Nach Drohungen Nordkorea schießt erneut Rakete über Japan in den Pazifik

Tokio · Kim Jong Un lässt sich von den verschärften UN-Sanktionen nicht bremsen: Nordkorea hat erneut eine Rakete getestet, die über Japan hinweg flog. Bereits Anfang September hatte Pjöngjang einen Atomwaffentest durchgeführt.

 Eine Frau steht vor einem großen Bildschirm in Tokio, der die Flugbahn der jüngsten, von Nordkorea getesteten Rakete zeigt.

Eine Frau steht vor einem großen Bildschirm in Tokio, der die Flugbahn der jüngsten, von Nordkorea getesteten Rakete zeigt.

Foto: rtr, IK/DEG

Die Rakete sei nach dem Start nahe der nordkoreanischen Hauptstadt Pjöngjang 3700 Kilometer weit geflogen, teilte der Generalstab der südkoreanischen Armee am Freitag mit. Der Flugkörper habe zuvor eine maximale Flughöhe von 770 Kilometern erreicht. Die japanische Regierung, die den Raketentest ebenfalls bestätigte, warf Nordkorea eine Provokation vor. Regierungssprecher Yoshihide Suga verurteilte den Test scharf.

Bewohner in Nordjapan wurden über das Warnsystem J-Alert sowie örtliche Lautsprecherdurchsagen alarmiert und aufgefordert, ihre Häuser für eine Weile nicht zu verlassen: Es bestehe die Gefahr, dass Teile des Geschosses herunterfallen könnten. Die japanische Regierung unternahm keinen Versuch, die Rakete abzuschießen. Berichte von Schäden gibt es bisher keine.

Südkoreas Streitkräfte reagierten auf den neuen Waffentest des Nachbarlandes mit einer eigenen Raketenübung. Dabei seien Raketen ins Japanische Meer geschossen worden, hieß es. Die Regierung in Seoul berief eine Sitzung des nationalen Sicherheitsrats ein.

Ende August hatte Nordkorea zuletzt einen Raketentest vorgenommen und dabei eine ballistische Mittelstreckenrakete vom Typ Hwasong-12 ebenfalls über den Norden Japans hinweg gefeuert. Auch dieses Mal könne es sich wieder um eine solche Rakete handeln, hieß es in Berichten des japanischen Fernsehsenders NHK.

 Aktivisten der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) protestieren am 13. September vor der nordkoreanischen Botschaft in Berlin mit Masken des nordkoreanischen Machthabers Jong-un (links) und des US-Präsidenten Trump gegen den Konflikt zwischen Nordkorea und den USA.

Aktivisten der Internationalen Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen (ICAN) protestieren am 13. September vor der nordkoreanischen Botschaft in Berlin mit Masken des nordkoreanischen Machthabers Jong-un (links) und des US-Präsidenten Trump gegen den Konflikt zwischen Nordkorea und den USA.

Foto: dpa, ped pat

Machthaber Kim Jong Un hatte den Test einen "bedeutenden Auftakt" genannt, um das US-Außengebiet Guam in Schach zu halten. Zugleich forderte er, sein Land müsse mehr Raketen in Richtung des Pazifiks schießen, um die Fähigkeiten der Streitkräfte auszubauen.

Nur wenige Tage später, am 3. September, führte Pjöngjang nach eigenen Angaben einen Test mit einer Wasserstoffbombe durch. Darauf beschloss am Montag der UN-Sicherheitsrat neue Sanktionen gegen Nordkorea: Öllieferungen an das isolierte Land sowie Textilausfuhren - eine wichtige Einnahmequelle - sollen stark eingeschränkt werden.

(sbl)
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