Kampf gegen Taliban Nato will wieder mehr Soldaten nach Afghanistan schicken

Brüssel · Afghanistan kommt nicht zur Ruhe. Die Sicherheitslage ist schlecht, die Taliban erstarken. Die Nato reagiert und stockt ihre Truppen im Land auf. In einen Kampfeinsatz ziehen die Soldaten aber nicht.

 US-Verteidigungsminister James Mattis.

US-Verteidigungsminister James Mattis.

Foto: rtr, EVD/FL

Angesichts der desaströsen Sicherheitslage schickt die Nato Tausende weitere Soldaten nach Afghanistan. "Ich kann heute bestätigen, dass wir unsere Präsenz in Afghanistan erhöhen werden", sagte Generalsekretär Jens Stoltenberg beim Treffen der Verteidigungsminister am Donnerstag in Brüssel. 15 Länder hätten bereits eine Verstärkung der aktuellen Ausbildungsmission zugesagt. Der britische Verteidigungsminister Michael Fallon sagte, Großbritannien wolle seine bisherige Truppenstärke von bislang 500 Soldaten um knapp 100 Mann aufstocken.

Hintergrund ist das Wiedererstarken der radikalislamischen Taliban in Afghanistan. Nach Angaben aus Kreisen des Verteidigungsbündnisses sollen sich künftig rund 15.800 Soldaten an dem Einsatz zur Ausbildung afghanischer Sicherheitskräfte beteiligen. Zuletzt standen etwas mehr als 12.000 Soldaten zur Verfügung.

Ausbildungsmission soll verstärkt werden

"Wir zielen nicht darauf ab, zu einer Kampfoperation zurückzukehren, sondern die existierende Ausbildungsmission anzupassen, zu stärken", sagte Stoltenberg. "Es ist sehr viel nachhaltiger, die Afghanen in die Lage zu versetzen, selbst für ihre Sicherheit zu sorgen (...), als eine große Zahl von Soldaten der Nato-Länder in Afghanistan kämpfen zu lassen." Der afghanische Verteidigungsminister Tarik Schah Barami sagte, seine Regierung werde siegen im Kampf gegen die Extremisten.

US-Verteidigungsminister James Mattis nannte noch keine Zahlen zu einer Aufstockung der US-Truppen im Land. Er bekräftigte aber den Willen seines Landes zum Einsatz in Afghanistan. "Ich mache keine Zeitpläne für Kriege", sagte er nach Ende der Beratungen. Kriege seien grundsätzlich nicht planbar. Damit scheint sich Mattis ein Stück weit vom bisherigen US-Ansatz abzuwenden. Die sogenannten Exitstrategien, die Truppenreduzierungen zu bestimmten Daten vorsahen, galten Experten als Ermunterung der Taliban, die so das Gefühl hatten, sie bräuchten die ausländischen Truppen nur "auszusitzen".

Stoltenberg verteidigt Ende des Kampfeinsatzes

Die Sicherheitslage in Afghanistan hat sich seit dem Ende des internationalen Kampfeinsatzes Ende 2014 drastisch verschlechtert. Dieser hatte begonnen, nachdem am 11. September 2001 Al-Kaida-Terroristen die USA angegriffen hatten. Stoltenberg verteidigte sein Ende als "richtige Entscheidung" und fügte hinzu: "Wenn, dann hätten wir das schon früher machen sollen."

Deutschland stellt nach den USA und Italien die meisten Soldaten in Afghanistan und hatte sein Engagement bereits im vergangenen Jahr verstärkt. Deswegen und vermutlich auch wegen der bevorstehenden Bundestagswahl hat Kanzlerin Angela Merkel angekündigt, dass sie vorerst keine Erhöhung der vom Bundestag genehmigten Obergrenze prüfen will, die derzeit eine Entsendung von bis zu 980 Soldaten ermöglicht. Möglich wäre demnach lediglich, das Mandat besser auszunutzen. Es ist aber schon weitgehend ausgeschöpft.

Bei der Truppenaufstockung für den Nato-Einsatz wird vor allem auf ein zusätzliches Engagement der USA gesetzt. Sie könnten nach Angaben aus Bündniskreisen 2000 bis 3000 zusätzliche Soldaten schicken. Von anderen Staaten lagen demnach zuletzt Zusagen über 600 bis 700 zusätzliche Kräfte vor — vor der offiziellen britischen Ankündigung am Donnerstag.

(wer/dpa)
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