Massenmord von Las Vegas Trump lädt Überlebende ins Weiße Haus ein

Las Vegas · Der US-Präsident hat Las Vegas besucht und dort verletzte Opfer des Massakers getroffen. "Wir sind für euch da", sagte Donald Trump. Überlebende lud er ins Weiße Haus ein. Zur neu entflammten Debatte über das US-Waffenrecht äußerte er sich weiter nicht.

Donald Trump besucht Las Vegas nach dem Massaker
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Nach dem Massaker: Trump besucht Las Vegas

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Foto: dpa, EV abl

Trump würdigte mit seiner Frau, First Lady Melania, an seiner Seite den Mut vieler Opfer, die trotz eigener Verletzungen zuerst anderen geholfen hätten, bevor sie Hilfe für sich suchten. Den Ärzten und Krankenpflegern bescheinigte er, einen "unglaublichen Job" geleistet zu haben. "Wir haben ein großartiges Land", sagte Trump. Er sei "einigen der fantastischsten Menschen" begegnet. "Es macht dich sehr stolz, Amerikaner zu sein, wenn du den Job siehst, den sie gemacht haben", sagte Trump.

"Sie haben es der Welt gezeigt und die Welt schaut zu"

Trump und seine Frau trafen später in der Polizeizentrale von Las Vegas Ersthelfer bei der Tragödie. Sie sollten stolz darauf sein, wie sie auf die Schießerei reagiert hätten, sagte Trump zu ihnen. "Sie haben es der Welt gezeigt und die Welt schaut zu", sagte er.

Trump sagte vor dem Abflug: "Wir werden unseren Respekt zollen und auch Polizisten treffen, die in sehr kurzer Zeit einen wirklich fantastischen Job gemacht haben. Das ist ein sehr, sehr trauriger Tag für mich, auch persönlich."

Trump hatte in Las Vegas keine öffentlichen Termine oder Reden geplant. Der Präsident hatte auf das Attentat vergleichsweise verhalten reagiert. Nach jüngsten Anschlägen von Islamisten in Europa hatte er sich deutlich vernehmlicher und heftiger geäußert als nach der Tat des weißen Amerikaners Paddock. Trump bezeichnete den Täter bei seinem Besuch in Las Vegas als "kranke verrückte Person".

Keine Äußerung zum Waffenrecht

Trump verzichtete bisher darauf, sich dezidiert zur Waffenproblematik in den USA zu äußern. Das führte zu sarkastischen Bemerkungen in Medien und sozialen Netzwerken. "Beten alleine reicht nicht", sagte der TV-Entertainer Jimmy Kimmel.

Hoffnungen auf eine strengere Waffengesetzgebung sind aber gering.
Umfragen zufolge gibt es schon in der US-Bevölkerung keine klare Mehrheit für härtere Gesetze. Vor allem aber sprechen die politischen Mehrheiten der Republikaner und eine starke Waffenlobby gegen jede echte Änderung.

Freundin weißt Mitwisserschaft zurück

Die Ermittler erhoffen sich von Marilou Danley, der Freundin des Täters, Erkenntnisse zu dessen weiterhin völlig mysteriöser Motivlage. Die 62-Jährige war nach einem Besuch auf den Philippinen am Dienstagabend (Ortszeit) in die USA zurückgereist und wurde noch am Ankunftstag in Los Angeles vernommen. Sie gilt als "Person von Interesse". So bezeichnen Ermittler Menschen, von denen sie sich wichtige Informationen versprechen, die aber gegenwärtig nicht als Tatverdächtige eingestuft werden.

In der FBI-Befragung wies Marilou Danley jegliche Mitwisserschaft an der Tat zurück. Sie habe keine Ahnung gehabt, dass Paddock ein Massaker plane, sagte ihr Anwalt.

Täter hatte Attacke geplant

Paddock soll seine Tat "umfassend" vorbereitet haben, wie Bezirkssheriff Joseph Lombardo formulierte. Die Polizei fand neben mehr als 20 Schusswaffen in der Hotelsuite im Mandalay Bay Hotel auch eine Kamera, die im Guckloch der Eingangstür installiert war. Zwei weitere waren im Flur angebracht. Nach Polizeiangaben sollten sie Paddock offenkundig beim Eintreffen von Polizisten vorwarnen.

An zwölf Waffen seien außerdem Vorrichtungen entdeckt worden, die das Abfeuern von Schüssen beschleunigen können, eine halbautomatische Waffe quasi zu einer automatischen machen. Ein Experte sprach bei CNN von 900 Schuss pro Minute, die Paddock abfeuern konnte.

US-Fernsehsender zeigten am Dienstag offensichtliche Polizeiaufnahmen aus dem Hotelzimmer, die nach der Tat gemacht wurden. Darauf sind unter anderem Waffen und zahlreiche Hülsen zu sehen. Ein Foto soll den leblosen Körper des Schützen auf dem Boden zeigen. Wie die Aufnahmen zu den Medien gelangten, wurde nicht bekannt. Lombardo nannte den Vorgang "besorgniserregend". Die Polizei leitete eine interne Untersuchung ein.

Nach Aussage des zuständigen Gerichtsmediziners hatten bisherige Angaben über 59 Tote den Schützen in der Zählung eingeschlossen.
Paddock tötete sich selbst, als eine Spezialeinheit der Polizei sein Hotelzimmer stürmte. Die Verletztenzahl korrigierte der Bezirkssheriff am Dienstag mit gut 500 leicht nach unten.

Insgesamt stellte sie nach jüngsten Angaben vom Dienstagabend (Ortszeit) im Hotelzimmer und in zwei Häusern des Täters in Mesquite und in Reno 47 Schusswaffen sicher. Sie seien in Utah, Kalifornien, Texas und Nevada gekauft worden. Außerdem wurden Tausende Schuss Munition und Sprengstoff entdeckt - ein gewaltiges Arsenal.

Vor diesem Hintergrund ist die Debatte über die nach Ansicht von Kritikern viel zu laschen amerikanischen Waffengesetze wieder voll entbrannt. Der Chef der demokratischen Minderheit im Senat, Charles Schumer, forderte in einer Rede in der Kongresskammer "vernünftige Reformen". Man könne das Böse oder den Wahnsinn nicht von der Erde verbannen, sagte Schumer. "Aber wir müssen tun, was in unserer Macht steht, um unser Land zu einem sichereren Ort zu machen."

(felt)
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