Minister will David Cameron beerben Michael Gove ist ein gefährlicher Freund

London · Als einer der führenden Köpfe der Brexit-Kampagne hat der britische Justizminister Michael Gove am Donnerstag überraschend seine Kandidatur für die Nachfolge des scheidenden Premierministers David Cameron verkündet.

 Michael Gove will Premierminister werden.

Michael Gove will Premierminister werden.

Foto: dpa, ar jak pt

Michael Gove ist ein gefährlicher Freund. Diese Erfahrung mussten zuletzt gleich zwei Granden der britischen Konservativen machen. Erst ließ der 48-jährige Justizminister Premierminister David Cameron mit seinem Referendum über den EU-Verbleib Großbritanniens im Regen stehen - und warb mit dem Londoner Ex-Bürgermeister Boris Johnson für den Brexit. Kaum aber hatten die Briten für den Brexit gestimmt, da setzte Gove einen Haken hinter die Polit-Freundschaft mit Johnson und attestierte diesem, er sei zur Regierungsbildung nicht in der Lage.

Nun will also der langjährige Cameron-Freund und kurzzeitige Johnson-Sekundant Gove von der Konservativen Partei als Chef erkoren werden und damit auch das Amt des Premierministers übernehmen. In der Brexit-Kampagne wurde ihm nicht allzuviel Aufmerksamkeit zuteil. Das Publikum registrierte vor allem, dass der Premierminister für den EU-Verbleib warb und dass Johnson dagegen war. Ein intellektueller Brillenträger-Typ wie Gove hatte zwischen diesen politischen Zugpferden keinen großen Raum.

Gove wurde 1967 in Edinburgh geboren. Mit vier Monaten wurde er von einer Familie adoptiert, die sich der Labour-Partei verpflichtet fühlte. Früh viel die intellektuelle Begabung Goves auf, der dann zur Universität Oxford ging. Im Debattierclub der Universität war er eine Zeit lang Vorsitzender. Sein erstes Diplom in der Tasche, wolle Gove in die Konservative Partei eintreten. Die aber wies ihn mit der Einschätzung zurück, er sei "nicht ausreichend politisch" und "nicht ausreichend konservativ".

Stattdessen versuchte Gove sich im Journalismus. In Schottland arbeitete er für "The Press and Journal" in Aberdeen. Weiter ging es zur BBC und zur "Times", für die er als Kolumnist tätig wurde. 2002 gehörte Gove zu den Mitbegründern der Gruppierung Policy Exchange, in der sich konservativ gesinnte Nachwuchstalente zusammenfanden. In dieser Zeit lernte Gove Cameron kennen, 2005 wurde er erstmals ins Londoner Parlament gewählt. Dann ging es recht schnell weiter - 2010 Erziehungsminister und 2015 Justizminister.

In den vergangenen Monaten wurde Goves politische Umwelt kräftig durcheinandergerüttelt. Angesichts des von Cameron angesetzten Referendums über den EU-Verbleib habe er sich gezwungen gesehen, die "schwierigste Entscheidung meines politischen Lebens" zu treffen, sagte Gove. Es war zugleich eine der bittersten persönlichen Entscheidungen. Gove kämpfte mit Johnson für den Brexit.

Nach dem Bruch mit Johnson heftet an Gove nun doppelt das Image eines Verräters. Schon 2015 brachte das Polit-Magazin "New Statesman" eine Story über Gove, in der er als "politischer Mörder" beschrieben wurde. Der britische Justizminister erscheine als der "freundlichste Mann", hieß es in dem Beitrag. Er sei jedoch bei allem Talent zum "Charmeur" zugleich "ruppig" und immer auf "Feinde" bedacht.

Die finale Attacke auf Johnson muss Gove gut geplant haben. Kaum hatte der Justizminister in aller Öffentlichkeit ausgesprochen, er sei "widerstrebend" zu der Einschätzung gekommen, dass der ehemalige Londoner Bürgermeister nicht in der Lage sei, die notwendige Führerschaft zu übernehmen oder ein geeignetes Team für die anstehenden Herausforderungen zu bilden, teilte Johnson seinen Verzicht auf eine Kandidatur mit.

So gelang es Gove, zum Aushängeschild der Brexit-Anhänger bei der Entscheidung über den Vorsitz der Tories zu werden. Nun will er politisch Profit daraus schlagen.

(AFP)
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