Brutalität unter Migranten Muslimische Flüchtlinge sollen Christen ins Meer geworfen haben

Rom · Auf dem Mittelmeer gerettete Flüchtlinge haben von entsetzlicher Brutalität der Schleuserbanden und auf den Booten berichtet. So sollen Muslime auf einem Flüchtlingsboot aus religiösem Hass zwölf Christen ins Mittelmeer geworfen haben. Sie seien ertrunken, berichteten Überlebende.

 Die italienische Küstenwache im Rahmen einer Triton-Rettungsaktion am 17. April 2015.

Die italienische Küstenwache im Rahmen einer Triton-Rettungsaktion am 17. April 2015.

Foto: afp, mlm

In Libyen zwangen brutale Schleuser sogar schwerverletzte Brandopfer in Schlauchboote gen Norden. Die italienischen Behörden ermitteln nun wegen mehrfachen Mordes gegen 15 Migranten, die die Christen über Bord geworfen haben sollen. "Die Ermittlungen stehen noch am Anfang. Die Festgenommenen wurden mehrmals verhört, auch diejenigen, die sie beschuldigt haben", sagte Staatsanwalt Francesco Lo Voi der Zeitung "La Repubblica" am Freitag.

Das Schlauchboot der Migranten war nach Angaben der Polizei mit etwa 100 Menschen am Dienstag von Libyen aus in See gestochen. Vor Sizilien kam es Zeugenaussagen zufolge zu einem Streit zwischen Christen und Muslimen, in dessen Folge zwölf Flüchtlinge aus Ghana und Nigeria über Bord geworfen wurden. Grund für den Streit sei "religiöser Hass", teilte die Polizei mit. Die mutmaßlichen Täter stammten aus Mali, dem Senegal und der Elfenbeinküste.

Mehr Unterstützung von Europa gefordert

Die Schilderungen der Überlebenden sorgten für Entsetzen in Italien. "Es ist wirklich schrecklich, was auf dem Meer passiert ist", sagte Staatsanwalt Lo Voi. Außenminister Paolo Gentiloni forderte erneut mehr Unterstützung von Europa. "Es ist nicht möglich, dass die EU nur drei Millionen Euro pro Monat für das Schicksal der Flüchtlinge zur Verfügung stellt, eine beschämende Zahl im Vergleich zum EU-Haushalt."

Italien ächzt unter dem zunehmenden Ansturm verzweifelter Menschen, die sich auf die lebensgefährliche Überfahrt von Afrika über das Mittelmeer machen. Kommunen und Regionen warnen, keine Flüchtlinge mehr aufnehmen zu können. Allein in der vergangenen Woche brachten Marine und Küstenwache rund 11 000 Menschen in Sicherheit.

Nach Angaben des UN-Flüchtlingshilfswerk (UNHCR) kamen im gesamten Jahr 2014 etwa 170 000 Bootsflüchtlinge in Italien an, für 2015 werden nach den ersten Monaten ähnliche Zahlen erwartet. Seit Anfang des Jahres sind laut UNHCR mehr als 900 Menschen bei der Überfahrt gestorben.

Schleuser zwangen Flüchtlinge mit schweren Verbrennungen an Bord

Zugleich schockierte ein neuer Fall von Grausamkeit: Etwa 20 Flüchtlinge wurden nach UN-Angaben in einem libyschen Schleuserlager Opfer eine Kochgasexplosion und mit teils schweren Verbrennungen auf ein Boot gezwungen. Unter den Verletzten sei auch ein sechs Monate altes Baby gewesen, teilte das UNHCR am Freitag mit.

Dies hätten Überlebende nach ihrer Ankunft in Italien berichtet. Insgesamt seien etwa 70 Menschen - überwiegend Flüchtlinge - von einem italienischen Marineschiff nach Lampedusa gebracht worden, nachdem sie in einem kaputten Schlauchboot gefunden worden seien. Auf dem Boot sei auch die Leiche einer Frau gefunden worden, die offenbar an Brandverletzungen gestorben war.

Aufsehen erregte in Italien zudem ein Fall von Piraterie im Mittelmeer. Ein italienisches Fischerboot wurde vor der Küste Libyens von einer Gruppe Bewaffneter gekapert. Die italienische Marine griff ein und brachte das Schiff schließlich unter ihre Kontrolle. Es war zunächst nicht klar, ob es sich bei den Angreifern um Militärs oder Milizionäre aus Libyen gehandelt hatte.

(dpa)
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