Jerusalem-Krise Vier Palästinenser bei Zusammenstößen im Gazastreifen getötet

Gaza · Donald Trumps Erklärung zu Jerusalem hat die Spannungen zwischen Israel und den Palästinensern erhöht. Besonders gewaltträchtig ist wieder einmal die Situation nach den muslimischen Freitagsgebeten.

 Israelische Soldaten schießen Tränengas in Richtung palästinensischer Demonstranten.

Israelische Soldaten schießen Tränengas in Richtung palästinensischer Demonstranten.

Foto: dpa, GHY joh

Bei Auseinandersetzungen im Westjordanland und an der Grenze zwischen Israel und dem Gazastreifen haben israelische Sicherheitskräfte am Freitag vier Palästinenser getötet. Zahlreiche weitere wurden verletzt, als Palästinenser nach den muslimischen Freitagsgebeten ihrem Zorn über die Jerusalem-Erklärung von US-Präsident Donald Trump Luft machten. Auch ein israelischer Polizist wurde verwundet.

Trump hatte vergangene Woche bekanntgegeben, dass die USA Jerusalem als Hauptstadt Israels anerkennen. Dies gilt vielen als Parteinahme für Israel, das ganz Jerusalem als seine Hauptstadt beansprucht. Die Palästinenser wollen dagegen den 1967 von Israel eroberten Ostteil zur Hauptstadt eines künftigen unabhängigen palästinensischen Staats machen. Dazu kommt, dass Jerusalem Christen, Juden und Muslimen besonders heilig ist.

Seit Trumps Erklärung haben sich die Auseinandersetzungen verschärft. Palästinensische Demonstranten setzten am Freitag Reifen in Brand und bewarfen israelische Sicherheitskräfte mit Steinen. Diese reagierten mit Tränengas, Gummigeschossen und scharfen Schüssen.

Ein Sprecher des Gesundheitsministeriums im Gazastreifen, Aschraf al-Kidra, sagte, zwei Palästinenser seien durch Kopfschüsse getötet worden. Einer von ihnen sei beinamputiert gewesen. Er hatte sich bereits früher an Scharmützeln beteiligt. Sein Bild mit einer palästinensischen Flagge kursierte im Internet.

Al-Kidra sagte, außerdem seien 82 Palästinenser bei Auseinandersetzungen an der Grenze zwischen dem Gazastreifen und Israel verletzt worden, fünf von ihnen schwer. Ein weiterer Palästinenser starb laut Gesundheitsministerium an Verletzungen, die er bei Zusammenstößen nahe Jerusalem erlitten hatte.

Die israelische Polizei teilte mit, ein Palästinenser sei in Ramallah im Westjordanland niedergeschossen worden, nachdem er einen Beamten mit einem Messer angegriffen habe. Der Polizist wurde demnach mittelschwer verletzt. Der Angreifer erlag laut palästinensischem Gesundheitsministerium seinen Verletzungen. Der israelische Polizeisprecher Micky Rosenfeld sagte, es werde untersucht, ob der Mann eine Bombenweste trug oder nur eine Attrappe. Möglicherweise habe er sich als Journalist ausgegeben, um näher an den Polizisten heranzukommen.

In Nablus zündeten Palästinenser Autoreifen an. Andere schleuderten Steine auf die Sicherheitskräfte. Maskierte warfen Brandbomben auf eine gepanzerte Wasserkanone, die die Protestierer auseinandertreiben sollte.

Das Rote Kreuz meldete aus dem Westjordanland 13 Verletzungen durch scharfe Munition und 61 weitere Verletzte durch Gummigeschosse. Dutzende weitere Menschen würden behandelt, weil sie Tränengas eingeatmet hätten.

(ems)
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