Nahost-Konflikt Saudischer Kronprinz spricht Israelis Recht auf eigenes Land zu

Washington · Saudi-Arabien und Israel gelten als verfeindet. Umso überraschender sind die Aussagen des saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman: Erstmals räumt mit ihm ein hoher Vertreter des Golfstaates ein, dass Israelis das Recht auf ein friedliches Leben in ihrem eigenen Land haben.

Mohammed bin Salman al-Saud (Archiv).

Mohammed bin Salman al-Saud (Archiv).

Foto: dpa

Er sei der Überzeugung, dass "die Palästinenser und die Israelis das Recht auf ihr eigenes Land haben", sagte Kronprinz Mohammed bin Salman dem US-Magazin "The Atlantic" in einem Interview. "Ich glaube, dass alle Menschen, überall, das Recht haben, friedlich in ihrem Staat zu leben." Notwendig sei ein Friedensabkommen zwischen den Konfliktparteien, "um Stabilität für alle zu sichern und normale Beziehungen zu haben".

Bis heute unterhalten das ultrakonservative sunnitische Königreich Saudi-Arabien und Israel keine formellen diplomatischen Beziehungen. Hinter den Kulissen hat sich das Verhältnis zwischen den beiden Ländern in den vergangenen Jahren jedoch allmählich gebessert. Beide sehen den schiitischen Iran als eine Bedrohung an. Doch noch nie zuvor hatte ein derart hoher Vertreter Saudi-Arabiens Israel das Recht auf einen eigenen Staat zugesprochen.

Bin Salman betonte in dem Interview, er habe keine "religiösen Vorbehalte" dagegen, dass Israelis und Palästinenser Seite an Seite lebten, solange die wichtigste muslimische Stätte in Jerusalem - die Al-Aksa-Moschee - geschützt werde. "Wir haben religiöse Sorgen um die heilige Moschee in Jerusalem und um die Rechte des palästinensischen Volkes. Aber wir haben nichts gegen irgendein anderes Volk." Israel sei eine große und wachsende Wirtschaftsmacht und es gebe natürlich viele Interessen, die man miteinander teile. Wenn es Frieden geben würde, würde es viele gemeinsame Interessen zwischen Israel und dem Ländern des Golf-Kooperationsrats wie Ägypten und Jordanien geben.

Mohammed bin Salman, Sohn von König Salman, gilt als eigentlicher starker Mann in dem sunnitischen Königreich Saudi-Arabien. Bestimmt wird die außenpolitische Doktrin des sunnitischen Königshauses vor allem von einem Faktor: der Konkurrenz zum schiitischen Nachbarn Iran, den Riad als Erzfeind betrachtet.

(wer)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort