirby. "Diese Provokationen verstärken nur die Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft, gegen die verbotenen Aktivitäten der Volksrepublik vorzugehen." Das Regime in Pjöngjang müsse "für diese provokanten Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden".

Japans Regierung legte laut der japanischen Nachrichtenagentur Kyodo nach den Raketentests in scharfer Form Protest bei Nordkorea ein.
Nordkoreas Verhalten könne nicht toleriert werden, wurde Ministerpräsident Shinzo Abe zitiert.

Auch das Wiedervereinigungsministerium in Seoul sprach von einer "klaren Provokation" Pjöngjangs, die Sicherheitsratsresolutionen zum Verbot ballistischer Aktivitäten Nordkoreas zuwiderliefen. In Tokio sagte Ministerpräsident Shinzo Abe mit Blick auf Nordkoreas Aktionen:
"Wir finden das absolut unverzeihlich."

(rent/ap)
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