In Richtung Japan Nordkorea feuert erneut Raketengeschoss ins Meer ab

Seoul · Mit einem neuen Raketenstart hat sich Nordkorea abermals über ein Verbot des UN-Sicherheitsrats hinweggesetzt. Die Landung vor Japans Küste schreckt auch die Regierung in Tokio auf.

 Erneut hat Nordkorea eine Rakete abgeschossen

Erneut hat Nordkorea eine Rakete abgeschossen

Foto: ap, AY

Die Mittelstreckenrakete ging nur 250 Kilometer nördlich der Küste Japans nieder, wie die Regierung in Tokio mitteilte. Ministerpräsident Shinzo Abe sprach von einer "ernsthaften Bedrohung der Sicherheit unseres Landes". Es war das erste Mal seit 1998, dass eine nordkoreanische Rakete die Ausschließliche Wirtschaftszone (AWZ) Japans verletzte - ein Seegebiet, in dem Japan gemäß internationalem Recht Hoheitsbefugnisse ausübt. Ministerpräsident Abe sprach von einem "empörenden Akt", der nicht toleriert werden könne.

Regierungssprecher Yoshihide Suga warf Nordkorea in Tokio vor, mit derartigen Raketenstarts auch die zivile Luft- und Schifffahrt zu gefährden. "Es gab keine Vorwarnung", sagte er. "Mit Bezug auf die Sicherheit von Flugzeugen und Schiffen ist dies ein extrem problematischer, gefährlicher Akt."

Der Flugkörper war am Mittwochmorgen gezündet worden und flog rund tausend Kilometer über das Japanische Meer. Nach Erkenntnissen des US-Verteidigungsministeriums hatte Nordkorea zeitgleich noch eine zweite Mittelstreckenrakete gestartet; diese sei aber kurz nach der Zündung explodiert.

Die US-Regierung sprach von einem klaren Verstoß Nordkorea gegen das vom UN-Sicherheitsrat verhängte Raketenstartverbot. "Diese Provokation wird lediglich bewirken, dass die Entschlossenheit der internationalen Gemeinschaft zum Widerstand gegen diese verbotenen Aktivitäten noch zunimmt", sagte Pentagon-Sprecher Gary Ross. Die USA seien weiterhin entschlossen, "uns und unsere Verbündeten gegen jede Attacke oder Provokation zu verteidigen".

Noch am Mittwoch wollte sich der UN-Sicherheitsrat noch am Mittwoch in New York zu einer Sondersitzung treffen. Das Gremium werde sich um 22 Uhr MESZ treffen, teilten die Vereinten Nationen mit. Dass eine Rakete bis in die Nähe der japanischen Küste geflogen sei, bevor sie ins Wasser stürzte, "ist etwas, was der Sicherheitsrat sehr ernst nehmen muss", sagte der stellvertretende britische UN-Botschafter Peter Wilson.

Dem neuerlichen Vorfall war in den vergangenen Wochen eine Reihe von Raketenstarts vorangegangen, die in Seoul als direkte Reaktion Nordkoreas auf die geplante Stationierung eines US-Raketenabwehrsystems in Südkorea gewertet wurden. Seoul und Washington hatten im Juli bekannt gegeben, bis Ende kommenden Jahres ein solches System zu installieren, das Südkorea vor den Raketen aus dem Norden schützen soll.

Mitte Juli hatte Nordkorea dann drei Raketen gezündet, um damit nach eigenen Angaben einen atomaren Angriff auf Südkorea zu simulieren. Ende August steht zudem eines der regelmäßigen Manöver der US- mit den südkoreanischen Streitkräften an; Nordkorea begleitet diese Manöver regelmäßig mit militärischen Störaktionen.

Immer wieder provoziert Nordkorea die internationale Gemeinschaft mit seinen Raketenstarts und Bombentests. Im Januar hatte Nordkorea eine Atombombe zu Testzwecken gezündet, es war Pjöngjangs vierter Atomwaffentest. Dem schlossen sich eine Reihe von Raketentests an. Der UN-Sicherheitsrat beschloss deshalb Anfang März die bislang schärfsten Sanktionen gegen das isolierte Land. Er verbot Nordkorea auch, Raketen zu zünden.

(crwo/AFP)
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