Linda W. aus Sachsen 16-jährige Deutsche bereut IS-Anschluss

Berlin · Die 16-jährige mutmaßliche IS-Anhängerin Linda W. aus Deutschland hat sich einem Medienbericht zufolge von der Islamisten-Miliz losgesagt. Mittlerweile wurde ihre Identität und die einer weiteren Deutschen offiziell bestätigt.

Ein IS-Kämpfer mit Flagge in Mossul im Jahr 2014.

Ein IS-Kämpfer mit Flagge in Mossul im Jahr 2014.

Foto: rtr, AS/ANF

Der Generalbundesanwalt hat die Ermittlungen übernommen.

Die im Irak aufgegriffene junge Frau werde kooperieren und bereue ihren Entschluss, sich den IS-Extremisten angeschlossen zu haben. So wird Linda W. in einem Sonntag veröffentlichten Interview von NDR, WDR und "Süddeutscher Zeitung" zitiert. Sie hoffe, dass sie bald nach Deutschland ausgeliefert werde. "Ich will nach Hause zu meiner Familie", sagte das Mädchen aus Sachsen in irakischer Militärhaft in Bagdad.

Linda W. soll vor mehr als einer Woche von irakischen Soldaten bei der Eroberung von Mossul gemeinsam mit anderen ausländischen IS-Anhängerinnen festgenommen worden sein, auch weitere Deutsche sollen darunter sein. Ihnen könnte im Irak der Prozess gemacht werden.

Der Bundesnachrichtendienst bemüht sich laut dem Bericht in Absprache mit dem Auswärtigen Amt darum, die deutschen Frauen nach Hause zu holen. Die Dresdener Staatsanwaltschaft bestätigte inzwischen, dass Linda W. konsularisch betreut wird. Nach Klärung der Identität wird nun auch wieder in Deutschland gegen die mutmaßliche Dschihadistin ermittelt. Die Generalbundesanwaltschaft hat das Verfahren von der Dresdner Staatsanwaltschaft übernommen. Ermittelt werde zudem gegen drei weitere von irakischen Sicherheitskräften festgenommene Frauen, bei denen es sich wohl um deutsche Staatsangehörige handele. Der Anfangsverdacht laute auf Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung. Dafür gebe es entsprechende Anhaltspunkte, sagte ein Sprecher, ohne Details zu nennen

"Ich will weg aus dem Krieg, weg von den vielen Waffen, dem Lärm", sagte Linda W. in dem Interview in einer Krankenstation einer Kaserne. Sie ist demnach leicht verletzt. Am linken Oberschenkel habe sie eine Schusswunde, am rechten Knie eine Verletzung, die vermutlich von einem Raketensplitter nach einem Hubschrauberangriff stamme.

Vor etwa einem Jahr sei sie über die Türkei und Syrien in den Irak gekommen. Dort habe sie sich der Extremisten-Miliz Islamischer Staat angeschlossen und in der IS-Hochburg Mossul gelebt, als Ehefrau eines Kämpfers, der schon bald nach ihrer Ankunft gestorben sei.

Das Auswärtige Amt hat die Inhaftierung von zwei deutschen Frauen im Irak bestätigt. Unter ihnen ist auch die 16-jährige Schülerin Linda aus Sachsen. Eine Sprecherin des Auswärtigen Amts sagte am Montag in Berlin, die zwei Frauen deutscher Staatsangehörigkeit seien am 20. Juli von Angehörigen der Botschaft in Bagdad besucht worden.

Zwei weitere inhaftierte Frauen, möglicherweise ebenfalls Deutsche, sollten noch im Laufe des Montags besucht und ihre Staatsangehörigkeit geklärt werden. Irakische Sicherheitskräfte hatten angegeben, bei einem Einsatz in Mossul 20 ausländische Dschihadistinnen festgenommen zu haben.

Nach "Spiegel"-Informationen sitzen in Bagdad vier deutsche Frauen in Haft, die sich in den vergangenen Jahren dem IS angeschlossen haben sollen. Sie seien in den Tagen nach der Befreiung Mossuls gefangen genommen worden.

Zur Frage einer möglichen Auslieferung der Inhaftierten nach Deutschland sagte die Sprecherin des Justizministeriums, mit den irakischen Behörden werde "über Möglichkeiten der Zusammenarbeit" gesprochen. Ein Auslieferungsabkommen mit dem Irak gebe es aber nicht.

(REU/csr)
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