Friedensnobelpreisträger Chinesischer Dissident Liu Xiaobo ist tot

Peking · Der 61 Jahre alte Bürgerrechtler litt an Leberkrebs im Endstadium. Nur deshalb wurde er in China vom Gefängnis in ein Krankenhaus verlegt. Der Forderung, Liu Xiaobo zur Behandlung ins Ausland reisen zu lassen, kam Peking jedoch bis zum Schluss nicht nach.

 Ein Bild des verstorbenen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo

Ein Bild des verstorbenen Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo

Foto: rtr, TM/DH/LP

Der chinesische Friedensnobelpreisträger Liu Xiaobo ist tot. Das teilte die Justizbehörde der Stadt Shenyang, wo der 61-Jährige unter Bewachung im Krankenhaus behandelt wurde, am Donnerstag mit. Er starb demnach an multiplem Organversagen.

Der chinesische Bürgerrechtler, der 2009 wegen "Untergrabung der Staatsgewalt" zu elf Jahren Haft verurteilt worden war, litt unter Leberkrebs im Endstadium. Mitte Juni wurde sein Gesundheitszustand bekannt gemacht und ihm wurde "Bewährung aus medizinischen Gründen" gewährt. Danach wurde er vom Gefängnis in ein Krankenhaus der nordostchinesischen Stadt Shenyang verlegt. China lehnte jedoch die Ausreise des Schwerkranken mit seiner Frau für eine Klinikbehandlung im Ausland ab, wofür es von zahlreichen westlichen Politikern und Menschenrechtlern scharf kritisiert wurde.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) erklärte: "Ich trauere um Liu Xiaobo, den mutigen Kämpfer für Bürgerrechte und Meinungsfreiheit." Seiner Familie bekundete Merkel ihr tiefes Beileid. Die Bundesregierung hatte sich für eine Ausreise Lius eingesetzt, aber Peking war hart geblieben. Der SPD-Vorsitzende Martin Schulz twitterte: "Mit Liu Xiaobo verlieren wir eine starke Stimme für Freiheit und Demokratie." Er habe allen Repressalien widerstanden.

Liu Xiaobo hatte 2010 für seinen Einsatz für Demokratie und Menschenrechte den Nobelpreis erhalten, was Chinas Regierung empörte. Während der Autor die vergangenen Jahre im Gefängnis verbrachte, wurde seine Ehefrau Liu Xia in Peking unter Hausarrest gestellt.

Die USA haben nun die Freilassung der Witwe gefordert. Die chinesischen Behörden sollten Liu Xia aus dem Hausarrest entlassen und ihr entsprechend ihren Wünschen die Ausreise erlauben, verlangte US-Außenminister Rex Tillerson am Donnerstag in Washington.

Die Angaben ließen sich nicht überprüfen, weil sowohl Liu Xiaobo als auch seine Familienmitglieder im Krankenhaus unter Bewachung standen und nicht mit Journalisten sprechen durften. Chinas Zensurbehörden verhinderten, dass inländische Medien über den Fall berichteten.

Zwei ausländische Ärzte, die Liu Xiabo am Wochenende in Shenyang besuchen durften, bestätigten die Diagnose, dass er an Leberkrebs im Endstadium litt. Der Heidelberger Experte Professor Markus Büchler und der US-Krebsspezialist Joseph M. Herman kamen jedoch - anders als ihre chinesischen Kollegen - zu dem Ergebnis, dass Liu Xiabo zu diesem Zeitpunkt noch transportfähig gewesen wäre. Die Kliniken der Unis von Heidelberg und Texas erklärten sich bereit, den chinesischen Patienten aufzunehmen - was Peking jedoch ablehnte.

Der Literaturwissenschaftler Liu Xiaobo hatte schon nach der blutigen Niederschlagung der Demokratiebewegung 1989 in Peking wiederholt in Haft gesessen - insgesamt fünf Jahre lang. Sein Leben lang hat sich der Bürgerrechtler friedlich für Demokratie, Menschenrechte und Toleranz in China eingesetzt. Er war Mitverfasser der 2008 von 300 Intellektuellen unterzeichneten "Charta 08", in der ein "freier, demokratischer und verfassungsmäßiger Staat" in China gefordert wird.

(afp/dpa/veke)
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