Angeblich Wasserstoffbombe gezündet China verurteilt Nordkoreas Atomtest

Seoul · Nordkorea hat nach eigenen Angaben erfolgreich eine Wasserstoffbombe für Interkontinentalraketen getestet. Das Land soll damit ein starkes Erdbeben ausgelöst haben. Mehrere Staaten verurteilten den Test, auch China.

 Vor allem in Südkorea wird die Entwicklung im Norden mit Sorge verfolgt.

Vor allem in Südkorea wird die Entwicklung im Norden mit Sorge verfolgt.

Foto: dpa, EH abl

Nordkorea solle aufhören, "falsche Aktionen zu unternehmen, die die Situation verschlimmern", sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums am Sonntag in Peking. Machthaber Kim Jong Un solle sich an die Resolutionen der Vereinten Nationen halten und an den Verhandlungstisch zurückkehren. Das Ziel müsse eine koreanische Halbinsel ohne Atomwaffen sein.

Südkorea kündigte an, entschlossen gegen die neue Provokation aus dem Norden vorzugehen. Präsident Moon Jae In werde jede diplomatische Möglichkeit ausschöpfen und auch auf neue Sanktionen des UN-Sicherheitsrates dringen, sagte sein Direktor für Nationale Sicherheit, Chung Eui Yong. Moon werde außerdem mit den USA darüber beraten, die "stärksten strategischen Mittel" einzusetzen, um Nordkorea weiter zu isolieren. Konkreter wurde er nicht.

Nordkorea hatte am Sonntag nach eigenen Angaben eine Wasserstoffbombe gezündet. Der Test sei ein "absoluter Erfolg" gewesen, meldete das nordkoreanische Staatsfernsehen. Wasserstoffbomben sind potenziell besonders verheerende Nuklearwaffen, mit denen sich weit stärkere Explosionen erzeugen lassen als mit herkömmlichen Atombomben. Der Test löste ein Erdbeben aus.

Es wäre Nordkoreas sechster Atomtest

Staatschef Kim Jong Un habe eine Wasserstoffbombe inspiziert, die auf eine neue Interkontinental-Rakete (ICBM) montiert werden solle, meldete die staatliche Nachrichtenagentur KCNA. Alle Teile seien in Nordkorea hergestellt worden, so dass man beliebig viele dieser Bomben bauen könne. Es handle sich um eine thermonukleare Waffe, die eine Sprengkraft von hunderten Kilotonnen erreichen und in großer Höhe detoniert werden könne.

 Nordkoreas Regierung verbreitete dieses Aufnahme — sie zeigt Staatschef Kim Jong Un (2.v.r.) bei der Inspektion eines angeblichen Wasserstoffbomben-Sprengkopfes an einem nicht genannten Ort.

Nordkoreas Regierung verbreitete dieses Aufnahme — sie zeigt Staatschef Kim Jong Un (2.v.r.) bei der Inspektion eines angeblichen Wasserstoffbomben-Sprengkopfes an einem nicht genannten Ort.

Foto: dpa, lof

Es wäre der sechste Atomtest Nordkoreas, den ersten hatte das diplomatisch isolierte Land 2006 durchgeführt. Der neue Test wurde nach Angaben des südkoreanischen Militärs in der Provinz Nord-Hamgyong im Nordosten durchgeführt, wo das Land bereits die früheren Nuklearversuche unternommen hatte.

Erdbebenwarten in den USA, Südkorea und Japan hatten zuvor ungewöhnliche Stoßwellen registriert, die von einer Atomexplosion herrühren könnten. Die Erschütterungen seien künstlich herbeigeführt worden, hieß es. Das Beben erreichte nach chinesischen Messungen eine Stärke von 6,3.

Explosion fast zehn Mal stärker als 2016

Nach südkoreanischen Angaben hat der Test eine besonders große Sprengkraft entfaltet: Die Explosion vom Sonntag sei 9,8 Mal stärker gewesen als bei Nordkoreas vorangegangenem Atomwaffentest im September 2016, berichtete die südkoreanische Agentur Yonhap unter Berufung auf die für Erdbebenmessungen zuständige Meteorologische Behörde. Das "künstliche Beben" sei das mächtigste, das bislang gemessen wurde, sagte ein Sprecher der Behörde demnach.

Die japanische Regierung legte nach Angaben von Außenminister Taro Kono scharfen Protest bei der nordkoreanischen Botschaft in Peking ein. Der Führung Nordkoreas sei übermittelt worden, dass jeglicher Atomwaffentest "extrem unverzeihlich" sei.

Die neue Test ist eine massive Provokation des nordkoreanischen Machthabers Kim Jong Un in den stark gewachsenen Spannungen mit den USA und den Ländern in der Region. US-Präsident Donald Trump hat "militärische Optionen" nicht ausgeschlossen, um Nordkorea daran zu hindern, sein Atom- und Raketenprogramm weiter zu entwickeln. Auch hatte der US-Präsident mit "Feuer und Wut" gedroht, was Sorgen vor einem verheerenden bewaffneten Konflikt anfachte.

Vor dem Erdbeben hatte Nordkoreas Machthaber Kim Jong Un verkündet, sein Land habe jetzt auch eine Wasserstoffbombe entwickelt, mit der eine Interkontinentalrakete (ICBM) bestückt werden könne. Staatsmedien berichteten am Sonntag (Ortszeit), Kim Jong Un habe bei einem Besuch im staatlichen Atomwaffeninstitut eine H-Bombe inspiziert.

Das Institut habe damit den Vorgaben der herrschenden Arbeiterpartei entsprochen, einen Durchbruch bei der atomaren Bewaffnung zu erzielen. Die Angaben ließen sich nicht von unabhängiger Seite überprüfen. Es hieß, der Fortschritt basiere auf dem Erfolg, den das Land mit seinem ersten Wasserstoffbombentest im Januar des vergangenen Jahres erzielt habe.

Bilder der nordkoreanischen Medien zeigten am Sonntag ein Foto von Kim Jong Un und hochrangigen Parteifunktionären um einen runden silbernen Behälter, der angeblich den Sprengkopf für die Rakete zeigt. Er sei "stolz auf die unbezwingbare Stärkung" der Atomstreitkräfte, wurde Kim zitiert. Nach offizieller Darstellung lässt sich die Sprengkraft der neuen Waffe von Dutzenden Kilotonnen "bis mehrere hundert Kilotonnen" variieren.

Erst vergangene Woche hatte Nordkorea eine Mittelstreckenrakete getestet, die dabei über den Norden Japans flog.

(wer/ap/REU/dpa/AP)
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