41-Jähriger will bei Präsidentschaftswahlen antreten Kreml-Kritiker Nawalny in Moskau festgenommen

Moskau · Auf dem Weg zu einer Wahlveranstaltung ist Kreml-Kritiker Alexej Nawalny von der Polizei in Moskau festgenommen worden. "Man hat mich im Eingang meines Hauses festgenommen", schrieb Nawalny am Freitag im Kurzbotschaftendienst Twitter.

 Alexej Nawalny. (Archivfoto)

Alexej Nawalny. (Archivfoto)

Foto: afp

Der 41-Jährige will im kommenden März bei den Präsidentschaftswahlen antreten, er gilt als der schärfste Widersacher von Präsident Wladimir Putin.

Nawalny wollte am Freitag mit dem Zug in die Großstadt Nischni Nowgorod 400 Kilometer östlich von Moskau reisen. Dort wollte er am Nachmittag (Ortszeit) an einer Wahlveranstaltung teilnehmen.

Nach Angaben eine Polizeisprecherin wurde Nawalny wegen "wiederholter Aufrufe zur Teilnahme an einer ungenehmigten öffentlichen Veranstaltung" festgenommen, wie die Nachrichtenagentur Interfax berichtete.

Nawalny veröffentlichte im Online-Dienst Instagram ein Video der Festnahme durch Polizisten, die ihn aufforderten, sie "zu einem Gespräch zu begleiten". Später schrieb er auf Twitter, er sei in eine Polizeistation gebracht worden, die Gründe für die Festnahme seien ihm aber nicht mitgeteilt worden.

Der Anti-Korruptions-Aktivist brachte seine Festnahme aber eindeutig mit der geplanten Wahlveranstaltung in Verbindung: "Der Kreml sieht meine Treffen mit den Wählern als eine riesige Bedrohung und sogar als Beleidigung - denn niemand geht zu ihren Veranstaltungen, ohne dafür bezahlt zu werden."

Nawalnys Wahlveranstaltungen stoßen derzeit in ganz Russland auf großes Interesse, so zuletzt auch in Wladiwostok und Chabarowsk. Allerdings hatte die Wahlkommission im Juni erklärt, der Kreml-Kritiker dürfe wegen einer Verurteilung zu einer fünfjährigen Bewährungsstrafe wegen Veruntreuung nicht bei der Präsidentschaftswahl kandidieren.

Nawalny hält die Verurteilung für politisch motiviert, und auch der Europarat sprach von einer "willkürlichen und unfairen" Gerichtsentscheidung. Das Ministerkomitee des Europarats forderte Russland deshalb auf, dem Kreml-Kritiker die Kandidatur zu ermöglichen. Es wird allgemein erwartet, dass Putin als Kandidat wieder antritt und die Wahl im März gewinnt.

Schon vor seinen letzten beiden Wahlveranstaltungen in Moskau, die ebenfalls nicht genehmigt worden waren, war Nawalny im März und Juni festgenommen worden. Er verbüßte Haftstrafen von 15 beziehungsweise 25 Tagen in Arrestzellen der Polizei wegen des Vorwurfs, nicht genehmigte Proteste gegen Putin organisiert zu haben. Nawalny war zuletzt im Juli aus der Haft entlassen worden.

(csr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort