Nach schwerem Erdbeben 2010 USA schicken fast 60.000 Flüchtlinge aus Haiti zurück

Washington · Amerika beendet den Schutzstatus für rund 60.000 Erdbeben-Flüchtlinge aus Haiti. Sie müssen innerhalb von 18 Monaten in ihre Heimat zurückkehren.

 Ein Mädchen aus Haiti, das sich nach dem schweren Erdbeben in Haiti 2010 mit einer vorläufigen Aufenthaltsgenehmigung in den USA aufhält. Sie und rund 60.000 weitere Haitianer in dieser Situation haben nun 18 Monate Zeit, entweder in ihre Heimat zurückzukehren oder sich ein dauerhaftes Visum für die USA zu besorgen.

Ein Mädchen aus Haiti, das sich nach dem schweren Erdbeben in Haiti 2010 mit einer vorläufigen Aufenthaltsgenehmigung in den USA aufhält. Sie und rund 60.000 weitere Haitianer in dieser Situation haben nun 18 Monate Zeit, entweder in ihre Heimat zurückzukehren oder sich ein dauerhaftes Visum für die USA zu besorgen.

Foto: ap, WL

Nach eingehender Überprüfung sei es zu dem Schluss gekommen, dass die "außergewöhnlichen und vorübergehenden Verhältnisse" nicht mehr gegeben seien, die zu den vorläufigen Aufenthaltsgenehmigungen geführt hätten, erklärte das US-Heimatschutzministerium am Montag. Nach dem verheerenden Beben mit mehreren hunderttausend Toten und 1,5 Millionen Vertriebenen im Jahr 2010 hatte das Programm knapp 59.000 Haitianern ermöglicht, auch nach Ablauf ihres Visums in den USA zu bleiben und zu arbeiten.

Seitdem sei die Zahl der Haitianer, die ihre Bleibe verloren hätten, "um 97 Prozent zurückgegangen", erklärte das Ministerium. Die Behörden hätten zudem "erhebliche Schritte unternommen, um die Stabilität und die Lebensqualität der haitianischen Bürger zu verbessern". Das Land sei nun in der Lage, Rückkehrer in normaler Zahl wieder aufzunehmen.

Die Menschen mit vorübergehendem Aufenthaltsstatus hätten 18 Monate Zeit, auf die Karibikinsel zurückzukehren, teilte das Ministerium weiter mit. Diese Übergangsfrist gebe sowohl den Betroffenen Zeit, sich auf die Rückkehr vorzubereiten, als auch dem Land selbst, Vorkehrungen für die Aufnahme Zehntausender Landsleute zu treffen.

Damit kam das Ministerium Forderungen von Exil-Verbänden und Nichtregierungsorganisationen entgegen, den Schutzstatus nicht, wie ursprünglich geplant, im Januar auslaufen zu lassen. Aus Sorge vor dem baldigen Ende ihrer vorläufigen Aufenthaltsgenehmigungen waren tausende Haitianer im Sommer über die Grenze nach Kanada geflüchtet, um dort Asyl zu beantragen.

Alternativ könnten die Geflüchteten auch versuchen, ein US-Visum oder einen sonstigen Aufenthaltsstatus für die USA zu erlangen, sagten Vertreter des Ministeriums. Aktivisten protestieren gegen die Entscheidung. Diese drohe, Familien auseinanderzureißen.

Die Sondergenehmigungen wurden ursprünglich für 18 Monate von der Regierung von Präsident Barack Obama erteilt und seitdem mehrfach verlängert, zuletzt im Mai unter dessen Nachfolger Donald Trump bis Ende Januar 2018.

Die USA hatten nach den schweren Erdbeben von 2010 knapp 60 000 Flüchtlinge aus dem armen Karibikstaat aufgenommen. Bei dem Beben der Stärke 7,0 am 12. Januar 2010 kamen zwischen 220.000 und 500.000 Menschen ums Leben. Wegen der chaotischen Verhältnisse damals war es kaum möglich, die Opfer zu identifizieren und zu erfassen, so dass die Opferzahlen nur geschätzt werden können. Rund ein Drittel der Bevölkerung von Haiti war vom weltweit verheerendsten Erdbeben des 21. Jahrhunderts betroffen.

(sbl)
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