Nach Parlamentswahlen Kristian Thulesen Dahl ist der neue starke Mann in Dänemark

Kopenhagen · Ministerpräsident wird Kristian Thulesen Dahl (45) wohl nicht. Doch in der dänischen Politik dürfte der Rechtspopulist in den kommenden Jahren der neue starke Mann sein, der die Strippen zieht.

Helle Thorning-Schmidt – Dänemarks schöne Ex-Regierungschefin
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Das ist Helle Thorning-Schmidt

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Mit seiner "Dansk Folkeparti" (DF) hat der Lehrersohn Dänemark nach rechts gerückt. Die erste Parlamentswahl mit ihm als Parteichef ist zugleich die erfolgreichste in der Geschichte der Rechtspopulisten.

Nachdem "Kronprinz Kristian" den Parteivorsitz 2012 von der damaligen DF-Chefin Pia Kjærsgaard übernommen hatte, gab der charismatische Familienvater der Dänischen Volkspartei einen neuen strategischen Anstrich: ein weniger scharfer Ton, dafür mehr Fokus auf sozialen Themen. Wenn Parteimitglieder allzu extreme Ansichten äußerten, wies er sie in die Schranken. Seitdem kennt seine Partei nur eine Richtung: nach oben.

Der glühende Fußballfan (angeblich vom FC Liverpool), der ursprünglich aus einer sozialliberalen Familie stammt, wird für seine kontrollierte und besonnene Art über seine Partei hinaus bewundert. Freunde habe er aber wenige, soll er nach Medienberichten einmal gesagt haben. Im Parlament hat Thulesen Dahl den Ruf, zwar nahezu immer zu spät zu kommen, dafür aber bestens vorbereitet zu sein.

Verlierer Rasmussen wird wohl trotzdem Ministerpräsident

Unterdessen hatte Dänemarks liberaler Ex-Ministerpräsident Lars Løkke Rasmussen (51) seit 2011 eine Mission. Er wollte die Schlüssel zum Büro des Regierungschefs zurückerobern. Die hatte er der Sozialdemokratin Helle Thorning-Schmidt damals mit den Worten überlassen: "Liebe Helle, pass gut auf sie auf, denn sie sind nur geliehen."

Nach der Parlamentswahl dürfte der erfahrene Politiker nun künftig tatsächlich wieder ans Ruder kommen: Die Mitte-Rechts-Parteien unterstützen seine Kandidatur als Ministerpräsident geschlossen. So hatte er sich seinen Sieg aber wohl nicht vorgestellt. Seine Partei "Venstre" rutscht dramatisch ab, größte bürgerliche Partei werden stattdessen die Rechtspopulisten.

Zum Verhängnis könnte "LLR" sein durch zahllose Spesenaffären angekratztes Image geworden sein. Schon als Bürgermeister soll sich der dreifache Familienvater auf Kosten der Steuerzahler in der Disco amüsiert, als Minister Rechnungen für Zigaretten und "Arbeitsessen" mit seiner Frau eingereicht haben. Für die Umweltorganisation GGGI flog Løkke auch von dänischen Entwicklungsgeldern in der ersten Klasse um die Welt.

Als herauskam, dass seine Partei im vorherigen Wahlkampf für rund 20 000 Euro Kleidung für ihn zahlte, wäre er fast als Parteichef gescheitert - und blieb überraschend doch im Amt. Viele Dänen haben ihm seine Eskapaden aber nicht verziehen - und ihn bei der Wahl jetzt abgestraft.

(dpa)
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